Page - 292 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Podlaha-Prokesch, Volume 23
Image of the Page - 292 -
Text of the Page - 292 -
Prießnitz 292 Prießnih
in der Tochter deS Scbulzen von Nöh>
mischdorf, die er am 8. Februar 1828
heirathete, eine tüchtige und sorgsame
Hausfrau erhielt, die vollständig geschaf.
fen war, die Stelle seiner Mutter auszu»
füllen. Daß P. durch die verschiedensten
Krankheiten, die er behandelte, in der
Anwendung seines Mittels immer ge>
wandter wurde, versteht sich wohl von
selbst, auch wurde sowohl die Zahl derer,
die nach Grafenberg kamen, als auch die
derjenigen, welche ihn zu sich holen ließen,
immer bedeutender. P. hatte aber auch
fernerhin viel von der Gemeinheit seiner
Gegner zu leiden. Im I . 1829 wurde er
wegen Kurpfuscherei angeklagt und zu
einem mehrtägigen Arreste, mit Fasten
verschärft, verurtheilt. P. ergriff jedoch
den Recurs gegen diese Verurtheilung,
welcher auch zur Aufhebung des richter»
lichen Spruches»führte. 1831 wurde ihm,
nachdem er schon seit 1829 jährliche Ver>
zeichnifse der Kurgäste hatte erscheinen
lassen, die Bewilligung zur Errichtung
einer Badeanstalt zu Theil. Jedoch sollte
dieselbe bloß auf körperliche Reinigung
und auf Aufnahme von Gästen aus der
Umgebung beschränkt sein. Dieß aber
war nicht leicht möglich, da Kranke, die
Reisen unternommen, um zu P. zu ge>
langen, sich nicht ohne weiteres fortschaf»
fen ließen. Neue Klagen der Aerzte und
die Anfrage einer deutschen Regierung
veranlaßte die österreichische Regierung,
den Dr. Baron Türkheim nach Grä»
fenberg zu senden, um über P. und dessen
Anstalt einen vorurtheilsfreien und un>
parteiischen Bericht zu erstatten. Türk-
heim, nachdem er sich von den Verhält»
niffen persönlich genaueste Kenntniß ver-
schafft, sandte nun einen im höchsten
Grade günstigen Bericht über P. und
dessen Heilverfahren ein und sprach sich
ganz entschieden gegen die Aufhebung des Badeö aus. Der Erfolg dieses Bi.
lichtes war für P. sehr vortheilhaft, es
wurde ihm nun gestattet, daß die Bade»
anstalt unter seiner Leitung fortbestehe,
nur mußten die für die übrigen Bäder
erlassenen gesetzlichen Vorschriften in Be>
treff der Straßenbeleuchtung u. s. w. be>
obachtet weiden. Seit jener Zeit konnte
er ungestört seine Praxis ausüben. Mit
der Zahl der Curgäste wuchsen auch seine
Einkünfte, und nach einigen Jahren sah
sich P. im Stande, mehrere höchst kost»
spielige Bauten in Gräfenberg aufzufüh-
ren und das Bad mehr und mehr zu
erweitern. I m Jahre 1829 erhob sich
die Zahl der Curgäste nicht über 29;
im Jahre 1834 betrug sie 283i 1838
bereits 728 und im folgenden Jahre,
1839, 1700, welche Ziffer in der
Folge nicht wieder erreicht wurde,
aber nur aus dem einen Grunde, da
auch an anderen Orten Wafserheilanstal.
ten, errichtet wurden. Die übermäßige
Anstrengung und rastlose Thätigkeit P/s
in Ausübung seiner ärztlichen Praxis zog
ihm im Jahre 1847 einen Schlaganfall
zu, nach welchem er sich nie wieder recht
erholen konnte. Dazu kamen noch die
Ereignisse der Jahre 1848 und 1849,
welche in ihm einen höchst unangeneh»
men Eindruck hinterließen und ihn zum
vollkommenen Schwarzseher machten. So
kränkelte er biö zum November 1881,
wo ihn ein plötzlicher Tod in seinem
83. Lebensjahre dahinraffte. Er starb an
einer Entartung der Leber. Was nun
die Thätigkeit P.'s als Naturforscher
anbelangt, so ist sie eine wahrhaft be>
wunderungswürdige, wobei auch nicht
vergessen werden darf, daß dieser Mann,
welcher eine ganz neue Heilungsmethode
entdeckt und dieselbe in der kürzesten Zeit
durch die glänzendsten Resultate eilige-
bürgert hatte, nie medicinische Studien
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon