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Niedesel Niedestl
„Honvöd-Album" erzählt und für deren
Wahrheit die Angabe der Namen der
beiden Kämpfer spricht, während der
Ausgang deS Kampfes einen von den
Unseren erfochtenen Sieg dem Gegner
zufallen ließ. Es war im Jahre 1849.
Die Ungarn hatten die Schlacht von
Tapio Bicske bereits verloren, ihre
Führer hatten, jeden weiteren Kampf
aufgebend, die Flucht ergriffen, nur sechs
Escadronen Reserve-HuSzaren konnten
noch der von Nagy-Kota herbeigeeilten
Division Sternberg, welche die stüchtige
Revolutionsarmee zu verfolgen beaüs»
tragt war, entgegengestellt werden. I m
scharfen Trabb näherte sich die österrei»
cbische Cavallerie unter ihrem Anführer,
dem Freiherrn von Riedesel. Dieser,
eine athletische Figur, volle sechs Schuh
hoch, mit herkulischen Schultern, ritt
seiner ihm folgenden Abtheilung wohl
um hundert Schritte voraus und rief
von Weitem den ungarischen Huszaren
zu: „Ist unter Euch ein Tapferer, der
es wagt, die Reihen zu verlassen und
allein in die Mitte des Kampfplatzes
hinausreitend, es aufzunehmen mit dem
stattlichsten Reiter der österreichischen
Armee?" Auf Riedesel's HerauSfor»
derung sprengte der Major der ungari«
schen Huszaren, Sebö, auch ein harter
Degen und tapferer Kämpfer, stets bereit,
eine Scharte zu schlagen in die Sense
deS Todes, aus den Reihen hervor und
dem Freiherrn von Riedesel entgegen.
Zwischen dem von den beiden feindlichen
Heerhaufen offen gelassenen Raume platz«
ten nun beide Krieger aufeinander und
griffen, ihre Abtheilungen gleichsam als
Zuschauer des merkwürdigen Schauspiels
zurücklassend, ohne ein Wort zu wechseln,
einander an. Nur einmal blitzten die
Schwerter auf und entsanken dann beide
den Händen der Tapferen. Die Kämpfer hatten im ersten Anpralle sich entwaff-
nende Wunden geschlagen. Sebö hatte
dem Freiherrn Riedesel den starken
Arm im Handgelenke durcbhauen, wah»
rend Sebö selbst von dem wuchtigen
Streiche R i ed esel's den Daumen ein»
gebüßt hatte. Im selben Momente hatten
beide Kämpfer ihre Waffen fallen gelas'
sen, nun setzten sie den Kampf noch
immer hoch zu Rosse mit der unverwun-
deten Zinken fort. Sebö packte mit
seiner nervigen Faust den Freiherrn an
der Gurgel; gleichzeitig seinem Pferde
die Sporen in die Weichen schlagend,
warfen sich die beiden Hengste auf die
Seite herum und beide Reiter stürzten
zu Boden. Nun sprengten die beiden
feindlichen Reiterhaufen herbei, ihren An«
führern zu Hilfe. Als sie die Kämpfen»
den erreichten, richtete von den auf dem
Boden sich walzenden Helden nur mehr
Einer sich auf, es warSebö; Riedesel
hatte unter der seinen Hals zuschnüren-
den Faust seines Gegners ausgehaucht.
WaS nun folgt, ist insofern wichtig, als
die vorzeitige Bravour eineS wackeren
Ofsiciers für unS verhangnißvoll wurde
und auf den Ausgang der bereits von
uns gewonnenen Schlacht einen nach-
theiligen Sinftuß nahm. Die Huszaren
— so erzählt nämlich Ioka i weiter —
von der Heldenthat ihres Anführers zu
neuem Kampfe entstammt, warfen sich
auf das Sternberg'sche Regiment, und
während sie den ersten Anprall mit ihren
Säbeln aufhielten, waren das dritte und
neunte Bataillon der ungarischen Revo»
lutionsarmee auf dem Kampfplätze er-
schienen, hatten mit den Bajonneten die
Unseren angegriffen, dieselben geworfen,
die bereits verlorenen Kanonen wieder
erbeutet und die Ehre des Tages, die
schon den Unseren gehört hatte, zurück-
gewonnen. Was in dem vorerzahlten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon