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Procha5ka 330
ner 1749. gest. zu Prag 2. December
1809). Nachdem er den Elementaiunter»
rickt im Elternhause genossen, kam er zur
weiteren Ausbildung in das Cisterzienser»
kloster Grüßau in Schlesien, wo er drei
Jahre als Sängerknabe zubrachte und
zugleich die unteren Grammatikalclassen
besuchte; dann kam er als Geigenspieler
in das Iesuiten-Collegium nach Gitschin
und beendete zu gleicher Zeit die Huma-
nitatsclasse daselbst. Im Jahre 1766
ging er nach Prag und hörte an der dor»
tigen Hochschule die Philosophie, Im fol-
geuden Jahre trat er im Kloster Wranau
in den Paulanerorden, in welchem er
seinen bisherigen Namen Franz Mit
dem Klosicrnamen Faust in vertauschte
und am 23. October 1768 daS Ordens-
gelübde ablegte. Daselbst odlag er noch
dnrch zwci Jahre den philosophischen
Studie», erlangte dann daraus die
Magisterwürde, zugleich aber betrieb er
fleißig Vocal' und Instrumentalmusik.
Um diese Zeit lebte gleichfalls im Pau»
lanerorden der als Orientalist und Sla»
vist geschätzte Fortunat Durich l^Nd. I I I ,
S. 394^. der. als er Prochaska's nicht
gewöhnliche Talente und wissenschaftliche
Neigungen erkannte, sich ihm mit wohl>
wollender Theilnahme zuwendete und
ihm zum Studium der oechischen, der
classischen und orientalischen Sprachen,
vorzüglich aber zu jenem der Vater»
ländischen politischen und literarischm
Geschichte aneiferte. Im Jahre 1770
begann P. das Studium der Theologie
und am 13. Juni 1772 feierte er nach
Empfang der heil. Weihen seine Primiz.
I n diesem Jahre betrat er auch mit einem
Festgedichte zur Jubelfeier seines Abtes
I n g r ueber die schriftstellerische Lauf.
bahn. Nun wurde er Prediger im Kloster
seines Ordens zu Prag, zu gleicher Zeit
aber unterrichtete er die jungen Kleriker in den Humanitätswissenschaften und
war auch Lector der orientalischen Spra.
chen, des Kirchenrechts und der Herme,
neutik. Um diese Zeit beschloß der dama>
lige Prager Erzbischof Peter Piichor»
skF über Anregung der Kaiserin Mar ia
Theresia die Herausgabe der Bibel in
einer neuen öechischen Uebersetzung und
sollte mit deren Ausführung Fortunat
D ur i ch betraut werden. Dieser aber über»
trug die Arbeit seinem Freunde Pro.
chaska, welcher sie gern übernahm und
in ganz entsprechender Weise ausführte.
s^Die Titel von Prockaska's Schriften
folgen auf der näcksten Seiles Die Ueber»
setzung fand zu jener Zeit allgemeinen Bei»
fall und die Kaiserin Mar ia Theresia
befahl, 1000 Exemplare unter das Land.
volk zu vertheilen. Nur einige Theolo»
gen, wie denn dieß bei dergleichen Fäl>
len immer vorkommt, fanden dieß und
jenes bei seiner Arbeit zu tadeln ;:nd
zogen ihm dadurch vielen Verdruß zu.
Ueberdieß beschäftigte sich P. zu jener Zeit
mit verschiedenen Forschungen und Är>
beiten über die böhmische und mährisch?
Literatur. Als um diese Zeit über Anord»
nung des Kaiser I o sep h I I . mehrereOr»
densklöster in Oesterreich, darunter auch
jeneö, welchem P. angehörte, aufgehoben
und die Mitglieder desselben entlassen
wurden, trat P. in den Stand der Welt.
geistlichen über und widmete sich nun
ausschließlich seinen literarischenArbeiten.
Er unternahm damals in Gemeinschaft
mit 'dem Buchhändler Kaspar Wid»
mann die Herausgabe mehrerer älterer
öechischer, belehrender, theologischer und
historischer Schriften. Durch seine wissen-
schaftlichen Arbeiten hatte P. die Auf.
merksamkeit mehrerer hochgestellter und
einflußreicher Personen auf sich gezogen,
welche dann auch eine so tüchtige Kraft
für die Zwecke des Staates benutzen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon