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Nichter, Anton 3 Anton 3
gänzlich fremd. So hat Richter bis an
sein Lebensende theils schöpferisch, theils
anregend, im Ganzen aber in einer Weise
fördernd gewirkt, wie Wenige in seiner
Sphäre. Ausgezeichnet aber wie auf
dem Gebiete der Industrie war Richter
auch in seinem sonstigen Verhalten als
Bürger. Alle gemeinnützigen Anstalten
für Humanität und Bildung fanden
in ihm einen eifrigen Förderer, und
namentlich waren es die Armen und
Dürftigen, denen seine Hand immer ge-
öffnet war. Die zusagendste geistige Er-
holung von den Anstrengungen seiner
Studien und Arbeiten fand er in der
Musik und, als fertiger Violinspieler im
Quartette. wo er die Meisterwerke
Haydn'S. Mozart'S und Beet-
hoven's mit besonderer Vorliebe erecu«
tirte. Bei einer vorherrschenden Neigung
zur Heiterkeit war er gleichwohl nie ein
Freund von rauschenden Vergnügen, und
nur im Schoße seiner Familie oder im
Cirkel gleichgesinnter Freunde, denen, wie
' allen Bekannten und Fremden, sein gast-
liches Haus stets offen stand, suchte er
Erheiterung, wo er dann die Schwächen
der Zeit mit ebenso glücklichem Humor
zu geißeln wußte, als er der Dummheit
und Schlechtigkeit mit aller Energie eineS
heftig aufbrausenden Charakters entgegen
trat, stets jedoch bald wieder zum Versöh»
nen und Vergessen geneigt. Diese Mischung
seines Wesens, in dem sich
Ernst und Milde
paarten, erwarb und erhielt ihm auch
außerhalb deS großen Kreises der Ver«
ehrer seines WirkenS zahlreiche innige
Freunde seines persönlichen Wesens, daS
durch uneigennützige Aufopferungsfähig'
keit. Gefälligkeit und zuvorkommende
Güte bleibend alle Jene fesselte, zu denen
er sich hingezogen fühlte. Richter starb
im Alter von 62 Jahren, nachdem ihm
seine Gattin ein Iahrzehend früher durch den Tod war entrissen worden. Aus
seiner Ehe hinterließ er zwei Töchter und
einen Sohn, welch' letzterer vereint mit
seinem Schwager die großen und viel«
artigen Geschäfte seines Vaters unter der
Firma „Anton Richter's Erben" fort.
führt. Außer den in der Lebensskizze
angeführten Auszeichnungen besaß R.
keine. Er lebte eben noch nicht in der
Aera der Orden« und Adelsverleihungen.
Libussa, Jahrbuch, herausgegeben von Klar
(Prag, 4«.) Jahrgang 1831, S. 3äl—396:
„Anton Richter. Ein Charakterbild aus dem
Industrieleben Böhmens", von P. A.3 a b s ky.
— Adressen« und Jahrbuch der Rüben«
zucker-Fadriken und Raffinerien Oesterreich»
Ungarns. Von A. Achleitner (Wien 1872,
12°.) S. 37—64: „Anton Richter". — por-
trat. Unterschrift: Facsimile des Namens«
Zuges Anton Richter, darunter: geb. zu Böh-
misch'Leipa am 4. Novemb. 1782; gest am
53. Dezemb. l846 zu Königssaal. T. Mayer
äsl., W. C. Wrankmore so. (Stahlstich.
1851, 4".. auch 12°.).
4. Richter, Anton (Tonkünstler, geb.
um 1690. gest. zu Wien 11. November 1763).
Kam im Jahre 1699 als Hofscholar in der Orgel
in die k. k. Hofmusikcapelle, wurde am 3. August
1718 als Hoforganist angestellt, in welcher
Stellung er bis an sein im Alter von 73 Iah»
ren erfolgtes Lebensende verblieb. Gerber in
seinem „Histor.<biographischen Lerikon der Ton»
künstler" gedenkt eines Tonkünstlers Richter,
dessen Taufnamen er nicht angibt, von dem er
aber bemerkt, daß er sich um das Jahr 1760
durch verschiedene Symphonien bekannt gemacht
habe. Der Zeit nach könnt? es der obige Anton
Richter sein.
Gerber (Ernst Ludwig). Historisch<biographi«
sches Lerikon der Tonkünstler (Leipzig 1792,
I . G. I . Breitkopf, gr. 8«.) Bd. I I , Sp. 282.
— Köchel (Ludwig Ritt. v. Dr.), Die kai.
serliche Hof-Musikcapelle in Wien von 1343
bis 1867. Nach urkundlichen Forschungen
(Wien 1869. Bett. 8".) S. 1l4.
3. Richter, Anton (Tontünstler, Ge>
burtsort und Jahr unbekannt). Zeitgenoß. Nach
der unten angeführten Quelle war er in den
Jahren 1825 — 1832 in Cisenstadt bei der Ca.
pelle — wird wahrscheinlich die fürstlich Eßter,
häzy'sche Eapelle gemeint sein — angestellt.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon