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Nosegger 338 Nosegger
Freiplatz und fünf Jahre fpäter hatte
sich Rosegg er eine allgemeine Bildung
erworben. Nun sollte er sich dem kauf«
männischen Leben widmen. Zu dieser
Zeit aber machte er die Bekanntschaft
Robert Hamer l in g's; dieser veranlaĂźte
R.. seine Gedichte in steierischer Mund-
art zu veröffentlichen und führte den
jungen Poeten durch eine warme Für«
spräche in die Oeffentlichkeil. Das war
im Jahre 4869. I n demselben Jahre
erschienen in Gratz Rosegger's „Zither
und Hackbrett" und „Tannenholz und
tzichlennadeln", Dialektschriften, die von
Kritik und Publicum die freundlichste Auf-
nahme fanden. Der sieiermärkische 3an>
desausschuĂź bewilligte R. ein Stipendium
auf drei Jahre, damit dieser weiteren
Studien obliegen könne. Der Gedanke,
sich dem Handelsstande zu widmen, ward
aufgegeben. R. arbeitete mit lebendigstem
Eifer j^ die Titel seiner Schriften folgen
weiter unteiH; er schrieb Sittenbilder aus
dem steirischen Volksleben, Gedichte in
Mundart, sammelte auch Volkslieder mit
ihren Melodien aus der steirischen Volks«
und Alpenwelt u. dgl. m. AuĂźerdem lag
er mit FleiĂź seinen Studien od. Im
Jahre 4870 machte er eine Reise durch
Deutschland und nach Holland und der
Schweiz. Gegenwartig befaĂźt er sich
zumeist mit naturwissenschaftlichen Stu«
dien. Die Titel der von Rosegg er
bisher veröffentlichten Schriften, die von
Seite der Kritik die aufmunterndste Auf<
nähme fanden, sind: „Äther und Hackbrett.
. . . . Gedichte in ubersteierischer Mundart. Mit
einem Vorworte von Aab. Hamerling"
(Gratz u. Leipzig 1870, Pock, 42",
470 S.); — „Olllinrnhnrz unk Fichtennadeln.
Geschichten, Schwanke, Skizzen und Weder in
llberüZterreichischer Mundart" (Gratz u. Leip»
zig 4870, Pock. 8o,. 246 S.); — „sitten-
bilder ans den steierischen Gurrlanden" (Gratz 4870, Leykam, 8o.. 262 S.); — „Ge-
schichten ans Steierninrk" (Pesth 4874,
Heckenast, 8"., 436 S.)', — „Wanderleben.
Skizzen" (ebd. 4871, Heckenast, 8".,
243 S.)', — „Volkslieder nns steiermark
mit Melodien. Gesammelt und herausgegeben
ulln P. K. Nusegger und Nichurdt Heu-
berger" sebd. 4872. Heckenast, 24 S.
mit Noten, Ler. 8^.)'. — „Gestalten aus
drw Volke oer österreichischen Zllpen" (ebd.
1872, 8".. 320 S.); — „In der Ginöde.
Oine Geschichte in zwei BĂĽchern" (ebd. 4872,
Heckenast, 8<>., 320 S.); — „Nas neue
Jahr 1875. Volkskalender, redigirt non P. K.
Aosegger, mit Anträgen uon ihm" (ebd.
4873). So glücklich haben sich die äuße-
ren Verhältnisse dieses Waldsohnes ge-
staltet. IndeĂź hatte er in letzter Zeit viel
Herzleid zu erdulden. Sein Heimatshaus
ist in fremde Hände gekommen; seine
Eltern haben sich in eine HĂĽtte zurĂĽckge-
zogen. Die seit sechs Jahren hoffnungslos
kranke Mutter ist vor Kurzem gestorben.
Der betagte Vater leidet zuweilen an reli«
giöser Schwärmerei und will seinen Sohn
wieder zurĂĽckrufen aus den gebildeten
Kreisen der Stadt in den Wald, auf daĂź
er sich durck die Leiden der Armuth und
Noth das Himmelreich erwerbe. Er freut
sich nicht an dem GlĂĽcke seines Peter;
von Priestern hat er gehört, daß sein
Peter lauter weltliche Sachen schreibe
und es mit den „Ungläubigen", den
Liberalen, halte. Rosegger'H Gefchwi»
sier stnd in Alpl bei verschiedenen Bauern
bedienstet; sie haben ĂĽber ihren Bruder,
dem sie ĂĽbrigens mit groĂźer Liebe zuge-
rhan sind, die Ansichten ihres Vaters.
Sie haben von dm Leuten viel zu er-
dulden, denn in ganz Alpl heißt es: „Der
Peter ist ein Ungläubiger". So sehr
Rosegger seine Landsleute liebt, so
sehr ihm seine Waldheimat an das Herz
gewachsen ist, so lebt er von dieser doch
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Volume 26
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rhedey-Rosenauer
- Volume
- 26
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 436
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon