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Ni<ger u. Niegger 130 Nieger u. Niegger
Regierung und hat, als im Jahre 1713
die Franzosen neuerdings die Stadt
Villingen belagerten, mit Lebensgefahr
die landesfürftlichen Archive gerettet.
Sein Sohn Paul Joseph, der öfter
auch nur Joseph allein genannt er»
scheint, beendete die Gymnasial», philoso»
phischen und rechtswissenschaftlichen Stu-
dien an der schon im Jahre 44-36 geftifte-
ten Akademie zu Freyburg im Breisgau.
Im Jahre 4720. kaum 13 Jahre alt,
war er bereits Magister der Philosophie
und vor seiner Volljährigkeit Doctor
beider Rechte. Im Jahre 1733 ernannte
ihn Kaiser Kar l VI. zum Professor der
eben neu gegründeten Lehrkanzel des
Natur« und Völkerrechts, des öffentlichen
deutschen Rechts und der deutschen Ge-
schichte an der Hochschule zu Innsbruck,
wo er unter Anderen im Jahre 1742
den nachmals so berühmten Staatsmann
und Rechtsgelehrten Karl Anton Mar-
t in i Freiherrn von Wasse rbe rg
sBd. XVII , S. 33) zu seinem Schüler
hatte. Auf diesem Posten wuchs Rieg»
ger's Ansehen immer mehr, und un-
geachtet der Ranke und Verfolgungen
der Jesuiten gegen den aufgeklärten,
geistvollen Gelehrten wurde er nicht
weniger denn achtmal zum Decan der
juridischen Facultät und zweimal zum
Reotor maZuiLouL der Universität ge-
wählt, dann in wicytigen Universitäts-
Angelegenheiten einmal direct an das
kaiserliche Hoflager, zweimal an die
damals aufgestellte Graf Chotek'sche
bevollmächtigte Hofcommission und ein«
mal nach München wegen der Reformen
der dortigen Hochschule abgeordnet.
Ueberdieß wurde er auch von Seite des
Auslandes in verwickelten Rechtsfragen
zu öfteren Malen zu Rathe gezogen. Als
im Jahre 1733 an der Wiener Hoch-
schule wesentliche Reformen vorgenom» men wurden, wurde R. unter gleich»
zeitiger Ernennung zum Hofrathe als
Professor der geistlichen Rechte an die-
selbe berufen und dann als Mitglied der
damals aufgestellten Büchercensurs-Com-
mission beigezogen. Durch einen am
24. Februar 1746 zwischen der Hof-
kammer und dem Jesuitenorden abge-
schlossenen Vertrag wurde der ehema»
lige Lieblingsaufenthalt der Kaiser 3eo<
pold I. und Kar l V I . : das kaiserliche
Lustschloß I^ g. ^avorita. auf Geheiß der
Kaiserin Mar ia Theresia der Gesell»
schaft Jesu unter der Bedingung über-
lassen, daß sie sich darin der Erziehung
und dem Unterrichte der adeligen Jugend
widme und dieselbe sür den Eintritt in
höhere Stacitsämter vorbereite. Durch
einen Stiftsbrief der Kaiserin M a r i a
Theresia ääo. 20. December 1749
wurde das OoiiLFiuin LkersLianurQ —
die heutige Thereßanifche Ritter>Akade-
mie — organisirt und durch einen zwei-
ten ääo. 30. Octoder 1731 reformirt. An
dieser so reformirten Anstalt wurde R.
durch den Grafen Ha ugwitz zuerst als
Professor des Staatsrechtes, später auch
des canonischen Rechts angestellt, ein Um-
stand, der bei den damaligen religiösen
Streitigkeiten große Bedeutung und ein
lebendiges praktisches Interesse erhielt.
Als Rath bei der böhmischen Hofkanzlci
wurden R. die Berichte über geistliche
Angelegenheiten übertragen. Die von
ihm verfaßten Institutionen der kirch-
lichen Rechtswissenschaft bildeten bald
überall die Grundlage des Unterrichts.
Eine freiere Strömung ging durch alle
bisher unter dem Bann mittelalter»
licher Anschauungen entstellten und ver«
ballhornten, nun von Riegger vor-
getragenen Lehren über Kirchenstrafen,
über Ursprung und die wahren Grund«
lagen des canonischen Rechtes, über den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon