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NeiäMdt 186 Neichstadt
der Schmelz abgehaltenen Manövre, bei
welchem der Herzog sein Bataillon com>
mandirte, mit ernstem Gebote nach
Ochönbrunn schickte. Die nun folgende
Ruhe schien ihm auch wohl zu thun, er
begann scheinbar sich zu erholen, aber
Ende October 4831, nach einer Jagd,
,von der er sich nicht zurückhalten lassen
wollte, trat ein neuer und sehr bedenk-
licher Rückfall ein. Doch auch dieser
wurde überwunden und der Prinz be»
gann wieder Dienst zu thun. Am
16. Jänner 1832 commandirte er bei
Gelegenheit einer nach dem verslorbenen
General der Kavallerie Freiherrn von
Siegenthal abgehaltenen Leichenfeier
sein Bataillon auf dem Iosephsplatze.
I n der starken Kälte verlor er beim
Commandiren plötzlich seine Stimme. Er
begab sich nach Hause; es war seine
letzte militärische Funct ion ge.
w esen. Von nun an nahm sein Leiden
einen ausgesprochenen Ckarakler an, auf
menschliche Hilfe war nach dem Aus»
jvruche dec Aerzte nicht mehr zu hoffen.
Wohl beabsichtigte Dr. Ma l f a t t i , ihn
anfanglich nach Ischl zu schicken und
und schlug dann eine Reise nach Italien
vor, an welche Hoffnungen der Prinz
stch mit Leidenschaft klammerte, aber die
Ausführung scheiterte an der täglich
zunehmenden Schwäche des Kranken.
Man trug ihn manchmal noch an schönen
warmen Tagen an eine besondere, ihm
vorbehaltene Stelle im Lchönbrunner
Garlen oder brachte ihn auf den Balcon
seiner Wohnung, um frische Luft zu
schöpfen, die seine brechende Niust kaum
mehr einzuathmen im Stande war.
Seine Mutler war bereits auö Parma
herbeigeeilt und wich nicht mehr von
seiner Seite. Ueber seine letzten Lebens,
tage gibt Hauptmann Foresti interes»
sante Mitlheilu'ngen. Der Prinz sah mit Ruhe. Gelassenheit und wahrlich christ»
lichem Sinne die Rosenblätter seines
Lebens fallen und das Ende seiner kurz
zugemessenen Tage herannahen. Nicht
die unsäglichen körperlichen Leiden, nicht
die schlaflosen, durch anhaltendes Husten
peinvoll gemachten Nächte kunnten seine
liebenswürdige Geduld ermüden. Mit
stets gleicher Herzensgute behandelte er
seine Umgebungen, der Anblick der üppig
prangenden Natur von außen und der
zerstörenden in ^einem Innern vermochte
nicht seine Sanftmuth zu ändern. Aus
Albach's Gebetbuche, womit ihn einst
sein Großvater Kaiser Franz beschenkt,
ließ er sich jetzt, da sein junges edles
Leben zu Ende ging, täglich vorlesen.
Wenige Tage, die seinem Tode unmitlel'
bar vorangingen, benutzte er zu seinen
letztwilli.gen Anordnungen; er nahm auch
liebevoll Bedacht auf seine Dienerschaft
und brachte alle ihn betreffenden Ange»
legenheiten in beste Ordnung. Als seine
überHand nehmende Körperschwäche ihm
nicht mehr gestattete, selbst zu schreiben,
dictirte er noch zwei Tage vor seinem
Tode einige Vriefe seinem Privatsecretär.
Die Tröstungen der Religion hatte er auch
bereits mit der gläubigsten Hingebung
empfangen. Aus den Händen der tief
erschütterten Mutter erhielt er die Arz»
neien und Alles, was die Leiden des
jungen Dulders nur einigermaßen zu
lindern vermochte. Als der letzte Tag
seines Daseins anbrach, als die Aerzte
der trostlosen kaiserlichen Mutter ange»
kündet, daß der Prinz den Abend nickt
mehr erleben werde, sagte er ihr selbst
mit tiefer, aber vollends gebrochener
Stimme, daß er von ihr für diese Welt
Abschied nehmen müsse. Als die Kaiserin
darüber in Thränen auSbrach, drückte er
ihr schwach die Hand und sprach: „Wei>
nen Sie nicht, ich hoffe meinen Vater
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Volume 25
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rasner-Rhederer
- Volume
- 25
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 446
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon