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Nothschild Nothschild
gebrochen waren, sich veranlaßt sah, mit
seiner Familie nach Paris zu überfiedeln,
die Leitung des Wiener Großhandlungs-
hauses übernahm, jedoch die alte Firma
S.M. von Rothschild beibehielt. Seit
dieser Zeit hat Baron Anselm seinen
ständigen Sitz in Wien, und nur im
Sommer, den er früher einige Zeit in
Badern zubrachte, verlebte er in den
letzteren Jahren in der nächst Hietzing
bei Schönbrunn gelegenen Sommerfrische
Unter-St. Veit. Am 18. April 1861
wurde Baron Anselm auf Lebensdauer
in das Herrenhaus des österreichischen
Reichsrathes berufen, in welchem er
unter Anderem als Berichterstatter über
die Reduction des Silberanlehens vom
2. Mai 1864 und über den Staats-
Voranschlag: „Zinsen der Staatsschuld"
fungirte. Baron Anselm hat sich durch
mehrere Stiftungen den Dank der Stadt
Wien erworben. So ließ er zum Anden«
km an seinen Vater der Wiener israeliti-
schen Cultusgemeinde 16.000 fi. zu Stif-
ftungen für verschiedene Wohlthatigkeits-
Anstalten, als das Spital, den Hand»
werks'Verein, den Frauen-Verein, die
Kleinkinder«Bewahranstalt, den Kreuzer«
Verein, die Chevra Kadischa, den Pen-
sionsfond und das Taubstummen-Infti-
tut verabfolgen. 10.000 fi. erhielt die
Stadt Wien zu ähnlichen Zwecken. 1000 fi.
der Wiener Schutz.Verein zur Rettung
verwahrloster Kinder, 2000 fl. die Ver-
sorgungs» und Beschaftignngsanstalt für
erwachsene Blinde, 1000 fi. der allge-
meine Hilfs- und Sparverein und 2000 fi.
die Krankenanstalt der Wiener barm-
herzigen Brüder. Ferner ließ der Baron
zum Andenken an seinen verewigten j
Vater in den Jahren 1869—1872 das
Krankenhaus der israelitischen Cultus«
gemeinde in Wien aus eigenen Mitteln
erbauen. Das an der Währinger Haupt« ftraße gelegene, unter Leitung des Archi«
tekten W. St iasny erbaute Haus um«
faßt an ein halbes Hundert Zimmer und
ist zur Erinnerung an den Erbauer mit
einer Gedenktafel versehen. Am 10. März
1873 fand die Feier derSchlußfteinlegung
Statt. Ueberdieß ist der Baron Anselm
ein großer Freund der Kunst und besitzt
eine höchst werthvolle Sammlung von
Gemälden und von Kunstwerken aller
An, darunter Gegenstände in Email,
Glasgefäße, Majoliken, Holzschnitzwerke,
Tlfenbein-Sculpturen. Uhren, Bronzen.
Waffen, Goldsckmiedarbeiten, Kleinodien.
Gehänge und Gefäße, Arbeiten in edlen
Steinen, in Bergkrystall und Halbedel,
steinen, Medaillen in Kehlheimerstem.
Dosen. Miniaturgemälde, Manuscripte
mit Miniaturen. Arbeiten in Rhinozeros»
Horn. Schildpat u. dgl. m., welche einen
Schatz von höchstem Werthe bildet. Diese
Sammlung ist in einer durch den Archi»
tekten Flohr elgens erbauten, mit Ober«
lichte versehenen Gallerie. welche an das
in der Renngaffe gelegene Palais Roth-
schild angebaut ist, untergebracht. Ueber
die Sammlung, welche Ende 1872
606 Stücke zählte, erschien — als Manu-
script gedruckt und also nicht im Handel
vorrathig — eine ausführlichere Beschiel«
bung unter dem Titel: „Katalog der
Kunstsammlung des Freiherrn Anselm
von Rothschild. Von Franz Scke«
stag" (Wien 1866, gedr. bei Carl Ge»
rold's Sohn, 4".) I. (63 S.) Beschrei-
bung der Nummern 1 —474; I I . (3l S.)
jene der Nummern 473—606 enthaltend.
Auch hat der Baron die durch ihren
Kunstwerth oder ihre Seltenheit bedeu-
tendsten Objecte photographisch. u< z.
einen großen Theil durch den k. k. Hof.
Photographen Anger er aufnehmen
laffen. Von diesen Aufnahmen, die zum
größten Theile trefflich ausgefallen, ge»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon