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Nauch Nauch
1809 die Hauutleute Hensel ^Bd. VII I ,
S. 309) und Hermann fBd. VII I ,
S. 393) mit einem Häuflein Tapferer
den Heldentod. Nur wenige entrannen
t>em Blutbade, das die durch riesige
Verluste erbitterten Franzosen anrichte»
ten, unter diesen Wenigen befand sich
der damalige Unteroffizier, nachherige
Oberst Ignaz Rauch. Die — damals
noch hölzernen — Blockhäuser von Mal»
borghetto und Predll waren von je
200 Mann besetzt und auf die 4000 Fxß
hohen Anhöhen, auf welchen sie standen,
führte Rauch die Kanonen hinauf; rich-
tiger, er ließ sie zerlegen und die einzel»
nen Bestandtheile auf dem Rücken seiner
Kanoniere hinauftragen. Das mußte in
aller Eile geschehen, denn das österrei-
chische Armeecorps des Grasen Albert
Gyulay war im raschen Rückzüge vor
dem mit großen Heereümassen nachdrän-
genden Vicekönig von Italien begrif»
fen, und daS Häuflein Getreuer in den
beiden Blockhäusern sollte das Vordrin»
gen des siegreichen Feindes nach den
deutschen Provinzen aufhalten. Wie die
Haufttleute Hensel und Hermann
diese Aufgabe bis zum letzten Athem»
zuge lösten, darüber vergleiche man die
Lcbenöskizzen beider. Regimenterweise
rückten die Franzosen vor, um, decimirt
von den wenigen Kanonen und den
Büchsenkugeln der Vertheidiger, mit
blutigen Köpfen wieder zurückzuweichen.
Die französischen Generale stellten sich
lange vergeblich an die Spitzen der
Sturmcolonnen, biS endlich über dem
Leichenwall gefallener Kameraden die
Brustwehren erstiegen wurden. Aber noch
im Innern der Blockhäuser entbrannte
ein Kampf, Mann gegen Mann, Hen.
fel fiel in Malborghetto, Hermann
am Predil! Das ganze Fußvolk ward
von den eindringenden Franzosen nieder» gemetzelt; die aufgeregte Wuth schonte
selbst nicht des k. k. Feldarztes Hutzler,
der eben einen Verwundeten verband.
Rauch, der mit seiner wenigen Mann»
schaft die Malborghetter Batterie auch
ohne Infanterie vertheidigte, griff zu
dem letzten Mittel und
steckte das hölzerne
Blockhaus in Brand. Dafür sollte e,r
von den Franzosen niedergestoßen wer»
den, aber ein französischer Officier rettete
ihn mit Lebensgefahr und führte ihn vor
einen General, der ihn mit folgenden
Worten anredete: „Widersinnig war
Eure Vertheidigung; al le in heute
smd 1300 Mann von den Unserigen vor
diesem Felsenneste gefallen! Schützen
vor; füsilirt mir den Commandanten der
Artillerie!" Da sprengte ein Adjutant des
Vicekönigs vor und führte den Gesänge»
ncn zu ihm. Eugen Beauharnais
befragte ihn um die Släcke der Besatzung
und der Bedienungsmannschaft; er wollte
eS gar nicht glauben, daß. er es mit so
wenig Vertheidigern zu thun gehabt
hätte, aber er schenkte ihm großmüthig
d.is Leben. Freilich murrten die französi»
schen Generale und meinten: „Der Lom»
mandant der Geschütze habe am wenig»
sten Gnade verdient!" Aber Eugen
befahl, ihn mit jener Achtung zu behan»
deln, welche der unglückliche, doch dräue
Krieger verdient. Als Rauch aus der
Gefangenschaft zurückkehrte, erhielt er
die große goldene Tapferkeitsmedaille
und ward zum Unterlieutenant befördert.
Noch that er sich auf daS Rühmlichste
hervor am 18. October 1813 bei PaunS»
dorf während der Schlacht bei Leipzig,
am 9. November d. I . bei Hochheim
und im Jahre 1814 bei Besanyon. Seine
weitere Beförderung wurde bereits oben
erzählt. Im Pensionsstande lebte er
lange zu Simmeiing, wo er sich eine
kleine Oekonomie eingerichtet, später sie-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Volume 25
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rasner-Rhederer
- Volume
- 25
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 446
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon