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Nieger u. Niegger 120 Nieger u. Niegger
gräflichen Schlosse erlernt hatte, die Zu«
flucht nehmen muĂźte, um sich seinen
Lebensunterhalt zu erwerben. Indessen
sehte er seine musikalischen Studien, na»
mentlich jenes der Kompositionslehre
von Ki rn berger, fort. I n dieser Zeit
lernte er in Brunn einen Musikfreund,
Namens KĂĽchen ha rdt, kennen, der
sich feiner wohlwollend annahm und ihm
mehrere einträgliche Musikstunden ver«
schaffte. Mit dieser glĂĽcklichen Wendung
seines Geschickes erwachte sein Schaffens»
drang von Neuem, und es fällt in diese
Zeit die Composition einiger Opern,
welche weiter unten bei seinen ĂĽbrigen
Werken angefĂĽhrt werden. Nun fehlte es
auch nicht an Aufforderungen, Varialio»
nen mit und ohne Instrumentalbeglei»
tung zu componiren, welche dann in
Wien, Offenbach und Leipzig Verleger
fanden. Dadurch wurde sein Name immer
bekannter und seine Verhältnisse gestalte-
ten sich täglich günstiger. Die ihm ange»
botene Stelle eines Kapellmeisters des
BrĂĽnner Theaters sagte ihm zu und er
bekleidete dieselbe durch fĂĽnfzehn Jahre,
in der Zwischenzeit versah er auch —
aber nur für ein halbes Jahr — die
Capellmeisterftelle bei dem Kavallerie-
Negimente London. Auf diesen beiden
Posten war er ununterbrochen als Com«
ponist thätig und schrieb viele Scenen.
Einlagen zu Opern, charakteristische
Chöre, Märsche, Harmonieftücke für acht,
zehn bis vierzehn Stimmen und fĂĽr
Harmoniemusik. Im Jahre 1803 machte
ihm Graf Haugwitz den Antrag, als
(Kapellmeister in seine Dienste zu treten.
Er nahm diesen Antrag an und war
nun längere Zeit auf dem Schlosse des
Grafen zu Namiest thatig, und schrieb
fĂĽr die unter feiner Leitung stehende
Kapelle zahlreiche Kompositionen, als
Elavier.Sonaten, Variationen fĂĽr Har. moniemufik u. dgl.m. Da aber daS
dortige Klima seiner Gesundheit nicht
zusagte, gab er im Jahre 1808 seinen
Posten auf und kehrte nack Brunn zurĂĽck,
wo er durch Musik seinen Lebensunterhalt
erwarb. Auch versah er in dieser Periode
nach dem Austritte des Kapellmeisters-
Triebensee — aber nur für zwei
Jahre — die Stelle des Kapellmeisters
bei dem BrĂĽnnei Theater. Sonst be-
schäftigte er sich ausschließlich mit Musik-
unterricht, gelangte durch FleiĂź und rast'
lose Thätigkeit nach und nach zu einem
mäßigen Wohlstände, kaufte sich ein
Haus und wurde BrĂĽnner BĂĽrger.
Dabei hielt er viele Jahre hindurch
Vorlesungen ĂĽber GeneralbaĂź und Har-
monielehre, welche sehr stark besucht
waren, bildete zahlreiche SchĂĽler, unter
denen sich einige zu ganz tĂĽchtigen Com-
ponisten entwickelt hatten. In seinen sva-
teren Jahren zog er sich in die Ruhe
zurĂĽck und erreichte so das wohl wenigen
Sterblichen gegönnte Greisenalter von
92 Jahren, nach seinem Tode in der
Stadt, in welcher er an 60 Jahre ge-
wirkt, ein als Mensch und KĂĽnstler gleich
ehrenvolles Andenken hinterlassend. GroĂź
ist dieZahl der Kompositionen Rieger'S,
von denen auch 60 bei Weigl , Käppi ,
Vder zu Wien. Offcnbach und Leipzig
im Dcucke erschienen sind. AuĂźer den
zahllosen Variationen. Trio's, Quarret»
ten, Clavierconcerten in verschiedenen
Tonarten sind anzufĂĽhren die Opern:
„Das wüthende Heer"; — „NieOMenglackr";
— „Schuster Flink" ; — „Die uier SaunM-
den"; — „Die Heerde Ulln Netlchem", von
denen mehrere auf der BrĂĽnner BĂĽhne
mit Beifall gegeben wurden; dann die
großen Kantaten: „Deutschlands «Triumph
nllch der Schlacht bei Aeipzig"; — „Znmw-
pluk"; — die Festcantate: „Wonne des
2Viel>er5etien5", anläßlich der Anwesenheit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon