Page - 49 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rhedey-Rosenauer, Volume 26
Image of the Page - 49 -
Text of the Page - 49 -
Heim. M. K. 18 Nichter) Hemr. M. K. 18
begann seine Studien zu Prag am Neu»
städter Piaristen-Gymnasium. Mit16 Iah-
ren legte er die Maturitätsprüfung zu»
rĂĽck und begann seine llniversitatsstudien
in Deutschland, insbesondere historische
und philologische Disciplinen mit Eifer
pflegend. Nach dem italienischen Kriege
(October 1859) bezog er die Wiener
Universität und wurde an der juridischen
Facultät inscribirt. Eine tiefe Neigung
zog ihn zum Studium der. deutschen und
römischen Rechtsgeschichte, von wo er
bald den Uebergang zur eigentlichen Ge-
schichtswissenschaft fand. Als Mitglied
des historischen Seminars, welches da-
malS vonAschbach und Jäger geleitet
wurde, lieferte er einzelne historische
Abhandlungen, deren namentlich kriti«
scher Theil beifallig aufgenommen wurde.
DieĂź veranlaĂźte ihn, zur philosophischen
Facultät überzutreten. Kurz nach der
Publication der Verfassung vom 26. Fe-
bruar 1861 im April begann unter der
Wiener Studentenschaft eine lebhafte
Bewegung, welche zum Theile durch die
Verhaftung einiger Studenten neue Nah-
rung erhielt. Richter gab der Bewe-
gung eine bestimmte Richtung, und es
gelang ihm, im Zusammenwirken mit dem
Rector jenes Jahres, Oppolzer, durch
seine wiederholten öffentlichen Reden die
Studentenschaft dahin zu bringen, einem
Comitä die Präcifirung ihrer Wünsche
zu überlassen. In diesem Corniiö hatten
S te id l — später Leibarzt der Groß-
Herzogin von O l d e n b u r g , Karl
L i n d e r — später Präsident der alt'
katholischen Gemeinde von Wien, und
Richter Platz. Mit Zustimmung der
Graher, Prager und Lemberger Studen»
tenschaft arbeitete Richter eine Petition
an das Abgeordnetenhaus des österrei-
chischen Reichstages aus, die von einer
Denkschrift begleitet war und die gründ« gesetzliche Feststellung der Lehr. und Lern-
freiheit, deS Schutzes persönlicher Freiheit
und des Hausrechtes forderte. Um diese
Zeit war es, daß R. mit dem Abgeord«
neten Müh lfeld in nähere Verbindung
trat, der die. Forderungen der Studen»
tenschaft als selbstständige Anträge —
die Wiederholung der Frankfurter Grund-
rechte — vor daS Haus und, trotz der
Opposition der FractionsfĂĽhrer Rieger
und Smolka gegen die Competenz des
Reichsrathes, zur gesetzlichen Annahme
brachte. Noch während seiner Studien»
zeit veröffentlichte R. bei Gelegenheit
eines zwischen Höfler und Palacky
ausgesprochenen Streites sein Buch:
„Georg's von Podiebrad Bestrebungen
um die Erlangung der deutschen Kaiser»
kröne" ^die bibliographischen Titel der
Schriften R ich te r ' s folgen auf
S. 83^ , welches insbesondere in der
Zeit der beginnenden staatsrechtlichen
Kämpfe sich bemerkbar machte. Im
Jahre 1864 unternahm R. aus den
Ersparnissen, welche ihm bei dem karg«
lichen Erwerbe deS Unterrichtgebens ge«
blieben, eine groĂźe wissenschaftliche Reise
durch ganz Nord-, Mittel« und Süd.
deutschland zum Besuche mehrerer Uni»
versitäten, Archive und Bibliotheken.
Eine Frucht dieser Reise war zugleich
die Abhandlung: „Der Nürnberger Reli«
gionsfriede von 4332" (Eigenthum der
Universität Leipzig). Im selben Jahre
wurde N. Lud 2U8r)ioii8 des Königs
Iohann an der Universität Leipzig zum
Oootor p^üa20p1iig.5 und Magister pro«
movirt. Schon jetzt trat er in lebhafte
Verbindung mit den fĂĽr die FĂĽhrung
Oesterreichs im deutschen Bunde eintre-
tenden Parteien und ParteifĂĽhrern und
in innige Beziehungen zu Heinrich
Wuttke in Leipzig. F. G. Kolb in
MĂĽnchen. K.arl Mayer in Stuttgart,
v.Wurzbach. biogr.Leriton. XXVI. sGedr. lt. August 1873.)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon