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Nichte^ FranzF.Ioh.17 Nichter) Franz X.Ioh.17
beachtenswerthe Begabckng bewies, ent«
schloß sich der Vater auf das Zureden
des Pfarrers, ihn im Jahre 1793 an
daS Gymnasium zu Oppeln zu schicken,
in welcher Stadt er Verwandte hatte.
An dieser, von den I ^ . Jesuiten geleite-
ten Anstalt machte er erfreuliche Fort«
schritte und verlegte sich nebst den classi»
schen Studien auf italienische und fran»
zösische Sprache, die er auch in der Folge
mit besonderer Liebe pflegte. Nach been-
dem Gymnasium ging er an die philo«
sophifche Studienabtheilung nach Olmütz.
Da sich in der Zwischenzeit die Ver»
mögenSverhältnifse zum großen Nach«
theile der Familie verändert hatten,
mußte Richter durch Musikunterricht
und sonstiges Stundengeben während
der Studienzeit sich durchhelfen. Diese
Verhältnisse bestimmten ihn. seinen Lieb»
lingSplan, sich dem Studium der Medi»
cin zu widmen, aufzugeben und sich der
Theologie zuzuwenden. Nach seiner Or-
dination zum Priester (August 1806)
kam er nach kurzer Verwendung in der
Seelsorge bei St. Maurih in Olmütz als
Caplan nach Wildgrub (Bezirk Freuden,
thal). Indem einsamenGebirgsdörfchen
widmete er all seine freie Zeit Hauptfach,
lich den historischen Studien, welche er
dann nebst den Sprachwissenschaften bis
an sein Ende mit unermüdetem Eifer
betrieb. Von hier kam er auf kurze Zeit
nach Tefchen und im Jahre 1808 erhielt
er die Lehrkanzel für Geographie und
Geschichte am Brünner Gymnasium.
Jetzt war er so recht in seinem Elemente,
und mit Eifer und Ausdauer betrat er
daS Gebiet der österreichischen GeschichtS»
forschung. Die verbesserten äußeren Ver»
hältniffe sehten ihn noch in die Lage, für
die Ausbildung seiner jüngeren Brüder
(Karl und Theodor) zu sorgen. Im
Herbste 1818 erhielt er die Professur der Weltgeschichte am Lyceum zu Lai-
bach. Im Besitze eines umfassenden Wis-
sens, voll reger Thatkraft und Liebe für
seine neue Heimat, arbeitete er nun für
die Aufhellung der Geschichte Inner-
österreichS in einer Weise, welche ihm einen
ehrenden Platz unter den Historikern
Krams sichert. Mit großem Eifer durch»
suchte er Archive (insbesondere hat er sich
bei der Ordnung des reichen ständischen
Archives zu Laibach Verdienste erwor«
ben). sammelte mit Bienenfleiß und be-
arbeitete manche dunkle Partie in der
Geschichte. Als der MäcenaS Inneröster-
reichs, der um alle Zweige geistiger Thätig-
keit so hochverdiente Erzherzog Johann,
zur Geburtsfeier seines kaiserlichen Bru«
derS Franz I. am 12. Februar 1812
die wissenschaftliche Preisfrage „über
Inneröfterreichs Geographie und Ge-
schichte im Mittelalter" aufgeworfen
hatte, betheiligte sich auch Richter, und
zwar in hervorragender Weise an dieser
„brennenden Frage des Tages". R. war
nicht bloß auf dem Gebiete strenger
Wissenschaft thätig, auch die Belletristik
und ein wenig Politik lagen in dem
Beieiche seiner Beschäftigung, da er
durch fast ein Decennium Redacteur der
«Laibacher Zeitung" und des belletristi-'
schen „Illyrischen Blattes" gewesen ist.
Nach der Reoccupation Illyriens erstand
als Beilage zum officiellen politischen
Blatte das „Laibacher Wochenblatt",
welches — von dem Schriftsetzer Paul
Deinzer redigirt — ein kümmerliches
Leben von unberechtigtem Nachdruck fri»
stete. Nachdem aber Richter die beiden
Blätter in die Hand genommen, suchte
er einen feineren Geschmack, ein edleres
Streben, wahrhafte „Belehrung und
Unterhaltung" darin an den Tag zu
legen; allein er stand fast vereinsamt da.
Im Jahre 1817 erließ er einen Aufruf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon