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Niedel u, Niedl. 97 Niedel u. Niedl.
er den schon im Jahre 1849 begonnenen
großartigen Neubau des Irrenhauses in
Wien, die Organisation der inneren Ein»
richtung und die Reorganisation des
noch aus der Iosephinischen Periode
stammenden Narrenthurms, der in eine
Pstegeanstalt umgewandelt wurde. Als
das neue Irrenhaus im Jahre 4833 zur
vollen Benützung eröffnet wurde, gewann
auch dieses bald den Ruf, den vor ihr die
Präger erlangt hatte. Im Jahre 1831
wurde R. der im Ministerium des Innern
errichteten Organifirungs«, spateren stan-
digen Medicinal-Commisfion beigezogen
und ihm als Mitglied derselben das Refe-
rat über alle Arbeiten in Irrenangelegen»
heiten übertragen und wurden nach seinen
Vorschlägen und Antragen die projectir«
ten Neubauten der Irrenhäuser in Pesth«
Ofen, Hermannstadt, Venedig, Brunn,
Ubbs, Agram, Lemberg ausgeführt. Im
Verlaufe seiner Dienstleistung an der
Prager und Wiener Irrenanstalt wurde
R. auch mit der Begutachtung von auS>
landischen Neubauten in Berlin, Baden,
Braunschweig betraut. Im Jahre 1839
erfolgte seine Ernennung zum Regie«
rungsrathe. R. kann als der Reformator
des Irrenwesens in Oesterreich. daS vor
ihm noch sehr im Argen gelegen, ange«
sehen werden. Seine Reform bezieht sich
vornehmlich auf die humani^l'jM Rich-
tung, welche in Behandlung der Irren
Platz griff. Diese vordem ziemlich thie»
rischen Wesen gleichgehalten, wurden nun
in die Kategorie kranker Menschen
versetzt, denen in Anbetracht ihres Lei-
dens, das in der Regel ein schwereres
als andere vorübergehende Krankheiten,
und ein geheimnißvolleres, weil es die
letzten Spuren der Menschlichkeit grau»
sam verwischt, nur echöhtere Sorgfalt
und fast übermenschliche Geduld zuge«
wendet werden muß. Riedel hat in
v. Wurzbach, diogr. Lerikon. XXVI. seinen herrlichen Reformen den Forde-
rungen deS Staates, der Wissenschaft
und Humanität Rechnung getragen. R.'s
Verdienste um die leidende Mensch-
heit wurden höchsten Orts durch die
Verleihung des Ritterkreuzes des Franz
Joseph» und des Ordens der eisernen
Krone 3. Classe gewürdigt, welch letzte«
rer im Jahre 1868 statutengemäß die
Erhebung in den erbländischen Ritter»
stand folgte. Auch von Seite der Wissen-
schaft fehlte es nicht an Würdigung und
Anerkennung seiner Verdienste; nicht nur,
daß er Mitglied vieler gemeinnütziger und
wohlthatiger Vereine war, haben ihn
auch die Gesellschaften der Aerzte in Wien.
Berlin, Freiburg und Lemberg, ferner
jene der Gerichtsärzte in Baden und die
wissenschaftliche in Erlangen in den
Sckooß ihrer Mitglieder aufgenommen;
während seines Aufenthaltes in Prag
wurde er Bezirks'Armendirector, Mit«
director deS Armenhauses, im Jahre
4830 Communalrath und Ehrenhaupt»
mann des Prager bürgerlichen Scharf-
schützencorps. Bald nack Erkrankung der
unglücklichen Erzherzogin Char lo t te ,
Kaiserin von Mexiko, wurde R. zu ihrer
Behandlung berufen und ihm das Com»
mandeurkreuz des Guadeloupe«Ordens
verliehen. Seit 4833 mit Paul ine
Speer verheirathet, stammen aus dieser
Ehe folgendeKinder: Marie(geb.1833),
vermalt mit dem Arzte und Doctor der
Medicin in Wien. A. Duchek, —Ka-
rol ine (geb. 1836). — Johann (geb.
1839). Doctor der Medicin in Wien,,—
und Iosep h ine (geb. 1842).
Ritterstands'Diplom ääo. 10, Februar
1868. — Erinnerungen (Prager Unter«
Haltungsblatt, 4°.) l856. S. 248. — Wiener
Zeitung 1870, in den Nummern zwischen
7.—14. November: „Nekrolog" von Oi-.Mey.
nert. — Friedlandia (Taschenbuch, 12«)
4834. S. 161: „vi. I . G. Riedel biogra,
. 16. Sept. 1373.) 7
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon