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Proch 322 Proch
stücken schreiben, und fanden die Ouver
tuien und hervorragenden Nummer
derselben oft so großen Anklang im Pu<
blicmn, welches überdieß dem jungen
Meister mit besonderer Vorliebe entgegen
kam, daß viele derselben wiederholt wer
den mußten. Die beliebtesten Musiken
schrieb Proch zu den Stücken: „Treff-
könig"; — „Gold und Schönheit"! —
,Die schlimmen Frauen im Serail". Da
Pokoiny, welcher gleichzeitig in Preß-
bürg Oper hielt, das Personale derselben
manchmal zu Vorstellungen nach Wien
kommen ließ, bewährte sich Pro cd bei
diesen Gelegenheiten auch als tüchtiger
Operndirigent, der es verstand, mit
mittelmäßigen Kräften Gutes zu leisten.
Im Jahre 1839 faßte Pokorny den
Entschluß, Meyerbeer's neueste und in
Wien noch nicht gehörte Oper: „Die
Hugenotten" im Iosephstädter Theater
zur Aufführung gelangen zu lassen, und
betraute Proch mit der Ausführung
dieses gewagten Unternehmens, noch dazu
mit der Bedingung, dasselbe in möglichst
kurzer Zeit zu Stande zu bringen. Proch
bewältigte die Riesenaufgabe — vom
Beginne der Proben bis zur ersten Auf-
führung — in 17, man kann wohl sagen
Tagen nnd Nachten, denn oft hielt er
bis 2 Uhr Nachts Proben. Der Erfolg
war ein ganz außerordentlicher und
Proch wurde an diesem Abende viele
Male gerufen. Des andern Morgens
aber, in aller Frühe, ließ der damalige
Polizeiminister Graf Sedlnitzky, wel>
cher die oberste Behörde über das zu die»
ser Zeit von Balochino gepachtete
Hof'Operntheater wai, Proch zu sich
bescheiden und trug ihm mit Rücksicht
auf seine beiderTagszuvor stattgehabten
Aufführung der Hugenolten so entschie-
den erwiesene Befähigung eine Capell»
meisterstelle bei der Hofoper an, welche ! P. auch annahm. Am 1. April 1840
dirigirte er zum eisten Male im Hof.
Qperntheater, wo gerade die damals
übliche dreimonatliche italienische Saison
begann, die Oper: „kri^ions ä'Näiin-
durAko". Von dieser Zeit durch 30 Jahre
ununterbrochen übte P. seine Wirksam»
keit bei der Hofoper aus. I n diese lange
Zeit fallen viele größere und kleinere
Kompositionen Proch's, unter welchen
hauptsächlich die im Jahre 1844 im
Hof» Opernlheater aufgeführte Oper:
„Ring und MaSke" . Text von Otto
Prechtler, sowie ein großes Ballet-
„Die Entführung-, dann sehr viele Ein>
lagstücke in Opern für Sänger und
Sängerinen und unter welch letzteren
aber die allgemein bekannten und von
allen Coloratursangerinen unzahlige Male
gesungenen „Bravourvariationen" (für
die Zerr componirt) besonders hervor»
zuHeben sind. Die Oper: „Ring und
Maske" konnte sich trotz ihrer schönen
Einzelheiten, darunter vor Allem ein
Duett und ein Ensemble, doch nicht auf.
dem Repertoir erhalten. Unter sechs Di-
rectoren: Ba loch ino , H o l b e i n ,
Körnet, Gckert, Sa lv i , Dingel.
stedt, versah Proch die Oberleitung
deS Orchesters und erfreute sich wie von
Scite des PublicumS, so uon jener deS
OrchesterpersonalS einer immer gleich-
großen Beliebtheit. Seit dem Jahre
8 beschäftigte sich Proch auch mit
Gesangsunterricht, daß heißt eigentlich
mit der höheren Ausbildung jugendlicher
Talente für die Oper, und als die vor»
üglichsten feiner Schülerinen sind zu
lennen die Sängerinen C s i l l ä g ,
T i e t j e n s , L ieb h a r t , Dust»
mann, Gindele, Rabatinsky, Ca»
ina, Friedrich > Materna, viele
Indere ungerechnet, welche ihre Kunst
nicht öffentlich ausüben. Proch erfreute
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon