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v) Joseph 58 Nichter) Joseph 24
bis zu R.'s Ableben, 4813, als «Briefe
des jungen Eipeldauers" fortgesetzt. Die
Fortsetzungen dieser Volksschrift nach
Richter's Tode besorgten Bäuerle
M . I, S. ^8 ) . Gewey ^Bd. V,
S. 164), Anton Langer ^Bd. V,
S. 464; Bd. XIV, S. 108^ und Weiß.
Ihren bedeutenden Einfluß gewann diese
Volksschrift vornehmlich dadurch, daß sie
in ihren Kreis die Zeitgeschichte, die
Welthandel, die Kritik deS Theaters, das
Leben und Treiben der mittleren, aber
mitunter auch der höheren Regionen der
Gesellschaft hineinzog. I n den beigefüg-
ten „Anmerkungen von einem Wiener"
tratR. gegen den einfachen Bauernjungen
als eine Art Recensent auf, wodurch diese
Volksschrift ein kritisches, berichtigendes
und erläuterndes Interesse besaß, und
so namentlich durch den satyrischen Cha
rakter dieser Anmerkungen reckt wirksam
wurde. Wie sehr die Eipeldauer Briefe
dem Volke an's Herz gewachsen waren,
beweist der Umstand, daß, als sie im
Jahre 1797 mit einem Male unter»
brochen wurden, der damals so gefeierte
Dichter Denis ^Bd. I I I , S. 238) ihr
Verstummen mit folgenden Versen be>
klagte: ,Ack. verstummet ist der Tipel«
dauer j Scherz und Satyr gehen in der
Trauer j Und der Thörinnen und Thoren
Schaar s Jubelt um Gott Stupor'S Frau.
altar." Richter selbst erfreute sich auch
seiner Zeit in den literarischen Kreisen
allgemeiner Achtung. Als viel unteriich»
teter "-iterator und als angenehmer Ge«
sellschafter war er in gebildeten Kreisen
sehr beliebt und sein Freimuth, den er
immer in das Gewand des Anstcmdes zu
kleiden wußte, bewahrte ihm immer die
Stellung eines Mannes von Einfluß und
schriftstellerischer Bedeutung, so daß man
selbst in den Regierungskreisen ihm Ach-
tung zollte, und Staatsmanner, wie der damalige Minister Graf von Pergen
^Bd. XXII , S. 4) und Freiherr von
Haag er sBd. VI, S. 90^ seinen Ein.
fluß und seine Bedeutung würdigten.
Auch wurde ihm in Anerkennung seiner
verdienstlichen Wirksamkeit von Seite
des Monarchen ein Gnadengehalt zuge»
wiesen, den er durch viele Jahre bezog.
Mit den Dichtern und Schriftstellern
seiner Zeit stand er im freundschaftlichsten
Verkehre, und Freiherr von Retzer
nahm keinen Anstand, bei Richter's
Ableben öffentlich auszusprechen: „Der
zwischen mir und ihm und dem Nestor
der österreichischen Literatur, dem Feld«
marschall'Lieutenant von Ay renho f
seit mehr als 30 Jahren ununterbrochen
bestandene Freundschaftsband. däucht
mir, gereicht uns allen Dreyen zur Ehre".
In seiner äußeren Erscheinung war R.
sehr gewinnend, seine heitere offene
Miene, aus welcher Biederherzigkeit und
Treuherzigkeit leuchteten, sein wohlwol»
lendes, freundliches, höfliches Wesen, seine
Munterkeit und witzige Gesprächigkeit
machte, daß man seinen Umgang liebte
und suchte. Was nun seine schriftstelle-
rische Thätigkeit betrifft, so ist wohl die
Menge seiner Schriften — ihre Zahl er«
reicht nahezu hundert Nummern — impo«
nirend, aber wenn sich auch über ihren
Inhalt rechten läßt, so gibt eS noch
Manches darunter, was in der Gegen-
wart noch der Beachtung werth ist. Wie
ja schon bemerkt, war seine schriftstellerische
Thätigkeit eine ungemein vielseitige. Von
dem damals von Frankreich aus ange-
regten Geiste des EncyklopadiSmus er-
Mt , hatte R. es unterlassen, sich naH
einer Richtung zu concentriren, weil er
bei der damals beginnenden Zeitgahrung
ganz richtig einsah, daß nach allen Sei»
ten viel Schutt und Wust umherlag, der
aufgeräumt werden muffe. So bieten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon