Page - 247 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Podlaha-Prokesch, Volume 23
Image of the Page - 247 -
Text of the Page - 247 -
Prehauser 247 Prehauser
ding mit vielem Glücke dem Berufe deS
damals so beliebten Hanswurstes hingab
und die verwitwete Schauspielerin Ma»
ria Anna Schulzin heirathete. Als
die Gesellschaft von Salzburg nach Bres>
lau ging, folgte er ihr dorthin und später
nach Neisse. Nachdem sich die Gesellschaft
bier aufgelöst, vereinigte P. sich mit
einem gewissen Geißler und führte mit
ihm im Jahre 4722 eine kleine Gesell»
schaft nach Olmütz und Brunn. Bald
darauf trennte er sich jedoch von Geiß»
lei , um mit einer eigenen Truppe um«
herzuziehen, vereinigte sich dann wieder
mit diesem, besuchte Linz, Pafsau, Re»
gensburg und Sulzbach, übernahm aber,
weil er es mit einem Compagnon zu
keinem Gewinne brachte, abermals eine
eigene Gesellschaft, die er nach Ulm,
Augsburg, Eichstädt u. s. w. führte. Der
Tod seiner Gattin und der Abgang eini'
ger Mitglieder schwächten seine Truppe.
Mit dem Reste der letzteren ging P. nach
Steyer und vereinigte sich hier mit einer
anderen Gesellschaft, deren Prinzipulin
eine Witwe mit Namen Stein m etz(in)
war. 1723 wurde er von dem berühmte»
sten Darsteller der Hanswurstcollen, dem
Theaterunternehmer Stranitzky, nach
Wien gerufen oder, wie Andere erzählen,
von dem Prinzen Eugen von S av o y en
mit einem Empfehlungsbriefe an Stra»
nitzky nach Wien gesandt, welcher P.
in seine Gesellschaft aufnahm. Hier ver>
heirathete sich P. zum zweiten Male, und
zwar mit der Witwe Hi l ferd ings,
und übernahm einstweilen die zweiten
komischen Rollen, bis zwei Jahre später
Stranitzky, alt und dem Tode nahe.
ihm auf offener Bühne den Momusstab
der Pritsche und die weitere Mission des
Hanswurstes feierlich vor dein Publicum
übergab. Die Art und Oeise dieser Ueber-
gäbe erfolgte in genug drastischer Weise. Eines TageS, es war am 26. August
1723, trat Stranitzky nach Neendi.
gung des Schauspieles mit der Frage
vor die Zuschauer, ob sie wohl einem
alten Manne, der sie durch eine so lange
Reihe von Jahren unterhalten, eine Bitte
gewähren wollten. Auf ein fast einstimmi»
ges lautes „Ja" deS Publicums führte
Stranitzky nun Prehauser,welchem
bis dahin die Zuschauer nur wenig Bei»
fall und Aufmerksamkeit geschenkt hatten,
vor und sagte: „Hier, meine Herren,
empfehle ich Ihnen diesen jungen Mann,
dulden Sie ihn, da mich mein Alter
schwächt; ich finde keinen Fähigeren, mei»
nen Platz zu ersetzen". Eine tiefe Stille
folgte diesen Worten. Prehauser aber
ergriff diese Gelegenheit, warf sich» vor
dem Publicum auf beide Knie nieder und
rief: „Meine Herren, ich bitte Sie um
Gotteswillen, lachen Sie doch über mich."
Diese Worte und besonders die höchst
drollige Pantomime, die P. dabei machte,
verfehlten ihre Wirkung nicht. Durch
mehr als zwanzig Jahre behauptete sich
P. in der höchsten Gunst des lachlustigen
PublicumS, bis sich der Schauspieler Io>
seph Felir p. Kurz 1748 dauernd nach
Wien wandte und in der stehenden Roll?
des „Bernardon" dem „Hanswurst"
Concurrenz zu machen drohte. Indeß
war P. klug genug, den Rivalen in einen
Bundesgenossen zu verwandeln; er rich»
tete es so ein, daß in allen Stücken, in
welchen er mitwirkte, Hanswurst und
Bernardon gemeinschaftlich auftraten,
einander in die Hände arbeiteten und
ergänzten. Später, als die Kritik und
zum Theil auch der Geschmack des Pu»
blicums sich gegen diese niedrige Komik
auflehnten, fand P. eine neue Stütze in^
dem Stadtgerichtsbeisitzer Philipp H a ^
ner, der sich zwar. die Miene gab, ein
Gegner der ertemporirenden Comödie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon