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Purkynö Purkynö
aus Beruf, als weil er das Klosterleben
gewohnt war, in den Piaristenorden und
brachte drei Jahre an den Kollegien zu
Altwasser und Straßnitz in Mähren,
dann zu Leitomischl in Böhmen zu, wo
er, während er sich selbst fortbildete,
zugleich im Lehramte verwendet wurde.
Als aber die Zeit nahte, daß er die
Qrdensgelübde ablegen sollte, besann er
sich doch eines cmdern, trat auS dem
Kollegium und ging nach Prag, wo er
an der dortigen philosophischen Facultät
unter Bolzano, Zandern, Klar,
Mikan, Nemesek, Schmid und
Tietze die philosophischen Studien be>
endete. Im Begriffe, den medicinischen
Studien sich zuzuwenden, übernahm er
im Hause des Baron Hildbrandt
eine Nrzieherstelle, welche er durch drei
Jahre, 1810—1812, »versah und nun
durch die großmüthige Unterstützung des
Barons in den Stand gesetzt wurde, die
Medicin zu
studiren. Von 18l3 bis 1818
hörte er dieselbe unter I l g (Anatomie),
Rot tenberger (Physiologie und
Augenheilkunde), Mayer (Geologie und
Mineralogie), Mikan (Botanik und
Chemie), Wawruch (allgemeine Patho»
logie und matsrili, ineäicll,), B ernt
(Staats- und gerichtliche Arzneikunde).
Jung mann (Geburtshilfe), Fritz
(Chirurgie) und Höger (medicinische
Klinik). Noch während seiner Studien,
1816—1818, nahm er in der chirurgischen
Abtheilung des Präger allgemeinen
Krankenhauses die Spitalspraris. Nach»
dem er im Jahre 1818 die medicinische
Doctoiwürde erlangt, begründete er
durch seine Dissertationsschrift:,, Beiträge
zur Physiologie des Sehens", die später
in verbesserter Auflage erschien sdie
bibliographischen Titel der Werke folgen
auf S. 98^, und welche die Aufmerksam
keit Goethe'S, der
sich
eben damals mit analogen Versuchen beschäftigte, erregt
hatte, seinen literarischen Ruf. Im Jahre
1819 wurde er Assistent der Anatomie
und Physiologie unter den Professoren
Rottenberger und I l g und versah
vier Jahre dieses Amt. Nachdem er
während dieser Zeit mehrere Concurse
für Lehrkanzeln der Pathologie, Physio»
logie und Anatomie in Prag, Pesth und
Laibach jedoch fruchtlos .geschrieben, folgte
er im I. 1823 dem Rufe auf die durch
den Abgang vonBartels nach Marburg
erledigte Professur der Physiologie und
Pathologie in Breslau. Bei der Verlei-
hung dieses Postens waren der General»
arzr Rüst aus Berlin und Humboldt,
durch Goethe's Empfehlungen auf P
aufmerksam gemacht, thätig. Daselbst
ging P. ganz in Arbeiten seines Berufes
und in Forschungen im reichen Gebiete
der Naturwissenschaften auf. In seiner
eigenen Wohnung hatte er ein Labora»
torium für physiologische Experimental»
Untersuchungen eingerichtet, lehrte und
vervollkommnete den Gebrauch der Mi°
kroscope für feinere anatomische Arbeiten
und gründete, der Oesterreicher in
Preußen, eigentlich das erste physio«
logische Institut. Während 26 Jahren
war P. in Breölau thätig und gingeil
während dieser Zeit mehrere interessante
und fundamentale Entdeckungen von ihm
aus. Außer den schon erwähnten und
später noch ansehnlich vermehrten Be>
obachtlingen über das Sehen, sind noch
besonders hervorzuheben: seine Arbeit
über die physiologische Bedeutung deS
Schwindels der Seekrankheit und der
Beziehung desselben zu den neuesten
Versuchen über die Hirnfunctionen, seine
wichtige Entdeckung deS Keimbläschens
im Vogelei in der Abhandluug: „L^m-
kä o-?i avinüi Iiiztoriani auts in-
"; feiner seine Versuche über
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Prokop-Raschdorf, Volume 24
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Prokop-Raschdorf
- Volume
- 24
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1872
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 450
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon