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entstand und einige derselben ihren Unwillen
darüber sogar dem Papste selbst zu erkennen
gaben. Um allen diesen Klagen und Vor>
würfen zu entgehen, schickte der Papst seinen
Günstling nach Bergamo, um dort das ihm
verliehene Bisthum zu übernehmen; aberP,,
dort von den Staatsgeschäften Ausgeschlossen
und des Umganges mit Personen seines
Standes beraubt, ließ mit Bitten nicht eher
nach, bis ihn der Papst wieder nach Rom
zurückberief. 1730 ging er zum ersten Male
in's Conclave und gab sich viele Mühe, die
päpstliche Würde zu erlangen. Auch würde
es ihm gelungen sein, da er die sogenannte
benediciinische Partei, die fast zwei Drittel
der Stimmen ausmachte, auf seiner Seite
hatte, aber der spanische Cardinal Cinfue»
gos machte durch Carricaturen der bösesten
Art alle Pläne P.'s zu nichte. Unter dem
neuen Papste Clemens X I I . wurde P.
Mitglied der Congregation „Lups? nonnul-
U2", welche über die ungetreuen Minister des
Vorigen zu Gerichte saß. 1737 erhielt P. die
Aufsicht über die öffentlichen Gelder in Rom
und 1740 folgte er dem Cardinal Dauia
in der ?i>a,LkLotu,r», äsN' IMieo. Am 18, Fe<
bruar desselben Jahres zog P, zum zweiten
Male in das Conclave und wurde schon fast
allgemein als der künftige Papst bezeichnet,
als wieder ein höchst beißendes Pasquill,
das unter den Vätern im Conclave zum
Vorschein kam, alle seine Hoffnungen ver<
eitelte, Cin Unwohlsein vorschützend, »erließ
P, das Conclaue, und als man seiner
Aufforderung zur Verfolgung des Verfassers
des Pasquills, da man eine solche für un>
nütz erklärte, nicht nachkommen wollte, verfiel
er aus Verdruß und Aerger in eine gesähr»
liche Krankheit, welche in kurzer Zeit auch
einen tödtlichen Ausgang nahm. Nr starb
im Alter von 06 Jahren, — 7. Nikolaus
Graf P. (geb. 1744, gest.), von der bayeri»
schen sogenannten Ascanischen Linie, Graf
Nikolaus war kön, bayerischer Kämmerer.
Durch die von ihm veröffentlichten Werke
gewinnt er auch für Oesterreich Interesse. Er
hat folgende Schriften herausgegeben! „Line
Wasserstraße von München nach Tirol und
an den Bodensee könnte allein bei fallendem
Preise dem bayerischen Getreide einen dauern«
den Absatz sichern, auch in Jahr und Tag
vollendet sein" (München 1807, 8».); — „Die
Verbindung der Elbe und Oder mit der Donau
und dem Rhein, als Nachtrag zur Wasser»
straße von München nach Tirol u. s, w." (ebd. 1808, 8«.); —„Ueber die erwünschte
Umaesualtung der bestehenden Hospitäler in
nützliche Werkhäuser u. s, w." (Landshut 1809
Weberin München), ar, 8«.); — „Beitrag
zur erschienenen Schrift „über Staatsuer»
waltung", als Nachtrag zur Abfertigung der
in der Ienaischen Literaturzeitung von H.
o. W. u. s. w." (Lllndshut 1317, Krüll,
gr, 8°.); — „Ueber die Verminderung des
Vermögens uon den Spitalfonds zu Patten»
dorf, wenn die dortige Oeconomie dem
Verkaufe unterworfen würde" (ebd. 1817,
Krüll, gr. 8».); — „Salztransport uon
Traunstein über Landshut nach Regens»
bürg durch Landfrohnen und einige Ideen
über Wassertransporte, mit einer Uebersicht
über die Gegend, wo Kar l der Große, die
Verbindung der Donau mit dem Rhein be<
absichtigte" (ebd. 1818 sMeber in München),
8»,). Mit Grafen Nikolaus und seinem
Bruder Sigmund ist die ascanische, in
Bayern ansässige Linie der Porcia im
Mannsstamme erloschen.
l!I, Wappen. Ein blaues Feld mit goldenem
Schiloeshaupt. Im blauen Felde stehen sechs
goldene Lilien (3, 2, 1), Den Schild bedeckt
der Fürstenhut.
Porges Edle von Portheim, Moses
und Leopold (Iuda), Brüder ( In-
dustrielle und Humanisten). Mo>
ses (geb. zu Prag 22. December 178t.
gest. ebenda 28. Mai 1870); — Leo»
pold (geb. zu Prag 1784, gest. ebenda
10. Jänner 1869). Beide Söhne unbe-
mittelter jüdischer Eltern; Moses hatte
Anfangs ein kleines Leinwandgeschäft,
bis er im Vereine mit seinem Bruder
Leopold zu Beginn unseres Iahrhuu»
derts auf dem Iohannisplatze zu Prag eine
kleine, bloß aus einem Drucktische beste-
hende Caitundruckerei errichtet«. Allein
durch unermüdlichen Fleiß und Eifer
brachte er es in einigen Jahren dahin,
daß er bald eine Fabrik zu Prag, 1830
aber eine zweite zu Smichov aufstellen
konnte, und in ersterer um das Jahr
1840 bereits 200, in letzterer aber 400
bis 800 Arbeiter beschäftigte. Nuch war
MoseS P. der eiste, welcher die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon