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gest. ebenda 24. December 175t). Trat
im Jahre 1730 in den Orden der Gesell»
schaft Jesu, in welchem er seine Studien
beendete, die Gelübde ablegte, die philo-
sophifche Doctoiwürde erlangte und in
der ersten Zeit Dicht- und Redekunst zu
Gratz, dann Ethik ebenda und darauf zu
Wien Philosophie vortrug. I n das The-
resianum zur Eröffnung eines neuen
LehrcurseS berufen, ereilte ihn im Alter
von 36 Jahren der Tod. Gr hat fol-
gende Schriften in lateinischer Sprache
herausgegeben: „Nz^l'
ii 1739, 'Mäinan, 12".); —
(ibiä. 1740, 8".),- —
" (ViLNN2.s 1781, 8«., oum kg.).
I.ex. 8°.) x. 2!)4. 1833,
Rechteren, Adolph Johann Dirk
Graf von (Legationssecretär. geb.
13. Jänner 1838. gefallen im Duell am
22. Februar 1863 in der Brigittenau in
Wien). Ein Sohn des Grafen Io -
hann Di rk von R>, kon. niederländi»
schen StaatSrathes, aus dessen erster Ehe
mit C iui le Susann e I o anne Adol-
ph ine geb. Freun uun Hardenbroek
(gest. 17. Februar 1840). Graf Adolph
lebte als Legationssecretär der kön. nie.
derlündischen Gesandtschaft in Wien und
wcir als einer der schönsten und in allen
Kreisen der Residenz beliebtesten jungen
Caualiere bekannt. Mit einem zweiten
jungen Diplomaten, mit Muruaga y
Ni ldosola, spanischen Gesandtschafts«
Secretär in Wien, pflegte er den Salon
einer reichen Wiener Kaufmannsfrau,
Frau Pacher, zu besuchen, welche junge
und angesehene Männer gern um sich zu versammeln pflegte. Beide Kavaliere be.
warben sich um die Gunst der Dame und
Rechteren, der sich bevorzugt wähnte,
verlangte die Ausschließung seines ihm
gefährlich scheinenden Rivalen aus dem
Zirkel der jungen Frau. Natürlich führte
dieser Vorgang nach den in diesen Kcei>
sen herrschenden Ansichten von Ehre und
den daselbst geltenden Lebensusancen zu
einer Herausforderung, welche mit einem
Duell schloß, das am 22. Februar 1863
an einem Sonntag um 2 Uhr Nachmit«
tag in der Vrigittenau bei Wien statt»
fand. Die Herausforderung lautete auf
Pistolen. »0 Schritte Entfernung mit
10 Schritt avanciren, so daß die Kugeln
auf eine Entfernung von 30 Schritten
gewechselt wurden. Wenn daS Pistolen»
duell erfolglos geblieben wäre, hätte der
Verabredung gemäß demselben ein De>
genduell folgen sollen. Eg kam nicht
dazu. Die Kugel des Grafen von Rech.
tere», der zuerst schoß, sauste seinem
Gegner beim Ohre vorbeii die Kugel
des Herrn von Muruaga drang dem
Grafen von Rechteren mitten durch
die Brust. Der Getroffene blieb todt auf
der Stelle liegen. In feiner Rocktasche
fand man den üblichen Zettel liegen:
daß er sich aus Lebensüberdruß selbst
den Tod gegeben habe. Herr von M i<-
ruaga verließ begreiflicher Weise sogleich
die Residenz. Die unten bezeichneten
Quellen geben nähere Details über diese
traurige Wiener Salongeschichte, welche
der geistreiche Ferdinand Prantner
sNd.XXIII, S. 193. Nr. 1- Bd. XXIV,
S. 219^, der unter dem Pseudonym Leu
Wolfram auch schriftstellerisch thätig
gewesen, in der „Neuen freien Presse"
1868, in dem Romane „Das Goldkind"
nach allen Details, aber auch mit Hinzu-
fügung anderer Wiener Salongeschich>
ten, novellistisch bearbeitet hat. — Frau
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Volume 25
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rasner-Rhederer
- Volume
- 25
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 446
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon