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Plößl 442
den Großsultan fertig. Von dem dialy.
tischen Refractor, feinem Meisterstücke,
das 4600 ft. kostete, bis herab zu der
einfachsten Brille, gab er kein Stück aus
der Hand, das er nicht mit der größten
Genauigkeit selbst geprüft. Zu den schön-
,sten Arbeiten, die aus seinem Atelier her«
vorgingen und die jeden Vergleich mit
den besten Instrumenten der berühmte-
sten Optiker aushalten, gehören die Mi«
kroskope, von deren einem, das im Preise
von 483 si. sieht, hier die nähere Be-
schreibung folgt. Sein durch Triebwerk
gegen den festen Objectivtisch beweglicher
Körper stcht auf messingenem Postamente
und hat drei Okulare und sieben achro.
matifche Linsen; der starke Linseneinsah
ist so eingerichtet, daß er mit und ohne
Deckgläser gebraucht werden kann. Es
hat einen concaven Restexionsspiegel zur
transparenten Beleuchtung und ein spha»
risches Prisma mit Bewegung zur Be>
leuchtung opaker Objecte; eine große
Lichtverstärkungslinse auf besonderem
Fuße zur Verstärkung der Beleuchtung
sowohl transparenter als opaker Gegen«
stände; ferners ein concaves Glas für
Flüssigkeiten und eine Wilso n'sche Loupe.
Die Vergrößerungen gehen von 23mal
bis zu 300mal Linear oder 623- bis
230.000mal der Flache, mit vollständiger
Klarheit und Scharfe. Von seinen übri-
gen Erzeugnissen sind noch besonders her-
vorzuhaben sein Schrauben-Mikrometer,
mit welchem ein Hunderttausendstel eines
Zolls gemessen werden kann; seine Feld«
stecher, besonders für Officiere im Kriege
verwendbar; seine Polarisations-Instru-
mente u. s. w. Auch im Geschäftszweige
der Brillenfabrikation hat P. geradezu
wohlthätig gewirkt, er erfand einen Seh.
messer aus verschiebbaren Cylindern be«
stehend, die so lange von und zueinan«
der gerückt werden, bis der beschaute Gegenstand nicht mehr doppelt, sondern
einfach erscheint. Dieß gibt dann die
richtige Sehweite für daS Auge des Bril«
lenbedürftigen ab. Wenn man erwägt,
wie schlechtgewahlte Brillen dem Auge
des Menschen gefährlich find, so gewinnt
Plößl'S Erfindung um so größere Be<
deutung. Andreas Baumgar tner .
der verstorbene Präsident der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften, hat in sei«
nen Werken dem verdienstvollen Optiker
an mehreren Stellen ein schönes Denk«
mal geseht. I n seiner „Zeitschrift für
Physik und Mathematik" erwähnt er der
Plößl'schen Fabrikate bei jeder Gele-
genheit auf das Rühmendste, und auch
in keiner der zahlreichen Auflagen seines
Hauptwerkes: „Die Naturlehre nach
ihrem gegenwärtigen Zustande", ver<
säumt er, im Abschnitte von der Optik
allen Freunden der Wissenschaft mit
Wärme d?n Gebrauch der Plößl'schen
Instrumente zu empfehlen. Der Name
Plößl'S, der, wie schon erwähnt, den
besten Klang in der wissenschaftlichen
Welt hat, fehlt im ConversationS«3eri«
kon; auch die Heimat erkannte nicht ge»
nügend, daß sie an ihm eine eigentliche
Industriegröße zu ehren hatte. Alu
18. Februar 1847 wurde er mit der
großen goldenen Medaille für Kunst und
Wissenschaft ausgezeichnet. Diese Me»
daille wurde ihm im Beisein der Herren
Ett ingöhausen, L i t r row, Burg ,
Heßler u. A. im großen Saale des
Magistratsgebäudes überreicht, und der
damalige Bürgermeister Czapka schloß
eine Anrede an ihn mit den Worten:
„Mögen Sie noch lange das fortschrei'
tende Gedeihen Ihrer optischen Kunst»
anstatt in lebenskräftiger Selbstthätigkeit
fördern, und möge dieses achtungswerthe
Institut einst in die Hände eines Mannes
übergehen, von dem ebenso wahr als
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon