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Nechbauer 87 Nechbauer
Rechbauer. Karl M i t g l i e d des
Abgeordnetenhauses des österreichischen
Reichsrathes, geb. zu Grah 6. Jänner
1818). Beendete in Grah die philoso
phischrn und juridisch'politischen Studien,
aus welch letzteren er im Juni 1839 die
Doctorwürde erlangte. Nachdem er einige
Jahre bei der Fmanzpiocuratur in Gratz
gedient, trat er im Juni 1843 zur Nd>
vocatur über und ist in dieser Stellung,
, nachdem er mehrere Jahre als Advoca»
turs-Concipient gearbeitet, nunm'ehr als
selbstständiger Aduocat bis zur Stunde
thätig. Seine politische Laufbahn beginnt
im Jahre 1848, in welchem R. als Ver-
treter der Universität Gratz in den da»
maligen steiermärkischen provisorischen
Landtag gewählt wurde, dessen wenigen
Sitzungen er beiwohnte. I m Jahre
1880 beriefen ihn seine Mitbürger in
den Gemeindeiaih, und in demselben
war R.'s Thätigkeit vornehmlich darauf
gerichtet, die in dem Stad i on'schen
Gemeindegesehe verheißene Gemeinde»
Autonomie praktisch in das Leben ein-
zuführen. Als aber im Graher Gemeinde«
rathe nach dem Beispiele des Wiener!»
schen die Kriecherei und Speichelleckerei
ihre nichtsnutzige Wirthschaft begannen,
und als Ausfluß dieses widrigen Geba»
rens im Gemeinderathe der Stadt Grah
der Antrag auf eine an den damals
allmächtigen Fürsten Schwarzenberg
zu erlassende Dankadresse eingebracht
wurde, erhob R., erfüllt von der Unwür<
digkeit eines solchen Vorganges, Protest
dagegen. R. wurde in Folge dessen in
den Kreisen der Regierung und bei ihren
Anhängern unbeliebt. Während er aber
dieß sich ganz und gar nicht z» Gemüthe
führte, gab er, als seit August 1831 die
Reaction immer mehr um fich griff und
an eine Selbstständigkeit des Gemeinde»
lebens unter den immer corrumpirter werdenden Verhältnissen vor der Hand
nicht zu denken war, einen neuen Beweis
seiner Selbstständigkeit, und wie wenig
er mit dem sich bahnbrechenden Gebaren
einverstanden sei, indem er im Jahre
1882 auS dem Gemeinderathe austrat.
Die nach dem italienischen Feldzuge des
IahreS 1839 veränderten politischen
Verhältnisse riefen auch R. auf den
Posten, auf den er gehörte' ei wurde
damals wieder in den Gemeinderath der
Stadt Grah gewählt, und als nach dem
Erscheinen des Februar > Patentes die
Wahlen für die Landesoertretung der
Steiermar? stattfanden, wählten ihn so>
fort drei Wahlbezirke, nämlich jener der
Hauptstadt Gratz. ferner die Bezirke
Aufsee und Frohnleiten zum Vertreter.
Da stch R. nur für eine Wahl entscheiden
konnte, nahm er jene der Stadt, der er
als Bürger zunächst angehörte, an. Im
Graher Landtage fiel auch auf ihn die
Wahl zum Abgeordneten der Steiermaik
für den österreichischen Reichsrctth. I n
demselben aus dem steirischen Landtage
im Jahre 1867 abermals gewählt, ge»
hört R. zur liberalen deutschen, söge»
nannten Autonomistenpartei und machte
stch ebenso durch seine rastlose Thätigkeit
wie unverrückbare politische Haltung in
achtungswürdigster Wcise allgemein be»
kannt. Als daS Ministerium Potocki
an das Ruder trat und der Graf bei der
Zusammensetzung seines NabineteS nach
einem Manne suchte, der das deutsche
Element im Cabmete vertreten sollte,
wurde R. von der öffentlichen Meinung
als dieser Mann bezeichnet. Als aber R.
vor dem Eintritte in dieses Ministerium
sein Programm vorlegte, scheint man an
demselben an maßgebender Stelle Anstoß
genommen zu haben, deim N. trat nicht
in das Cabinet. Da aber dieses Pro»
gramm am bezeichnendsten R.'s poli'ti»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Volume 25
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rasner-Rhederer
- Volume
- 25
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 446
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon