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Prechtler 244 Prechtler
Das erstere hat den gehaltensten dramatischen
Styl, aber ohne höhere Magie; das letzte
erinnert an die psychologischen Experimente,
die Halm in seinen Dramen» anzustellen
liebt. Der Standesunterschied zwischen dem
Aristokraten und der Kunstreiterin, auf wel>
chem der Conflict ruht, wird am Schluss
in tiiuialer Weise aufgehoben, indem sich
aus der Chrysalide der Arena eine Grafen
tochter entpuppt", — „Adnenne" ist eine
diplomatische Tragödie mit fesselnder span
nender Handlung, dramatischem und theN'
tralischem Effecte, Die durch den Zufall her
beigeführte Katastrophe lag freilich schon in
den Grundbedingungen des Stückes; aber
die Handlung würde menschlich ergreifender
sein, wenn das Verhältniß zwischen „Fuegos"
nickt so durchweg diabolisch wäre und „Fue
gos" eine größere Gesinnung offenbarte, welche
Sympathien zu erwecken vermöchte." —
„Heinrich Kurz schildert in seiner „Geschichte
der deutschen Literatur", Bd, IV, Sp. 3«,
P,'s lyrische Schöpfungen, folgendermaßen:
„Die „Gedichte" (Wien 18«) von Otto
Prechtler, uerbinden Wärme des Gefühls
mit Klarheit der Darstellung und Gewandt
theit der Form. Seine Gedanken sind nicht
immer besonders tief, aber doch immer gehalt»
reich. Ein „Echo in Liedern, Zeitstimmen
aus dem Jahre <^8" ( W ^ l«48). chcn'ak>
terisut jene merkwürdige Zeit auf d»2 Neste,
, indem die Lieder mit dem Ausdrucke schwär-
menscher Begeisterung und hoffnungsuoller
Erwartung beginnen, dann allmälig matter
werden und in vollständiger Schwäche" ab,
schließen, — In den „Zeitlosen" (Wien I8!i!i)
Wägt dei Dichter wiederum kräftigere Töne
an, und da die Furcht uor dem Belagcrungs-
zustande ihn nicht mehr lahmt, wagt er es
wieder, den großen Aufschwung von 1«48 zu
verherrlichen. Auch in den übrigen Gedichten
ist Kraft und Reichthum der Gedanken zu
rühmen,"
lll. Vorträte, 1) Stadler <8t7 (litt).), Druck
von I . Halleu (Wien, 8«.); — 2) Facsi.
mile des Nllinenszuges. Litt), uon Bauer
(Wien. Grund, gr, 1«».) lnuch als Titelbild
zu Prechtler's „Zeitlosen"^; — 3) Holz»
schnitt o, A, d. Z. 'u . X, in Weber's
„Illustrirter Zeitung", XVII I . Vand (1822),
S. 4U. — Cajetan Cerri zeichnet folgende
Silhouette uon Prechtler- „Schlichte Gr>
scheinung, gesundes Aussehen, starke, im
Zunehmen begriffene Coipulenz; mittelgroß:
breite, hervortretende Stirne, kleine, tieflie« gende Augen, scharfer Blick, ruhige, stark»
markirte Züge, angenehmes Organ; scheinbar
passives und doch höchst leidenschaftliches
Wesen; im Benehmen bescheiden, gemüthlich
und — wie wenige — Anderen sreudengön-
nend, liebt er lärmende Gesellschaften, wo
er dann lebhaft, witzig, manchmal sogar aus-
gelassen ist; im Ganzen aber etwas Pedant
und die Behaglichkeit selbst; wechselt alle
Augenblicke die Verfassung seines braunen
Bartes; trägt sich in neuerer Zeit (I83l)
ganz besonders „nobel"; als Dickter: reich»
gebildet, sprachgewandt und der südlichen
Poesie ergeben; nur selten die eigentliche
Tiefe erfassend; mehr lyrische« als dramati»
sches Talent, mehr scharfer, dialektischer Ver-
stand, als durchgeisternde Empfindung; übri<
gelfs sehr oft ebenso hart als ungerecht an>
gegriffen; schafft unendlich rasch und leicht;
schreibt auch gute Prosa; hat sehr üiele
Feinde. lHriö (Graher Mode. und Muster,
blntt), Jänner <«21.)
Die Mutter des Dichter« Johann
Otto Prechtler war selbst eine Na
turdichterin. Sie starb am 2», September
1«43 zu Wels in Oberösterreich im hohen
Alter, Sie bat sich zuerst durck einige Vühnen»
stücke bekannt gemacht, welche als Festspick
bei Anwesenheit dek Kaisers Franz zu Linz
und Salzburg gegeben wurden. Der berühmte
Fürsterzbischof von Salzburg, Augustin Gru
ber I M . V, S, 377) hatte sich, ihr Talent
würdigend, der mittellosen Frau freundlich
anaenommen, starb aber zu früh, um sir der
gedrückten Lage zu entziehen, in welcher ihre
geistigen Fähigkeiten sich nicht zur Reife ent>
falten konnten, Außer dem als Dichter be<
kannt gewordenen Sohne Johann Otto
hatte sie eine» zweiten Sühn, der sich dem
neistlichen Stande gewidmet hat, und eine
Tochter Mar ie, welche gleichfalls auf dem
Gebiete der Poesie sich «ersucht hat, Vaw nach
dem Tode ihrer Mutter veröffentlicht letztere
im Localblatte: „Warte nn der Donau" 1843,
Nr. 162, eine rührende Elegie auf den Tod
ihrer Mutter in wohltönenden Ottauarime,
und in neuester Zeit erst erschien von ihr:
„Der Sieg des Glaubens, Eine Legende von
der heiligen Katharina" «Linz 1889, Haslin.
ger, kl. 8°.). lFrankl (L. A,), Sonntag«,
blätter (Wien, 8«.) I ! . Iahrg, (1843), S. 961:
„Die Naturdichterin Prechtler"; — S.1003:
Marie Prechtler. — Al lgemeine Thea»
ter Zei tung, herausgegeben von Adolph
Bäuer l« (Wien. gr. 4».) 3L. Jahrgang
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon