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t inides, der ihn im Generalbasse und
in der Compofitionslehre unterrichtete.
Erst 43 Jahre alt, schrieb er bereits eine
Messe, deren Aufführung und beifällige
Aufnahme ein wahres Freudenfest für
ihn war. Als er in dieser Zeit den dama-
ligen Domcapellmeister bei St. Stephan,
Leopold Alois Ho ff mann Dd . IX,
S. 161^, kennen lernte, fand er nun
Gelegenheit, seine theoretischen Kenntnisse
unter Anleitung dieses erfahrenen Musi-
kerS, sowie dmch fleißiges Studium des
<3r2.äu3 aä?arnHL5uiQ von Fur weiter
auszubilden und zu vervollkommnen.
Durch Hof fmann machte er auch Be»
kanntschaft mit dessen Nachfolger in der
Domcapellmeisterstelle, mit dem berührn«
ten Contrapunctisten Alb recht sber«
ger, dessen mehrjähriger U.mgang. wie
das gründliche Studium der classischen
Schriften von Kirnberge r, Türck
und deS Handbuches beim Generalbasse
und der Compofitivn von Marpurg
seine musikalische Ausbildung vollendeten.
Dabei hatte er noch das seltene Glück,
die beiden Heroen der Tonkunst, Wolf-
gang Mozar t und Ludwig Beer«
hoven. persönlich zu kennen und die
unmittelbaren Eindrücke ihrer unsterb-
lichen Leistungen in sich aufzunehmen.
Seit dem Jahre 1787 war Rieder im
Schulfache, und zwar zu Döbling. wo
sein Vater als Lehrer gewirkt, thätig;
I m Jahre 1799 bat er den Cardinal
und Wiener Erzbischof Grafen Migaz; i
um die Schullehrer» und Regenschoristelle
im Markte Perchtoldsdorf nächst Wien,
welche ihm auch verliehen wurde. Unge»
achtet seiner Ernennung und seiner ver«
dienstlichen Leistungen im Schulfache und
als Organist protestirte der Magistrat
von Perchtoldsdorf gegen seine Berufung
und reichte den Recurs gegen dieselbe
ein. Drei Jahre mußte N. mit dem von der Landesstelle bestätigten Decrete in
der Tasche auf das Ende dieses Processes
warten, bis ihm die höchste Hofentschei-
düng dieselbe sicherte und er endlich am
8. Februar 1802 seinen Dienst antreten
konnte. Die Anfangs freundlichen Ver-
hältnisse gestalteten sich jedoch nach dem
Einfalle der Franzosen im November
1803. welche den Markt Perchtoldsdorf
stark heimsuchten, sehr traurig; er verlor
den größten Theil seiner Habe. erlitt
noch weitere Verluste bei dem zweiten
Einfalle im Jahre 1809 und das Ananz-
patent vom Jahre 1811 gab ihn form«
lichem Nothstande Preis. Als dann noch
die Hunger» und Mißjahre 1813—1819
folgten und die Verarmung des Bauers
sick auch für den auf ihre Naturalleistun»
gen damals zunächst angewiesenen Schul-
lehrer fühlbar machte, befand sich R. in
den drückendsten Verhältnissen, aus denen
ihu nur die Musik, der er mit verdoppel»
tem Gifer oblag, herausriß. In jener
traurigen Zeit entstanden namentlich seine
schönen, von dein Geiste wahrer Andacht
durchwehten Kirchencompositionen, von
denen viele im Stiche erschienen sind.
Dieselben bestehen aus einer großen Zahl
von Offertorien, Gradualen, ^antum.
erZo'L, Hhmnen u. s. w., aus mehreien
kleinen, eigens für Landkirchen componir«
ten und äußerst populären Messen und
dann mehreren größeren, für die be«
rühmteCapelle des Fürsten Nßterhazy
geschriebenen, worunter die große, in
0-ä.ur im Jahre 1811 componirte sich
besonderen Beifalls erfreute. Ein sum>
marisches Verzeichniß seiner sämmtlichen
Werke folgt auf Seite 102 und 103.
Auch veröffentlichte N. mehrere sehr ge-
schätzte theoretische Werke, darunter:
„Anleitungen jum Priilndirrn und Fugiren tür
die Orgel", 0p. 84 (Diabelli. 1826) und
0x. 93 (ebd.); — einen „GeneralbaZZ in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon