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Prinnsser 303 Prinnsser
welcher er erst Ende September 1770
nach Wien zurückkehrte. Auf dem Tod
tenbette empfahl Nudolph GrafChotek
P. der Gnade der Kaiserin Mar ia
Theresia, welche ihm mit Decret vom
21. Juni 1771 eine Pension von 200 fl.
und nach dem Abtreten des bisherigen
Schloßhauptmannes zu Ambras am
4. Jänner 1772 diese Stelle verlieh.
Im Mai desselben IahreS übersiedelte
er nach Innsbruck, und nachdem er sich
mit der Sammlung einigermaßen be»
kaunt gemacht, war seine erste Beschafti»
gung während des Winters, den Plan zu
einer systematischen Aufstellung derselbe«
zu entwerfen, welchen er im April 1773
dem k. k. Gubernium vorlegte. Nun ver>
fertigte P. auch ein neues Inventarium
der zu Ambras befindlichen Gemälde;
eine höchst mühevolle Arbeit, da die
Bilder im ganzen Schlosse zerstreut und
ohne Nummern waren, während das
alte Inventarium nummerirt und in
demselben eine nur sehr mangelhafte
Beschreibung enthalten war, so daß P.
mit dem compendiösen Inventar in der
Hand von Bild zu Bild wandern und
vergleichen mußte, um die Identität der
dort beschriebenen Bilder zu ermitteln.
Den Winter über wohnte P. jederzeit in
Innsbruck, wo er sich hauptsächlich auf
das Studium der altgriechischen Sprache
und Literatur verlegte. Ein empfindlicher
Verlust in seiner Einnahme und das Ge>
rücht, die Schloßhauptmannschaft zu
AmbraS werde aufgehoben und die
Sammlung an einm anderen Ort unter»
gebracht weiden, das sich jedoch nicht be>
wählte, bewogen P., um eine Professur
der griechischen Sprache einzukommen,
welche er auch im Jahre 1783 ohne vor»
hergegangene Prüfung erhielt. Im No>
vember desselben IahreS erhielt er noch
provisorisch die Stelle eineS Bibliothekars zu Innsbruck, in welcher er 1784 desi.
nitiv eingesetzt wurde. Bis 14. Novem-
ber 1787 versah er diesen Posten, bat
aber um Enthebung von demselben
wegen verschiedener Mißhelligkeiten mit
den höheren Behörden. Ihm verdankt
die Bibliothek zum Theile den Bau eines
neuen Saales, eine. systematische Nufstel»
lung und KataloZisirung und die Er»
öffnung eines Lesezimmers. Seine auf»
opfernde Thätigkeit fand man nicht ein>
mal höheren Ortes einer Belobung wür>
dig. Im Jahre 1788 vollendete er daS
Inventar der Arnbraser Sammlung in
drei Foliobänden. 1792 wurde P. zum
Repräsentanten der Gymnasien des Lan>
des bei dem muerrichteten Studienconsefse
erwählt, welche Stelle er jedoch bald
niederlegte. 1794 übernahm er sie aber»
malS, um ihr 1,796 definitiv zu entsagen.
Mit diesem Jahre beginnt für P. eine
schwere und sorgenvolle Zeit, die bis zum
Jahre 1814 dauerte. Während dieser Zeit
nämlich wurde die Ambraser Sammlung
fünfmal geflüchtet, wobei P. stets das
Aus» und Einpacken zu leiten hatte.
Als die Sammlung im Jahre 1806 nach
Wien kam, wurde dieselbe zuerst in
dem sogmannten Kaisergarten auf der
Landstraße in Wien untergebracht, und
erst zu Ende des Jahres 1813 kam die-
selbe in das untere Belvedere in Wien,
wo sie P. mit Hilfe seines Sohnes
Alo is aufstellte. Noch als P. Schloß.
hauptmann zu AmbraS war, hatte er ein
Buch über einen Theil dieser Sammlung,
u. z. über dc>3 Raritätencabinet verüffent»
licht, der Titel desselben ist: „Unrze Uuch.
richt nnu dem lt. k. AllriMenrnbinet zu Amlna«
in «Vqrlll mit 153 MenzbeöHrliliungen t>«jm-
Furzten nnd Feldherren, denn MMnzen
nnd Massen illllin nntbehlllten umbin tnr die
Neuginde der NektMer und Ansenden"
(Innsbruck 1777. Wagner, gr. 8«.).
u. Wurzbach, lnogr.Leiikon. XXIII. lNedr. 4. Oct. 20
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon