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Liebe zur Pflege seiner Muttersprache
und dm ausgesprochenen Hang für die
nationale Dichtung hatte er aus dem
Vaterhause mitgebracht. Das Gymna»
sium und die erste HumauitätSclasse be>
suchte er zu Prag, dann trat er in das
Geschäft seines Vaters ein und lernte in
demselben von unten auf alle Obliegen-
heiten bis zu denen des CorrectorS.
Während dieser Lernezeit hielt er sich
bald zu Prag, bald zu Königgrätz auf,
wie es eben die von dein Vater über»
nommenen Arbeiten nöthig machten.
Auch besorgte er durch einige Jahre
(1837—1840) und mit Erfolg die Re-
daction des öechischen UnterhaltungS»
blattes „Hvst?", d. i. die Blüthen. Im
Jahre 1842 übernahm er von seinem
Vater die Druckerei in Prag und war
eben daran, sich ein neues umfassendes
Verlagsgeschäft zu gründen, als die
Ereignisse des Jahres 1848 herein,
brachen und wie überall, so auch in
seinen Unternehmungen störend e!n>
wirkten. Nichtsdestoweniger arbeitete P.
in seinem Verlagsgeschäfte rüstig fort, in
welchem er die belletristische Richtung
und in dieser die Uebersetzungen beliebter
Werke ausländischer Autoren mit beson>
derer Vorliebe pflegte. I n den der
Achtundvierziger-Periode bald gefolg-
ten Tagen der Reaction hatte auch
P. manche Unannehmlichkeit zu über»
winden. So Hut er den Druck und Ver-
lag deS von Rit terSberg redigirten
Taschen'Konversationslexikons
begonnen und -bis zum Buchstaben KI
fortgeführt, als die damals maßgebenden
militärischen BeHorden an dem freimü-
thigen Tone dieses Lexikons, das that»
fächlich für die damalige Zeitgeschichte
interessante und neue, aber mitunter auch
stark parteiisch' gefärbte Enthüllungen bringt, Anstoß nahmen und die Fort.
setzung untersagten. Das Werk war nun
ein Torso und der Schaden für den
Verleger, der in den Druck und Verlag
desselben ansehnliche Summen gesteckt,
ein sehr empfindlicher. Doch blieb man
dabei nicht stehen, man stellte ihm auch
die Herausgabe der sechischen Ueber»
setzung von Lamartine's „Geschichte
der Girondins", so wie den Druck von
Kolar's Drama „2i3ka's Tod" ein,
obgleich das letztere erst kurz vorher auf
der Prager Bühne dargestellt worden
war. Gegen derlei ließ sich damals nun ein»
mal nicht ankämpfen, man mußte es ein»
fach über sich ergehen lassen und andere
Wege einschlagen, um für den erlittenen
Gchaden Ersah zu erlangen. Im Jahre
1858 begann er mit K. B. Storch die
Heransgabe der den französischen und eng<
lischen literarischen Revuen nachgebildeten
Monatschrift »Od^or« , wovon jedoch
nicht mehr als acht Hefte erschienen sind.
Indessen consolidirte P. immer mehr
sein Verlagsgeschäft, das hauptsächlich
aus Ucbersetzungen fremdländischer Unter»
Haltlingsschriften besserer Gattung, guter
Iugendschriften, aus Lehrbüchern für die
unteren Schulen und Bühnenstücken
besteht, von welch letzteren er bereits eine
Sammlung „D/?)aäs?n<i 5M«'oisAa"
(Theaterbibliothek) bis zum 60.Bändchen
fortgeführthat. Seine eigene literarische
Thätigkeit umfaßt Uebersetzungeu einiger
Erzählungen der Karoline Pichler. von
Zschokke u. A.. auch hat er des pol»
Nischen Dichters Korzeniowüki Lust-
spiel: „Der alte Ehemann", für die
öechische Bühne bearbeitet. Im Jahre
1848 war P. Mitglied des St. Wenzel-
Ausschusses und später des National-
Comitö'S, im Jahre 1861 wurde er zum
Vorsteher deS Präger Buchhändler-
Gremiums erwählt, welche Stelle er
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon