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Neduntz-Schmöh 126 Nedwitz-Schmöl)
sich bereits im Jahre 1848 verlobt hatte,
und unter deren Einfluß sein erstes grö»
ßeres Werk, das so viel Aufsehen ge>
macht, „ Amarant!)", entstanden sein soll.
Nachdem R. Wien verlassen, zog er sich
in sein Vaterland Bayern zurück, wo er
ausschließlich seiner Muße lebt und
Gedichte, Dramen und Romane ver»
öffentlicht hat. I n neuester Zeit hat,
wie Zeitungen meldcn, R. seineu blei»
benden Aufenthalt in Meran genom»
men. Die Titel seiner Schriften sind
in chronologischer Folge: „Amarant!)"
(Mainz 1849; 28. Aufl. 1868); — „Gin
Märchen« (ebd. 1880; 8. Aufl. 1883): —
„«Wichte« (1., 2.. 3. Aufl. 1882); —
„SiiMde.OrllMe" (Mainz 1883; 2. Aufl.
1884); — „Chamas Nnrns. Historische
OrnziMe" (ebd. 1886; 2. Aufl. 1837);
— „Müistpine Wel«rr. Histurisch!!« Zchnn-
Spiel" (Mainz 1889); — „Der Snnktmrister
uoii Wrnliern. Distllri'zche« Schauspiel" (ebd,
1860); — „Wer Noge uan Nencoig. Hista-
riZche Ornzüllie" (Mainz 1863); — „Mit
einem Wnigslinzen. Gine Fahrt uan München
nach ZItütting, t>r,n Valke ersälilt" (München
1864); — „Vermnnn stark. Wcntöchez Uc-
bin", 3 Bände (Stuttgart 1869); —
„Mg Wea uam neuen dentschen Aeich" (1871).
Die Wirkung dieser Schriften in der
Literatur war eine verschiedene. Ueber
„Amaranth" wollte die deutsche Kritik
gar nicht zur Nuhe kommen, bis das
Urtheil Daumer's in der Polydora
(I, 6) eine Ernüchterung hervorbrachte.
Daumer's Urtheil aber lautet: „Es
gibt Bücher, die, wie die bekannte ,Ama>
ranth" , den formellen Charakter der
Frömmigkeit und Sittlichkeit tragen,
wählend sie der Sache nach einen empö»
renden Mangel an wahrhaft religiösem
und sittlichem Adel enthalten". Während
die , Sieglinde" die Erwartungen, die
man sich gemacht, nicht erfüllte, setzie wieder „Thomas MoruS" die katholische
Kritik in nicht geringe Thätigkeit, förm-
lich Abhandlungen über diese Tragödie
wurden geschrieben. I n den unbefange»
nen literarischen Kreisen jedoch machte
sein dreibändiger Roman: „Hermann
Stark" das meiste Aufsehen, während
man in den ultramontanen Kreisen dieses
Werk mit Erbitterung entgegennahm.
Es schien, als habe der Dichter die
Fahne seiner bisherigen Partei verlassen,
da er in diesem seinem Werke in Bezug
auf Religion liberalen Ansichten huldigt.
Deßhalb erhob sich auch von einer Seite
eine warnende Stimme. „ Daß Menschen",
ruft diese, „die in der Jugend Feuer»
geister und Schwärmer gewesen, im Alter,
das überhaupt alle Gluthen kühlt und
alle Flammen dämpft, wo nicht auslöscht,
umschlagen, ruhiger, sachter, stiller, nicht
selten RücksckrittSmänner werden, wenn
man in dem retrospectiven Blicke in die
Zukunft etwas, dem Fortschritte Tntge-
gengesetztes gewahren will, das mag
wohl vorkommen; aber daß Mucker und
Pietisten in der Jugend, im Alter Demo»
kraten und Freiheitsprediger weiden, ist
immer eine bedenkliche Erscheinung, die
sehr an die Alles gut heißende Moral
eines gewissen Ordens erinnert, der bald
für Volksherrschaft, bald für Despoten
agirt, je nachdem die eine oder die andere
Negierungsform ihm jene Vortheile in
Aussicht stellt, die er in Allem sucht, waS
er unternimmt." Für sein „Lied vom
neuen deutschen Reich" hat ihn aber
König Ludwig I I . mit Handschreiben
ääo. Schloß Berg 3. Juni 1871 mit
dem Ritterkreuze des Verdienst'OrdenS
der bayerischen Krone ausgezeichnet, nach»
dem er schon im November 1864 mit dem
MaiimiliaN'Orden geschmückt wordenwar.
l, Biographische Nuellen. Didaskal ia, Blät<
ter für Geist, Wemülh u, s. w. (Frankfurt
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Volume 25
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rasner-Rhederer
- Volume
- 25
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 446
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon