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Pitner 368 Pitner
200 schweren, mit je 10 Maulthieren be,
spannten Frachtwägen bestehenden Con
voi aus Matamoros nach Monterey und
S. Louis Potosi ausmarschirt war und
am Rio S. Juan von den Iuaristen mit
Uebermacht angegriffen und nach ver«
zweifelter Gegenwehr fast gänzlich auf.
gerieben wurde. Pitner fiel, nachdem
er zwei feindliche Ofsiciere mit dem Re
volver erschossen und zwei Stiche im
Hals und einen Hieb im Arm erhalten
hatte, mit fünf anderen Ofsicieren in
feindliche Gefangenschaft. Kaum nach
mehrmonatlichen Leiden und Gefahren
aus den Handen seiner Feinde entkom«
men und von seinen Wunden genesen,
eilte P. wieder an die Seite seines er»
tauchten Herrn, bei dem er bis zu dessen
letzten Augenblicken ausharrte, Zwei Mal
wahrend der Belagerung von Queretaro
verwundet, nahm er mit seinem Batail«
lon dem Feinde zehn Geschütze ab und
erhielt dafür den Adler«Orden. Der Kai«
ser überhäufte ihn mit Gnade. Beinahe
täglich war er durch mehrere Stunden
bei Sr. Majestät. Noch vor seinem Tode
empfahl der Kaiser Pitner's Schicksal
dem General Escobedo und schickte
er ihm von den Kleinigkeiten, die er bis
zum letzten Moment gebraucht hatte, ein
Andenken. So war denn P. der einzige
der der activen österreichischen Armee
ungehörigen Ofsiciere, welcher bis zur
Stunde des Todes des Kaisers Maxi-
mi l ian an seiner Seite sich befand.
Von den Oesterreichern war mit ihm
nur Major Malburg in Queretaro,
derselbe wurde aber noch vor dem Ende
des Kaisers von den Iuaristen abgeführt.
Nachdem P< wieder freigelassen worden,
kehrte er nach Europa in sein Vaterland
zurück. Mittellos, suchte er eine ent-
sprechende Stelle. Auf die huldvollste
Weise wurde er von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen und ihm gestaltet,
seine Wünsche betreffs seiner Zukunft
auszusprechen. Oberstlieutenant P. bat
um einen Consulatsposten. Gnadigst
wurde ihm die Erfüllung seiner Bitte
in Aussicht gestellt und zugleich von Sr.
Majestät der Auftrag in dieser Richtung
in's auswärtige Amt gesendet. Da
sich aber für den treuen Gefährten des
unglücklichen Kaisers Max im i l i an
mehrere Jahre hindurch immer noch kein
Consulatsposten finden wollte, so war
P., der ja mittellos war, zuletzt genöthigt,
von Neuem in die kaiserlich österreichische
Armee einzutreten, und es wurde dem
bis in den Tod treuen Gefährten deS
Kaisers Max, dem mexikanischen
Oberstl ieutenant Ernst Pi tner,
nach jahrelangem Warten auf eine sei»
nem Range entsprechende Unterkunft, die
Gnade zu Theil, im Jahre 1869 als
Oberlieutenant in das eine der neu errich»
teten Cavallerie'Regimenter eintreten zu
dürfen. Noch sei bemerkt, daß P. als
Augenzeuge über seine letzten Erlebnisse
'Hn der Scite seines unglücklichen Fürsten
ein ausführliches Tagebuch geführt hat,
welches noch gar nicht bekannte Details
über jene Katastrophe enthalt, die dem
größten politischen Morde unseres Jahr«
Hunderts voranging.
Wiener Zeitung 1867, Nr. 233, S. 6l. —
Fremden« B la t t , herausg. von Gustav
Heine (Wien, 4«) l867. Nr. 273.
Pitner, Franz (Aquarel lmaler,
geb. zu Wien im Jahre 1826). Lohn
eines k. k. Staatsbeamten und Bruder
des kais. mexikanischen Oberstlieutenants
Ernst P. j^ s. d. Vorigen^. Da er in
früher Jugend Talent für die Kunst
zeigte, kam er bald in die Akademie der
bildenden Künste in Wien, wo er sich in
der Aquarellmalerei ausbildete. Seine
weiteren Studien machte er in Italien,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon