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Nieger u. Niegger 123 Nieger u. Niegger
mit Auszeichnung behandelt. Anders
hingegen waren seine lehramtlichen Ver-
hältnifse an der Freyburger Hochschule.
Schon der Nmstand. daß er es wagte, in
deutscher Sprache vorzutragen und
und eine deutsch e civilistische Bibliothek
herauszugeben, wurde ihm im hohen
Grade übel und als eine nicht zu
duldende Ausschreitung der bestehenden
Normen genommen. Bald hatte er Alles
gegen sich. Rector und Regens der „sehr
alten und weitberühmten k. k. erzherzog-
lichen vorderösterreichischen Universität"
erinnerten und vermahnten ihn auf das
„Nachdrucksamste", „daß er sich aller bis«
herigen jugendlichen Ausschweifungen
auf'S Sorgsamste enthalten und entweder
gar nichts drucken lassen: oder doch stets
der theologischen Censur vorläufig und
sodann dem ^Orop^Fus des LenatuL
ampliLLillii unterwerfen sollte". Aber
Riegger ließ sich durch diese Monita
und Drohungen nicht irre machen und
schrieb und ließ seine Schriften drucken
wie bisher. Dadurch reizte er die Ver-
folgungssucht seiner jesuitischen Gegner
nur noch mehr, und während sein Name
im Auslande zu immer größeren Ehren
gelangte, hatte er daheim die erbarm»
lichsten Plackereien des NeideS und jesui»
tische Kabalen zu erdulden. Wer weiß.
welchen AuSgang die Dinge genommen
hatten, wenn nicht endlich in Wien das
vorderösterreichische Referat in die Hände
eines aufgeklärten, ebenso als Staats-
mann wie als Gelehrten hervorragenden
Mannes gelangt wäre. Gebler wurde
Referent und ging den Anmaßungen der
Hochschule, die jede Grenze überschritten,
mit Entschiedenheit zu Leibe. Der über»
übermüthige, allgewaltige Senat wurde
abgesetzt, die Studien wurden nach dem
Wiener Plane reformirt und der alte
Wust und Schlendrian ausgemerzt. Riegger wurde zum Professor deS
geistlichen Rechtes ernannt, mit welchem
er auch noch Vortrage über das Natur»
recht verband, wurde dann k. k. Rath
und im Jahre 1769 — im Alter von
27 Jahren — wirklicher vorderösterrei>
cbischer Regierungs- und Kammerrath.
Nach Aufhebung der Jesuiten wurde ihm
das Referat über die Studien der vor«
derösterreichischen Lande mit der Voll«
macht, die Lehrstühle zu besetzen, und
zugleich mit dem Regierungsrathe von
Mayer ihm auch die Verwaltung deS
Iesuitenvermögens übertragen. Früher
schon war er Director der philolosophi«
schen Facultät geworden; als in Con-
stanz ein Lyceum eingeführt wurde, er-
hielt er den Auftrag zur Verfertigung
einer Studien-Instruction. Jetzt unter
den veränderten Verhältnissen war ihm
der Aufenthalt in Freyburg so lieb ge»
worden, daß er eine an ihn im Jahre
1771 ergangene Berufung nach Wien
ablehnte, nur, um in Freyburg bleiben
zu können. Indessen hatte er auch als
Schriftsteller nicht gefeiert. über die
Rechte der Landcsfürsten geschrieben,
eine neue Sammlung der Dccretalen
nach noch ungedruckten Handschriften
begonnen und verschiedene Beiträge zur
Literaturgeschichte. vornehmlich der Frey-
burger Akademie geliefert. Aus diesen
angenehmen Verhältnissen wurde er im
Jahre 1773 durch den Tod seines Vaters
gerissen, der eine zahlreiche Familie und
Schulden hinterließ. R. und sein nächst»
ältester Bruder übernahmen die Zahlung
der letzteren; um sie zu bezahlen, ver>
wendete er sein erspartes Vermögen.
Dabei griffen seine öfteren Reisen nach
Wien zur Scblichtung der väterlichen
Angelegenheiten störend in alle seine
Verhältnisse, aus denen er durch Ver«
fetzung auf einen anderen Posten — er
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon