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Niedel u. Niedl. Niedel u. Niedl
k. k. Irrenanstalt zu Prag angestellt,
wurde im folgenden Jahre Assistent des
Professors der Augenheilkunde, vr.I .N.
Fischer, an der Prager Hochschule und
erlangte im Jahre 1830 die Doctor.
würde, bei welcher Gelegenheit er als
Inaugural - Dissertation die Schrift:
„Prngz Irrenllnstlllt und ihre Nietungen in
den Jahren M 7 , M s und M 9 , nebst den
Anzeigen M GinZendung in die öffentliche
Anstalt, der Bedingungen M Intnahme in die-
selbe, der Art der «Vrllnspllrtirung Md der
Vehandlung der genesenen Geisteskranken"
(Prag 1830, Calve, gr. 8«., mit 4 lith.
Tafeln) veröffentlichte, an welche sich
Nowak's „Notizen über die Privat«
Irrenanstalt" anschließen. Als im Jahre
1831 die Cholera-Epidemie in Galizien
ausbrach, wurde R. nach Lemberg ent>
sendet, wo er durch sechs Monate das
erste und größte Choleraspital zu St.
Magdalena leitete und über 2000 Cho»
lerakranke behandelte. Bei seiner Rück«
kehr nach Böhmen wurde ihm die Er«
richtung der Contumaz. und Rastell-
Anstalten an der böhmisch.schlefischen
Grenze zur Verhütung des Cholera»
Einbruches übertragen, wobei er von der
Ueberzeugung der Unzulänglichkeit dieser
Anstalt eine Reduction der bereits bean-
tragten und dadurch eine Ersparung
großer, zwecklos zu verausgabender
Summen erzielte. Ueberdieß gab er bei
dieser Gelegenheit seine in Galizien bei
Behandlung der von der Seuche Befal'
lenen gemachten Beobachtungen in einer
besonderen Schrift: „Hie asiatische Vrech-
rühr nach den in Gulizien gemachten Griahrnngen
nnd Nlllbllchtungen" (Prag 1832, Haase
Söhne, gr. 8".) heraus. Als die Cholera
in Böhmen zum Ausbruche kam, wurde
R. mit den Einleitungen der sanitäts»
polizeilichen Maßregeln in sechs Kreisen
betraut, wobei er auch die Behandlung der Cholerakranken in mehreren Bezirken
selbstftändig leitete und über die Ent«
stehung, Weiterverbreitung und den Gang
der Epidemie in drei Kreisen den Bericht
an das böhmische Gubernium erstattete.
Nach dem Erlöschen der Seuche in Böh.
men leistete R. als Kreisarzt in den Iah.
ren 1833—1837 Dienste und wurde im
letztgenannten Jahre als Primararzt in
die Prager Irrenanstalt berufen. Nun
befand er sich auf jenem Posten, für
den er seit Beginn seiner Studien, in
welchen ihn die praktische Psychiatrie vor
allem Anderen fesselte und zu welchem
Zwecke er noch als Student Reisen ge«
macht und die berühmtesten Irrenanstal,
ten des Auslandes besucht hatte, eine
besondere Vorliebe hegte. Von nun an
als Primararzt und Director der Prager
Irrenanstalt nahm er auf die Einrichtung
und Organisation und auf die im Jahre
1842 vollzogene Trennung der Anstalt
von dem allgemeinen Krankenhause den
wesentlichsten Einfluß. Bei dem Baue
des Prager neuen Irrenhauses waren
seine Vorschläge und Anträge maßgebend,
und allmälig gelangte eben unter seiner
Leitung die Präger Irrenanstalt im In-
und AuslcmVe zu dem Rufe, eine der
besten Irrenanstalten Deutschlands zu
sein. Ueber seinen Antrag wurde die
Einführung praktischer Vorträge über
Psychiatrie — der ersten in Oesterreich
— ferner vieler Einrichtungen genehmigt,
welche als zweckmäßig in in« und aus»
ländischen Anstalten Nachahmung fanden.
Im Jahre 1847 wurde ihm noch die
Supplirung der Direction aller Prager
Kranken, und Wöhlthätigkeits-Anstalten
mitBeibehaltungderIrrenhaus.Direction
übertragen und führte er dieselbe bis zu
seiner im Jahre 1831 erfolgten Berufung
nach Wien. Als Medicinalrath und Di>
rector der Wiener Irren-Anstalt leitete
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon