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Neichftadt 188 Neichftadt
mandirte er eine Compagnie, dann eine
Division Grenadiere in der nächst Wien
unweit Schönbrunn gelegenen Ortschaft
Mauer. I n diese Periode soll auch eine
LiebeSepisode mit einem lieblichen, dort
wohnendeü Mädchen fallen, welches von
dem hohen Range des jungen schonen
Ofsiciers, dem sie heimliche Zusammen
künfte im Gaiten gestattete, keine Ahnung
hatte. Im Juli des Jahres !830 kam
der Herzog als Major in daS Infanterie»
Regiment Salins, im November degsel»
ben Jahres als Oberstlieutenant zum
Infanterie-Regimente Nassau, in welcher
Eigenschaft er im Sommer 1831 zu
Gyulay». später zu Prinz Wasa-Infante-
rie in Garnison zu Wien übersetzt wurde,
in welch lehlerem Regimente im Früh»
jähre 1832 feine Ernennung zum Oberst
erfolgte. Indessen betrieb er mit Eifer
seine militärische Ausbildung, auch wurde
er bereits von 1824 an in die Philosoph!-
schen., politischen und Rechtswissenschaften
eingeführt' mit Aufmerksamkeit folgte
seinBlick den politischen Ereignissen seiner
Zeit. Mit besonderem Eifer betrieb er
den activen Militärdienst, daneben studiite
er Tactik, Geschichte und Cäsar'S Com>
mentare, dasLieblingSbuch seines VaterS.
Die Nichtigkeit der Angabe, daß Fürst
Met tern ich selbst ihm die Geschichte
snnes VaterS vorgetragen habe, muß
vorderhand dahingestellt bleiben. Cr liebte
seinen Vater und sein'Vaterland, doch
äußerte er sich öfter dahin, daß seine
Bestrebungen nie dahin gehen würden,
es in Aufregung zu bringen, jedoch regte
die französische Revolution des Jahres
1830 sein jugendliches Gemüth gewaltig
auf und brachte in ihm eine schwer zu
bezwingende Gährung hervor. Gegen
das Gnde deS Jahres 1830 sollte sein
stetig activer Militärdienst beginnen und
der Kaise: gab ihm d>:n General Grafen Har tmann, den Rittmeister Freiherrn
von M o l l und ben Hauptmann S ta n»
deiSky bei. Aber schon nach wenigen
Tagen stellten sich die Spuren jenes Lei-
denS, das ihm später so gefährlich werden
sollte, ein. Noch aber suchte er in der
Besorgniß, in seiner Lieblingsbeschäfti»
gung, den praktischen Erercitien. unrer>
brochen zu werden, mit eiserner Willens»
kraft dasselbe zu unterdrücken und zu
verbergen, als aber die Anfälle von
Husten sich wiederholten, anhaltende
Heiserkeit und Ermattung nach den ge»
ringsten körperlichen Anstrengungen ein>
traten, war beständige Schonung gebo>
ten. Nur er selbst bestand darauf, daß seine
Schwächlichkeit von dem Mangel körpe»
licher Uebungen herrühre, daß sein Leiden,
durch die ununterbrochen sitzende Beschäf»
tigung bei seinen Studien heruorgcrufen,
nur durch thätige Bewegung allein geheilt
werden könne. Nnd wie sehr er sich auch
bezwang, jedes Geständmß seines schweren
Leidens aus Sorge, in ein unthätiges
Leben zurückgeworfen zu werden, zu unter,
drücken, mehrten stch doch die Symptome
desselben zusehends und waren nimmer zu
verbergen. Sein Dasein in dieser Zeit
glich förmlich einem VerblennungSpro«
cesse. er schlief nur vier Stunden, oft
auch diese nicht, er hatte keine Ruhe, nur
wenn er zu Pferde saß, schien er sich wohl
zu fühlen, nur bei den militärischen
Uebungen sand er Behagen. Dabei nahm
sein Wuchs noch immer zu, während er
immer magerer und seine Gesichtsfarbe
immer blässer, wässeriger wurde. Trotz
aller Vorstellungen, sich zu schonen,
wollte er davon nichts wissen, bis endlich
sein Zustand so bedenklich wurde, daß
sein Leibarzt, Oi. Ma l fa t t i , dem Kai»
ser nachdrückliche Vorstellungen machte,
worauf dieser den Prinzen am 26. Sep>
tember 1831, unmittelbar vor einem auf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Volume 25
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rasner-Rhederer
- Volume
- 25
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 446
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon