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Prokesch-Vften 334 Prokesch-Vften
der Handel in der Levante nach stch zog,
übergeben hatte, so war P. nicht ein
Reisender, sondern eine officielle Person»
lichkeit und kam dadurch mit allen Per»
sonen von Einfluß in eine mehr oder
weniger nahe Berührung, welche sich
fast stets in freundschaftliche Beziehungen
verwandelte', so mit Maurokordato,
mit Tr ikupis , dem französischen Ad>
miral de Rigny und dielen Anderen,
mit denen er später auch im Briefwechsel
blieb. Im Spätherbste desselben Jahres
ging er nach Iesbos, durchzog nochmals
Kleinasien und tpar 1826 wieder in Con»
siantinopel, von wo aus ei an das
schwarze Meer ging. daö Ida-Gebirge
neuerdings durchwandernd. Im Herbste
desselben Jahres sehte P. seine Reise
nach Egypten fort, gelangte bis zu den
großen Katarakten des Nil und schiffte
die von Syene herab. I m März 1827
nach Kairo zurückgekehrt, lernte er da»
selbst den Vicekönig von Egypten Meh>
med Al i kennen, welcher ihn mit großer
Auszeichnung behandelte. Im Mai des»
selben IahreS ging er nach Smyrna, wo
ihn die Ernennung zum Major und zum
Chefdes Generalstabes der von demGrafen
Dandolo commandirten österreichischen
Flotte im Mittelmeere gegen die See»
räuber antraf. In dieser Stellung ent»
wickelte P. eine energische und höchst
fruchtbare Thätigkeit. Er trat mit strenge
gegen die Seeräuber — welche damals
auf 400 Schiffen 40.000 Seeleute zahl-
ten — auf, leitete 1828 die AuSwechs»
lung der christlichen und türkischen Ge>
fangenen, wodurch er sich eine große An»
zahl der ersten griechischen Familien auf'ä
Höchste verpftlchtete. Graf Capodistr ia
und I b rah im Pascha dankten ihm in
offenen Briefen, wylche seiner Zeit in
allen Blattern abgedruckt waren. Im
Jahre 1830 begab sich P. nach Palä- stina und vermochte durch seine Ueber.
redungSgabe und sein kluges Benehmen
den Commandanten von St. Jean d'Acre,
Abdal lah Pascha, einen heftigen und
rohen Gewaltmenschen, zu einem V»>
gleiche zu Gunsten der Christen in Palü»
stina und Galiläa und pflanzte am Tage
des Uebereinkommens eigenhändig die
österreichische Flagge, welche er daselbst
aufgefunden, auf die Zinnen von St.
Jean d'Acre. Im Jahre 1830 kehrte P.
nach siebenjähriger Abwesenheit in seine
Heimat zurück und begab stch nach Wien,
woselbst er von Kaiser Franz I. für
seine Verdienste um die österreichische
Sache in Griechenland mit dem Ritter«
kreuze des k. k. österreichischen Leopold»
Ordens ausgezeichnet und mit Diplom
vom 24. Mai 1830 in den österreichischen
Ritterstand mit dem Prädicate von
Osten erhoben wurde. I n seiner Vater«
stadt Gratz lernte P. im Jahre 1831 den
Herzog von Reichsstadt kennen, wel»
cher mit ihm ein inniges Freundfchafts»
bündniß schloß, welches jedoch der Tod des
Herzog's schon nach Jahresfrist trennte.
P. veröffentlichte bald darauf ein Schrei»
ben über den Herzog, welches allen Ten»
denzlügen, die über denselben im Publi»
cum verbreitet waren, wirksam entgegen»
trat und einen bedeutenden Erfolg hatte.
Nun machte er eine kurze Reise nach
Deutschland und in die Schweiz, wo e.r
er zu Freiburg im Breisgau seinen Sticf»
Vater Julius Schneller und seine
Schwester besuchte. Bei seiner Anwesen»
heit in dieser Stadt beschenkte er den
dortigen historischen Verein mit hundert
von ihm selbst copirten griechischen Stein»
Inschriften und hielt daselbst einenVortrag
über die Charaktere des Sultan Ma h»
mud I I . (1808—1839) und deS Vice.
königs von Egypten. Mehmeb Al i ,
Nach seiner Rückkehr nach Wien gab P.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Volume 23
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Podlaha-Prokesch
- Volume
- 23
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon