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Potocki 170
weftn und das Cadetencorps, und er erwarb
sich auf diesem Posten große Verdienste.um
sein Vaterland. Während seiner vieiM'
rigen Leitung des Unterrichtswesens hoben
sich die Schulen, wurden gelehrte Institute,
Bibliotheken, Museen, Cabinete theils ganz
neu errichtet, theils ältere restaurirt und neu
ausgestattet, und ungeachtet der für derglei»
chen nichls weniger als günstigen kriegerischen
Zeiten und des Mangels der erforderlichen
Mittel, entwickelte sich unter seiner sorgsamen
und umsichtigen Oberleitung in dieser Nich»
tung ein stetiger und fühlbarer Fortschritt,
Er führte der Vrste von Seite der Regierung
die Prüfungscommissionen ein und übernahm
den Vorsitz in denselben, ^rganisirte neu die
Gesellschaft für den Elementarunterricht, er<
lichtete mit Lubieii^ki gemeinschaftlich die
Rechtsschule, dann eine medicinische und theolo»
gische Lehranstalt, Nach Wiedereinsetzung des
Königreichs im Jahre «8l3 behielt P. die
UnterrichtZangelegenheiten unter seiner Lri>
tung und wurde Minister für Unterricht und
Cultus, Damals entstanden durch seine eif»
lige Mitwirkung die Warschauer Hochschule
und andere wissenschaftliche Anstalten, Dabei
war er selbst li'teransch thätig und üble —
obgleich er den französischen Richtungen hul>
digte — immerhin wesentlichen Einfluß auf
den geistigen Umschwung im Lande. Im
Jahre l8l8 wurde er Präsident des Senates,
nuf welchem wichtigen Posten P. durch seine
staatsmännische Umsicht und Energie im hohen
Grade ersprießlich wirkte. Mit dem Grz«
bischofe Malczewski gemeinschaftlich er<
wirlte er in Rom die Erlaubniß zur Auf<
Hebung der Klöster im'Königreiche, und «m
diesen so wichtigen Schritt vor der Oeffenr«
lichkeit zu rechtfertigen, veröffentlichte er eine
besondere Schrift, in welcher er die Ideen,
die ihn zu diesem Vorgänge veranlaßten,
darlegte. Aber seine Gegner — und daß em
Mann seines Schlages deren mehr als genug
besaß, wer zweifelt daran? — konnten diese
That des Grafen nicht verwinden, und eben
diese Nechlfertigungsschrift, in welcher sie
demagogische Ansichten fanden, diente ihnen
zum Sturze des Grafen. Im Jahre 182«
wurde er feines Ministerpostens enthoben
behielt aber jenen eine« Senats.Präsidenten
sowie seine Stimme im Ministerrathe bei.
Doch nicht lange mehr wnr es ihm vergönnt
zu wirken, mehrere Monate spater starb er
auf seiner Besitzung zu Willanow im Alter
von L9 Jahren. Von seinen im Drucke er< schienenen Schriften sind vor Allem bcmer»
kenswrrth seine zahlreichen Reden, welch«,
theils einzeln, theils in Sammelwerken ab>
gedruckt erschienen sind und von denen eine
Sammlung in zwei Nänden noch bei seinen
Lebzeiten unter dem Titel: „?oc^val?, iuov^
i losPr^v?'", ^ z Lobreden, Vorträge und
Abhandlungen (Warschau 18!U, gr. «".) er>
schienen sind. Außerdem gab er heraus: »0
L2tu,«o n 'äann^ck es^N 'Wlnkelmann, zwl.
»kl", d. i. Von der Kunst der Alten oder
der polnische Winckelmann (ebd. i8l8); —
„0 v??iu,(»vio i 8t?Iu", d, i. Von der Rede
und uom Style, 4 BÄnde (ebd. i8tü, 8°)
Neift nach Viemnogrod, 4 Bände (ebd. i82y).
P. ist nicht nur eine Zierde seiner berühmten
Familie, sondern auch bedeutend als Staat«,
mann und unter Polens verdienstvollen Män<
nern ciner der verdientesten, Graf Stanis.
laus war (seit <?7U) >uit IsüVM Fürstin
c»I>l»mirs>tt uermnlt uno stammt aus dieser
Ehe Grnf Alexander IM, 4), dessen Sohn
Graf August (geb. <8>l), kais, russischer
Oborstallmeister und vermalt mit Gräsin
Alexandra Potocka von der podolifchen
Linie, nunmehriger Chef der Potocki'schen
Linie von Nillanow in Polen ist. Meyer
(I.), Das große CllnuersallonS'Lm'ko»,Zweite
Ablhlg.. Vd. IV, S. 73?. Nr. ? (nach diesen,
geb. im Iahro l7»N, gest. « . August «2y.
nanvu l ln clu» üou»
'ar 21. M. ^,. V. H.i>
l824 <zl,»., z, In. IU)i»lil«
., 8».) ^amo XVI I I . l>> " . — Lln-
cla« damma« viv«,nt« . . .
°.) 1'om. V,
schichte drr polnischen Literatur in Umrissen
'(Warschau 1845, Sennewald, gr. 8".) Vd. I I I .
S. U7l. — i?/loch/»lc,^« ^»Uss!/^, 1)^2^2-
»»!>? Ull2on^eli ?o!ll1c6v otr., d. i, Lerikon
der gelehrten Polen (Lemberg t822, «»,)
Nd. I I , S. 344. — Hz'c/i«?-^'« ^««M»
Kr?t7«2u^m?.a,'^3lü, d. t, Polnische Litern»
tur im historisch,kritischen Grundriß (Kralau
l8U8. Himmelblau, gr. ö°.) Vd. I I , S. »3.
Bd. XX I , S. 430.^ — 39. Stephan P,
(Gesandtschaftsmarschall, gest. zu Lemberg
im Jahre 1720). Ei>, Sohn dc« gelehrten
Castellanö von Kamieniec Paul P. Mr. 30^
aus dessen Ehe mit Eleono re Soltykl lw
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon