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Podmmnyky
PodMllNiczkl) Freiherr von Aszöd,
Friedrich (ungarischer Landtags>De.
Putirter und Schriftsteller, geb.
zu Pesth in Ungarn im Jahre 4824).
Entstammt einer alten, in Ungarn an»
sasftgen Adelsfamilie, über welche die
Quellen S. 9 nähere Aufklärung geben.
Ein Sohn des Freiherrn Kar l (gest.
1838) aus dessen zweiter Ehe mit Elise
Gräfin Nostitz.Iankendorf (gest.
4883). Die Schulen besuchte Freiherr
P. in Miskolcz, Pefth und Käsmark, wo
er auch die juridischen Studien beendete.
Im Jahre 4846 unternahm er eine grö«
ßere Reife nach Schweden und Rußland,
über welche er nach feiner Rückkehr das
Werk: „?7il ilii-o««/««, d. i. Neiseskizzen,
veröffentlichte. Aus seiner schriftstelleri»
fchen Thätigkeit riß ihn die Bewegung
des Jahres 1848, welcher er sich gleich-
falls anschloß, so daß er nach Bemalt!'
gung der Revolution aus Strafe als Sol>
dat in die Reihen der kais. Armee gestellt
wurde. Als er im Jahre 188l) wieder
aus derselben entlassen wurde, betrat er
die schriftstellerische Laufbahn und ve»
öffentlichte^bis zur Gegenwart eine Reihe
von belletristischen Werken, deren Titel
weiter unten folgen. Die politischen Ver-
änderungen, welche im Jahre 4861 in
seinem Vaterland« eintraten, beriefen
auch den Freiherr« P. in den denkwür-
digen Landtag, welchen der König auf
den 2. April des Jahres 1861 einberuft»
hatte, indem Freiherr P. zu Szarvas im
BetMr Comitate als Deputirter gewählt
wurde. In demselben sprach er in der
28. Sitzung des Repräsentantenhauses
am 24. Mai in den Verhandlungen über
die Form, in welcher die Botschaft an
den König, ob in jener einer Adresse oder
eines Beschlusses ^vergleiche zum Ver>
ständnisse der politischen Sachlage die
Biographie des Paul Iä.mbor, Bd. X, S. 60), zu richten sei, für die Form
des Beschlusses. In seiner Rede be>
rührt P. unter andern die Nat ion ali»
täten» und Iudenfrage. Betreffs der
Ersteren bemerkt er, daß nach seiner
Ueberzeugung die Ungarn sich mit ihren
croatischen Brüdern lieber gar nie aus-
söhnen sollten, als daß diese Versöhnung
eine scheinbare sei — d. h. daS Resultat
eines Zwanges; die Versöhnung zwischen
freiheitsliebenden Völkern kann nur dann
dauerhaft und heilsam sein, wenn dieser
Vertrag auf Acktung der Freiheit und
des Rechtsgefühls bafirt ist. I n Betreff
der Iudenfrage meinte er, daß die Un>
gärn von heute an den Israeliten das
Versäumnis) der Ahnen gut zu machen
haben. Zwar könne er nicht läugnen, daß
die Ungarn nickt selten gerechte Klagen
gegen die in ihrem Lande wohnenden
Israeliten hätten erheben können, aber
diese auch nicht minder gerechte Klagen
gegen die Ungarn; wurden sie doch uon
ihnen aller Bürgerrechte beraubt, selbst
gezwungen, sich von der Nation zu sepa»
ciren, so daß ihre Interessen, ihre Be»
schäftigung von den unseren abweichend
seien. P. schließt seine Rede mit den
Worten: Tin großer Dichter sagte einst,
es ist „schwer, Mensch zu sein." Wenn
dieser Dichter jetzt leben, die dreihundert»
jährigen und gegenwärtigen Verhältnisse
unseres Vaterlandes kennen würde, so
bin ich überzeugt, daß er, mit uns aus»
rufen würde, noch schwerer ist es, ein
Ungar zu sein. Die Titel der von P.
bisher durch den Druck veröffentlichten
Werke sind: „Ni« n«^6«, d. i. Reise-
Tagebuch (Pesth 4883)', — „^.s a?Mck'
«aM«s öam7/ii", d. i. Die Hütte der
Tieflandsjäger, 8 Bände (ebd. 4884)'.
— „I'ssssH l'öoi7/ät VSN»«'« ^ d. i.
Beliebt, Veilchen zu kaufen? 8 Bände
(ebd. 4886); — ^ iom H
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon