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'Wirren und Aufregungen des Achtund
Vierziger-Jahres, sie führt den Titel:
„Gullngelinm der Freiheit" (Wien 4838) und
trägt wohl auch vorherrschend dessen
Gepräge. Wenn vielleicht der Dichter
heute nach zwanzig Jahren nicht Alles
unterschreiben möchte, waS er damals
sang, so soll damit nicht gesagt sein, daß
das Evangelium der Freiheit darum
weniger poetisch sei. Die Wahrheiten der
Poesie haben eben das Eigenthümliche,
daß sie von gewissen Zeitperioden sowohl
im Leben der Völker, wie im Leben des
Einzelnen verleugnet werden, ohne darum
an ihrer Wahrheit auch nur ein Iota
einzubüßen; und in dieser Richtung steht
die Poesie als ideale Wahrheit, der
realen Wahrheit der Geschichte gegen«
über, und eben deßhalb als einzige
Wahrheit, der daS Menschengeschlecht in
seiner Culturentwickelung nachzustreben
sucht, hoch über derselben. Ein eben auch
in der Achtundvierziger Periode, in wel-
cher er für Häfner's „Konstitution"
einige freiheitbegeisterte schwungvolle Ge»
dichte schrieb (wie „Neues Osterlied"
4848, Nr. 4), von Nick verfaßtes dra-
malisches Werk gelangte nicht aus dem
Kreise weniger Fachmänner heraus. Ri ck
war im Jahre 1848 mit Jacob Luß.
berger M . XVI, S. 168^>. damals
Regisseur im Theater an der Wien.
nachmals Hofschauspieler, bekannt und
von demselben zu dramatischer Arbeit
angeregt worden. Nach einer Novelle
von Theodor Mügge bearbeitete er
das Trauerspiel: „Ganssaint Nnuerture",
welches auch bereits zur Aufführung an-
genommen worden und dessen Titelrolle
der berühmte Heldenspielec Wi lhelm
Kunst M . XI I I , S. 382) darstellen
sollte. Indessen waren aber die Mai«
Barrikaden gekommen und nach ihnen
Ereignisse, welche dem Theater und Allem, was die Kunst überhaupt betraf,
wenig förderlich waren. Die Aufführung
kam nicht zu Stande. Spätere Versuche,
es an der Wiener und Münchener Hof-
bühne zur Aufführung zu bringen, blie»
ben erfolglos. Indessen bereitete R. eine
neue Sammlung seiner Poesien vor,
welche als der „Gedichte" 2. Band (Wien
1834) erschien. Denselben folgten die
„Plletischen Vrieie an eine Fran" (Wien
1839; 2. u. 3. Aufl. 1869. 12<>.), rei-
zende Episteln didaktischen Inhalts, welche
als rother Faden eine ganz einfache
Geschichte durchzieht; die Briefe behai>
deln in anmuthiger Form die Aufgabe
der Frauen, ohne jedoch irgendwo in's
Banale zu verfallen; durch daS Ganze
weht ein sanfter Hauch von Poesie
und mehrere zart ausgeführte Landschaft»
bilder lassen fast Stifter'schen Einfluß
vermuthen. Von Arbeiten, welche R.
unter der Feder haben soll, nennt man
eine Reihe „Photographien geistlicher
Herren" , von denen einzelne im politi«
schen Blatte „Der Wanderer" im Jahre
1370 abgedruckt waren, und zwar: „Das
Maifest der Benedicriner"; — „Beim
Pfarrer zu Gngleuthen"; — „Unter
Inful und Krummstab" u. m. a. Auch
trägt er sich seit Jahren mit einem grö»
ßerm epischen Werke, das die großartige
Katastrophe von Queretaro behandeln
soll. „Ich begreife", schreibt der Dichter-
selbst in einem Briefe an einen Gesangs»
genossen, „daß das Trauerspiel zu Que«
retaro kaum eine Etape der Weltereig^
nisse abgeben und daß die Geschichte
über den Kaiser Max genau so zur
Tagesordnung übergehen wird, wie sie eS
über I tu rb ide gethan, denn bei jenem
verlotterten mexikanischen Volke werden
noch viele hervorragende Manner schmach«
voll untergehen; aber dieser Prinz wird
dem Poeten sympathisch und der Held,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon