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Hwlawsky H
Polllwskl). Ferdinand (Schauspie-
ler, geb. zu Ber l in 1779. gest. zu
Prag 2. Februar 18H4). Sohn eines
OfficierS der Leibgarde Stanislaus Po>
niatowski's, verlor er schon frühzeitig
seine Eltern und kam in das Haus eines
entfernten reichen Verwandten, des
Dom» und Stiftsherm Heitmann in
Berlin, wo er eine sehr sorgfältige Nrzie»
hung genoß. Nachdem P. die lateinischen
und Humanitätsstudien am Joachims»
thal'schen Gymnasium zu Berlin in seinem
18. Jahre vollendet hatte, sollte er in die
kön. preußische Seehandlung eintreten;
allein der mächtige Drang, den er zum
darstellenden Künstler in sich fühlte und
der besonders durch die Meisterdarstellun»
gen eines I f f land , Fleck, Mat<
tausch, die er oftmals zu bewundern
Gelegenheit hatte, genährt wurde, bewog
ihn, seinem Pflegevater auf das Bestimm»
teste zu erklären, daß er sich keinem
anderen Berufe widmen wolle, als dem
deS Schauspielers. Heitmann willigte
ein, verlangte aber, P. müsse, ehe er in
die OeffenUichkeit trete, vor einem kleinen
Kreise Sachverständiger sein Talent zur
Geltung bringen. Dieses geschah, P.
spielte den Graf von der Mulde in
Kotzebue's „Kind der Liebe" auf dem
Privattheater im Rellstab'schen Hause
in Berlin. Die Probe siel glänzend aus
und an P.'s außerordentlicher Befähi»
gung zum darstellenden Künstler war
nicht mehr zu zweifeln. I f f land inter-
esfirte sich sehr für den jungen, hoffnungs»
vollen Künstler und verschaffte ihm bei
der Gesellschaft der Madame Döbbe»
l in, die drei Monate deS Jahres in
Potsdam, die übrige Zeit in Stettin,
Theatervorstellungen gab, ein Gngage-
ment. Am 1. November 1798 trat er
in Kotzebue's „Vecläumder" als Kam»
merjunker von Scharfeneck in 7 PolllWsky
Potsdam zum ersten Male auf. BisOctober '
13U3 blieb P. in Stettin, während wel»
cher Zeit er 1801 in Berlin und auf einer
größeren Kunstreife zu Hamburg, Bre»
men, Breslau und anderen Bühnen,
hauptsächlich im Fache der Chevaliers
und munteren Liebhaber Gastrollen gab,
die von großem Erfolge begleitet waren.
Bald erwarb er sicd in diesem Fache
einen so ehrenvollen Ruf, daß er von
Lieb ich für das ständische Theater in
Prag, das damals unter Guarda»
soni's Leitung stand, engagirt wurde.
Am 8. December 1803 debutirte er als
Diethelm in Kotzebue's „Schreibe»
pult" vor dem Präger Publicum und
fand einstimmigen Beifall, welcher durch
die folgenden Leistungen als Will»
bürg in der „Selbstbeherrschung" von
I f f land und Hurlebusch im „Wirr.
war" sich noch
steigerte. Seine Leistungen
alä Schwätzer, Graf von der
Mulde, Ricaut, Karl Ruff u.
m. a. hatten die Aufmerksamkeit des
Grafen Ferdinand von Pälffy, der
damals das k. k. Hofburg-Theater in Wien
leitete, auf ihn gelenkt und P. erhielt
im Jahre 1811 die Einladung zu einem
Gastspiele nach Wien, dem er noch in
demselben Jahre Folge leistete. Der Er>
folg desselben war so günstig, daß er
im Jahre !812 abermals in Wien ga»
stirte, bei welchem Gastspiele er beson»
ders als Reckau im .Porträt der Mut»
ter" und als Hamlet glänzte. P. wurde
nach diesem zweiten Gastspiele in Wien
engagirt, wo er sich die Liebe des Publi»
cumS im vollsten Grade erwarb. Allein
nicht lange verweilte er in Wien, es zog
ihn unwiderstehlich nach Prag zurück,
und er folgte auch in kurzer Zeit einem
neuerdings an ihn ergangenen Rufe
dahin. Bald nach seiner Rückkehr nach
Prag gab er seine jugendlichen Rollen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon