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Nicci 22 Nicci
geeilt, und durch Vorsorge Beider wurde
R. nach Prag gebrack't und im October
1889 der dortigen Irrenanstalt zur Hei
lung übergeben. Dort besserte sich auch
anfänglich einigermaßen sein Zustand, er
hatte lichte Momente, in denen er sich um
seine Familie und um seine Kunst interes«
sirte. Nber Alles war nur vorübergehend,
allmällg gesellte sich zum geistigen Leiden
ein immer mehr und mehr überHand neh-
mendes körperliches Siechthllm, und nach
wenigen Monaten erlag er am letzten
Tage des Jahres 1839 seinem schweren
Leiden im Alter von 84 Jahren. Was
den Werth der Arbeiten Luigi Nicci 's
anbelangt, so ist er. was das komische
Genre betrifft, unbestritten. So flüchtig
er arbeitete und dei der Menge deffen.
was er schrieb, konnte es ja gar nicht
anders sein, so geht doä) ein Zug über-
sprudelnder Heiterkeit, wie sie nur Ita>
lienern eigen, durch seine Schöpfungen,
und diese Heiterkeit, die sich oft in ganz
origineller Weise kundgibt, bildet einen
eigenen Zauber seiner Kompositionen.
Vieles in seinen Werken ist banal, ober«
flächlich, bedeutungslos, aber Vieles wie»
der ist köstlich, originell, tiefempfunden
und entspringt auS einem reichen Quell
der muthwilligsten Laune. Sein „LoÄi'Ä-
mueoik" und sein „Orisxino s la Oo-
niklO" werden ihn lange überleben, aber
auch seine übrigen Opern enthalten treff-
liche Einzelnheiten von unverwüstlicher
Komik. Die Arbeiten seines jüngeren
Bruders Federico erscheinen neben den
seinigen geradezu bedeutungslos. Ricci
hinterließ aus seiner Ehe mit Lyd ia
Stolz eine Tochter Lel la, welche in
der Kunst des Gesanges ausgebildet,
bereits mit glänzendem Erfolge auf der
Bühne aufgetreten war, als sie in der
Blüthe der Jahre am 7. August 1871
eines grausam jähen Todes starb. Sie war mir dem Redacteur des Prager
Journals „Diö Politik" verlobt. Auf
dem Wolschaner Friedhofe, wo 11 Jahre
vorher der Vater begraben wurde, wurde
auch die Tochter beigesetzt. — Auch hin-
terließ er einen Knaben Luig i , der
im Alter von 11 Jahren in Trieft als
musikalischer Wunderknabe allgemeines
Staunen erregte. Nicht nur, daß cr mit
großer Fertigkeit Piano spielte, sondern
er componirte auch in diesem Alter Lie»
der, eine Messe, und die „Wiener Zei°
tung" 1863, Nr. 28, berichtet noch von
einer dreiactigen Oper, welche er vollen-
det hatte, und welche von Allen, die
Einsicht in dieselbe genommen, als Be>
weis der ungewöhnlichen Frühreife die»
ses jugendlichen Talentes bewundert
wurde. — Im Familienleben war Ricci
ein zärtlicher Gatte und Vater und auch
seinen Verwandten gegenüber von auf»
opfernder Liebe. Mit seinem jüngeren
Bruder Federico, der sich auck als
Operncompoin'ft — er schrieb unter an»
deren die Opern: „Oo^aHo
— bekannt gemacht und
längere Zeit als Professor am Conserva-
torium zu St. Petersburg gelebt, ver>
knüpften ihn die Bande inniger brüder»
licher Zuneigung', mit ihm vereint schrieb
er auch, wie es oben in der Lcbensskizze
erwähnt ist, etliche Opern. — Ein ande»
rer Bruder, Egisto. war blind und
fand an Luigi eine kräftige Stütze, er
nahm sich auch feiner Tochter Pia an,
die einige Zeit als Tänzerin im Kärnth»
nerthor»Theater in Wien im Engagement
gestanden. — Der dritte und jüngste
Bruder, Vincenzo, hatte sich als
Sänger der Bühne gewidmet und
kam nach mancherlei abenteuerlichen
Irrfahrten in verschiedenen Landern zu>
letzt nach Brasilien, wo er sich ver»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon