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Prati 201 Prati
o" später im Drucke erschien. Nach
vollendeten Studien kehrte P. in seine
Heimat zurück, um Advocat zu werden,
gab sich jedoch statt deffen ganz der Poesie
hin. Im Anfange der Vierziger»Iahre,
als er sich in der Lombardei aufhielt, be»
fand er sich im Zenithe seines Ruhmes,
die ganze Jugend.Italiens durch seine
begeisterten Werke mit sich fortreißend.
Damals wäre es eine leichte Sache gewe-
sen, P. ganz an Oesterreich zu fesseln, und
es wurde auch bei der Wahl eineS Re>
dacteurs für das Feuilleton der Mailän.
der Zeitung auf P. als die geeignetste
,Persönlichkeithingewiesen', das Mailänder
Gouvernement jedoch, welches bei Fest»
lichkeiten und dergleichen Tausende und
aber Tausende hinauswarf, knikerte und
knauserte dem Poeten gegenüber, so daß
dieser empört, Mailand im Jahre 1843
verließ und nach Turin auswanderte, wo
ihn Kar l Albert mit offenen Armen
empfing, ihn zu seinem Hofpoeten ei'
nannte und ihm sofort eine Stelle bei
dem Negierungsblatte anwies. Auch trug
er P. auf, eine National-Hymne zu dich<
ten, welche dieser noch in demselben Jahre
veröffentlichte und in ihr Kar l Albert
als den Befreier Italiens begrüßte. Diese
Hymne erregtedamalö überall, ja selbst in
der Diplomatie, gerechtes Aufsehen. Bis
zum Jahre .1847 veröffentlichte P. eine
größere Anzahl poetischer Werke, meistens
lyrischen Inhaltes; von diesem Jahre
bis 1886 hingegen fast nur politische
Dichtungen, welche ihm, da sie von anti»
republikanischer Gesinnung durchdrungen,
die ganze rothe Demokratie im Lande,
ihm schon seit 1846 wegen seines Gedich'
tes: „H.?a,nn^ Visier", als der Apotheose
einer Deutschen gram. zumTodfeinde mach'
ten. Bis zum Iahre1861 lebte er bald in
Florenz, bald in Turin. 1861 wurde er
zum Professor der italienischen Beredsam» keit an der Universität Bologna ernannt'
welche Stelle er jedoch, wieB r o ckh aus'
„Conversations'Leiikoli" angibt, ausge»
schlagen haben soll. Im Sommerdes Iah»
res 1868 besuchte P. seine Heimat Süd»
tirol und wurde bei dieser Gelegenheit in
Trient von den daselbst lebenden Ita»
lianissimi zu einer Tafel geladen.
Der erste Toast galt P., dem gefeierten
Dichter und Patrioten und man erwar»
tete wohl, P. werde auf den König von
Italien einen Trinkspruch ausbringen,
indessen aber forderte er die Gesellschaft
zum grenzenlosen Erstaunen derselben
auf, die Gläser auf das Wohl des ritter«
lichen Kaisers Franz Joseph I., deö
constitutionellen Monarchen Oesterreichs,
zu leeren. Was den ästhetischen Werth
der poetischen Erzeugnisse P.'s anbelangt,
so ist es unendlich schwer, ein Urtheil
über dieselben zu fällen. Auch ist P. für
das Verständniß-des Auslands, besonders
für Deutschland, das ihn eben sehr un>
richtig be> oder eigentlich veiurtheilt,
kaum je zugänglich, da ei sich selbst eine
durchaus eigenartige Phraseologie gebil-
det, die höchst schwierig zu übersetzen und
selbst^ den Italiener oft fremdartig be>
rührt, ohne deßhalb gerade unberechtigt
zu sein. Wenn übrigens Schwung, Phan»
tasie, Ideenreichthum, Bilderfülle, Adel
der Gesinnung, vor allem aber dasjenige,
was als „Deiis «st in nobiL ÄZitantL
o2,i6Lll1iQU8 Mo" bezeichnet wird. mit sel-
tener und mannigfaltiger Formgewandt'
heit verbunden, den Dichter ausmachen,
dann zählt P. unbedingt zu den eisten
Poeten der Gegenwart. Die ganze neuere
Poeten-Generation Italiens, Aleardi
nicht ausgenommen, hat in der selbst»
geschaffenen Schule P.'s ihre Impulse er>
halten, sich seine Geftaltungsweist ange-
eignet und seine Manier nachgeahmt. Daß'
bei alledem es an P ia t i auch uielUeber.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon