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Nauber 30 Nauber
Hofmarschall am kaiserlichen Hoflager.
Nach des Kaisers Maximi l ian '« Tode
wendete ihm sein Nachfolger F e r d i-
nand I. gleiches Vertrauen zu, unter«
nahm kein wichtiges Staatsgeschäft, ohne
ihn zu befragen, und ernannte ihn, nach.
dem Johann von Aueisperg auf
einer 1829 unternommenen Inspections»
reise plötzlich verschwand — allem An»
scheine nach war er einer tĂĽrkischen
Streifabtheilung in die Hände gerathen
— zum Landeshauptmann von Krain,
welche Stelle jedoch Christoph im
Jahre 4830 niederlegte. Auch sein Wir-
ken als Oberhirt in Krain war ein
segensreiches. Tr erbaute viele Kirchen
im Lande und stellte die alten her, er
vermehrte daS Domcapitel, fĂĽhrte den
bischöflichen Palast in Laibach neu auf,
erweiterte jenen zu Oberburg, erwarb
dem Bisthum das Fischereirecht in der
Save und daS Patronatsrecht ĂĽber die
wichtigen Pfarren zu Kcainburg und
AKenmarkt. Christoph administrirle
auch einige Zeit hindurch das Bisthum
Seckau und fĂĽhrte die Oberaufsicht ĂĽber
das Benedictinerstift Admont. Die letzte
Zeit lebte er zu Wien, wo er auch im Alter
von 70 Jahren starb und von wo seine
Leiche nach Oberburg im Cilli« Kreise
Steiermarks gebracht und dort beigesetzt
wurde.— Christoph's Vetter Caspar
Raub er war Hauptmann zu Trieft
und hat sich als Nesteger des letzten Lue-
ger's bekannt gemacht. — Zwei Brüder
des Bischofs. Mklas und Michael R.,
waren in den venetianischen Kämpfen in
die Gefangenschaft Venedigs gerathen
und Kaiser M a i I. beauftragte den be<
rĂĽhmten Vertheidiger Wiens, Niklas
Grafen von Sa lm , damit, die Be»
fceiung beider Helden zu erwirken. —
Durch seinen Rittersmn und seine herku-
lische Stärke, endlich durch den herrlichen Bart, der, in zwei dicken Zöpfen gestoch»
ten, bis zum Boden hinab und von da
wieder bis an's Kinn hinaufreichte, be>
rühmt ist Andreas Eberhard Räuber
(geb. 1807, gest. auf seinem Schlöffe
Petronell im Jahre 1878). Er war Hof»
kriegSrath deS Kaisers Max I I . und sein
Liebling. Die Berichte seiner Zeit erzah.
len schnurrige Geschichten ĂĽber seine
Körperstärke und unter anderen einen
Zweikampf mit seinem Nebenbuhler um
die schöne Helena, des Kaisers natüo
liche Tochter, in welchem nach des Kai.
fers ausdrĂĽcklichem Aussprucbe kein Blut
fließen und jener der Gemal der schönen
Helena und kaiserlicher Eidam werden
sollte, der seinen Gegner in den Sack
steckt, den jeder von ihnen statt aller
Waffen mitzubringen hatte. Nun war
der athletische Spanier seinem Gegner
vollkommen gewachsen, aber endlich er»
rang doch Raub er den Sieg, steckte
den Spanier in den Sack uud legte den
d.irin zappelnden Grand seiner Braut
vor die Füße. Räuber führte nun seine
Braut Helena, seit der Zeit die „schöne
Scharsäckin" genannt, nachdem daS Bei>
lager zu Gratz am erzherzoglichen Hofe
in Beisein deS KaiserS auf das Festlichste
begangen worden, auf seine Herrschaft
Petronell alö Gattin heim, verlor sie
aber, ohne Kinder von ihr zu haben,
schon in ein paar Jahren. Von dieser
Begebenheit aber leitet sich die noch
heute übliche Redensart: „Jemanden in
den Sack stecken", ab. GlĂĽcklicher war
N. in letztererer Beziehung mit seiner
zweiten Gattin Ursula von CMng, welche
ihm nach einander vier Paar Zwillinge
(7 Töchter und 1 Sohn) gebar. An»
drea s Eberhard starb, 68 Jahre alt,
zu Petronell und liegt dort zwischen sei»
nen beiden Frauen Helene und Ur>
sula bestattet. Sein Bart wurde ihm
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Volume 25
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rasner-Rhederer
- Volume
- 25
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 446
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon