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üoutzer 69 Politzer
Akademie der Wissenschaften vorgelegt
und in den Sitzungsberichten der Aka»
demie (14. März 1861) veröffentlicht
wurden. I m selben Jahre trat P. behufs
praktischer Studien in der Ohrenheil'
künde eine Reise nach Deutschland, Frank»
reich und England an. I n Würzburg,
wo er mit u. Trö lisch praktische Ohren»
Heilkunde studirte, unternahm er gleich»
zeitig eine Reihe von Versuchen über den
Mechanismus derMuökeln derOhrtrom»
pete. Er wies nach, daß bei galvanischer
Reizung des k. "IiiFsminuZ in der Schä>
delhöhle die Ohrtrompete, deren Muskel
von diesem Nerven versorgt wird, erwei»
tert werde. I n Paus, wo er neben M e»
niöre praktiscb thätig war, stellte er
gleichzeitig Versuche an über die Schwin»
gungen deS Trommelfells und der Gehör»
knöchelchen, und war es ihm bei diesen
Versuchen gelungen den Hammer, Am»
bos und Steigbügel ihre eigenen Schwin-
gungen niederschreiben zu lassen. Diese,
sowie die früheren Versuche wurden von
Claude Bernard, dem Physiologen an
der Sorbonne, der französischen Akademie
vorgelegt und diese ernannte eine Com»
Mission, welche die Richtigkeit der Reful-
täte der Versuche bestätigte. I n London
hat P. stch vorzugsweise dem Studium
der pathologischen Anatomie des Ohres
zugewendet, wozu sich ihm in der sehr
reichhaltigen Sammlung des berühmten
Dr. Toynbee die günstigste Gelegenheit
darbot. Nach Wien zurückgekehrt, wurde
er nach bestandener Prüfung behufs der
vLiiin. le^onäi vom Profefforencollegium
einstimmig zum Docenten der Ohrenheil»
künde an der Universität vorgeschlagen,
welchem Vorschlage bald die Ernennung
von Seite deö Unterrichtsministeriums
(1861,) folgte. Gin reichliches Materiale
zu seinen weiteren Studien erhielt Po»
litzer durch seine Ernennung zum Stadt» armen-Ohrenarzte von Wien durch die
niederösterr. Statthalters! und durch die
ihm gestattete Benützung des Kranken»
Materials auf mehreren Abtheilungen
des allgemeinen Krankenhauses und des
ArmeN'VersorgungshausesamAlserbache.
Bald zeigten sich die gemeinnützlichen
Folgen dieser Thätigkeit, indem die
Ohrenleidenden der ärmeren Volksclasse,
welche früher wegen des gänzlichen Brach»
liegens der Specialität in Wien kaum be>
rücksichtigt wurden, sich nun zahlreich in
dem Ambulatorium einfanden, um Hilfe
zu suchen. Das Ambulatorium diente
gleichzeitig zur Belehrung für die aus
Deutschland, Amerika, Schweden und
Rußland kommenden Aerzte, welche sich
zahlreich in den Cursen P.'s einfanden,
um praktische Kenntnisse in der nur an
wenigen Universitäten des Kontinents
gepflegten Specialität zu erwerben. Im
1.1863. veröffentlichte Po litzer ein von
ihm erfundenes neues Heilverfahren gegen
Schwerhörigkeit in Folge vonUnwegsam»
keit der Eustachischen Ohrtrompete und
von Katarrh des Mittelohres. Durch die
überraschend glänzenden Erfolge, welche
mit demselben in zahlreichen Fällen erzielt
wurden, hat dasselbe eine rasche Verbrei»
tung am Continente sowohl wie auch in
England und Amerika gefunden. Das
Verfahren, jetzt allgemein „Politze r'sches
Verfahren" genannt, zeichnet sich durch
seine Einfachheit aus, wodurch es von
jedem praktischen Arzte angewendet wer.
den kann, ferner daß es dem Patienten
nicht jene schmerzlichen Empfindungen
verursacht, wie die Anwendung des Ca>
theters und daß durch dasselbe sehr
häusig, namentlich bei Kindern, Heilung
erzielt wird, wo früher nichts geleistet
werden konnte. Seit der Einführung des
P.'schen Verfahrens hat sich das percen»
tuelle Verhältniß der geheilten Ohren»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon