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Noth schilp Maier Karl Nothschild) Nathan Maier
Amendements oder persönliche Bemerkungen
öfters Ausdruck verliehen hätte. Er stimmte
'"reilich fast immer mit der Majorität, glänzte
jedoch in der Schlußsitzung, als über die ganze
Verfassung abgestimmt wurde, durch — seine
Abwesenheit." Bekannt ist die beißende
Antwort, welche der Baron dem General von
Manteuffel bei einer Unterredung in Be-
treff der berüchtigten, der Stadt Frankfurt
von den Preußen auferlegten Contridution.
gegeben hat: „Excellenz kennen genau die
Ttagweite ihrer gezogenen Kanonen, aber
nicht die Tranweite der finanziellen Macht
des Hauses Rothschild". — Und wäre sein
Rath, wie mal, auf der Börse spielen soll,
von allen Denen, die sich vor der im Mai
1872 ausgebrochenen, in der Finanzgeschichte
C'urova's noch nicht dagewesenen Katastrophe
an der Wiener Börse am Börsenspiele im gie-
rigen Haschen nach Gewinn betheiligt haben,
beherzigt worden, Mancher säße nun gemüth-
lich daheim und lebte von seiner im Spiele
gewonnenen mäßigen Rente und brauchte
nicht über die Asche zu trauern, in welche
fich seine goldene Kugel des Glückes — wie
cs im Gedichte Hammerling's steht —
verwandelte. Und dieser Rath? Nun Jemand
fragte den Baron Mai er Kar l . wie man
es machen müsse, um auf der Börse gut zu
speculiren? Darauf erwiederte der Baron:
„Wie im kalten Bade— rasch hinein
und rasch wieder heraus". Ueberhaupt
circuliren von Baron Mai er Karl mehrere
treffende Antworten und Bonmots, welche
seinen schlagfertigen Witz und weitsehenden
politischen Blick bekunden. Ueber einen, an
seinem Geschäftshause im April 1871 verübten
Erpressungsversuch eines französischen Kauf«
mannes, Namens Charles Mül ler , der
glücklicher Weise ohne üble Folgen abgelaufen
lvar. brachten die Journale jener Tage sr
gleiche das Wiener Fremden-Blatt, herausg.
von Gustav Heine. 1871, Nr. 23l: „Das
Attentat gegen Baron Rothschild in Frank,
furt"^ ausführlichen Bericht. Baron Ma i er
Kar l ist mit seiner Cousine Luise, der
Tochter des Freiherrn Nathan Maier ,
früheren Chefs des Ro thschild'schen Hauses
in England, vermalt. Ueber die Kinder aus
dieser Ehe vergleiche die Stammtafel. sDie
Biene (Neutitscheiner Unterdaltungsblait,
4<>.) l«69, Nr. 31: „Rothschild's Rath. wie
man auf der Börse spielen soll". — Didas<
kalia (Frankfurter Unterhaltungsblatt, 4°)
1858. Nr. 177. in der Rubrik: „Mannigfal« tigkeiten". — Fremden-Blat t . Von Gust.
Heine (Wien, 40.) 1862, Nr. 8: „Baron
Rothschild"; 187l, Nr, 131. -. Münchener
Punsch. Humoristisches Originalblatt von
M. E. Schleich (8».) i x . Band (1836),
Nr. 9.- „An Herrn Karl Maier Baron von
Rothschild". — Neue freie Presse (Wie.
ner polit. Blatt) 1866, Nr. 711. — Parträt.
Holzschnitt mit der Unterschrift: „Meyer Karl
Rothschild, Mitglied des ersten norddeutschen
Reichstages, jetziger Chef des Frankfurter
Hauses", auf S. Z87 des Werkes von Franz
Otto: „Das Buch berühmter Kaufleute oder
der Kaufmann zu allen Zeiten (Leipzig und
Berlin, zweiter u. verm. Abdruck 1870. Otto
Spamer, gr. 8<>.), in ganzer Figur.^l
13. Nathan Maier von Rothschild
(geb. zu Frankfurt a. M. 16. September 1777,
gest. ebenda 28. Juli 1836). Der drittälteste
Sohn Maier Anselm's ss. d. Nr 13)
Nachdem er mehrere Jahre im Geschäfte sei»
nes Vaters gearbeitet, kam er im Jahre 1800,
nach Anderen schon 1?!18. nach England, wo
er in Manchester ein Comptoir eröffnete und
als Agent für die Waaren seines Vaters
thätig war. Als sein Vater immer größere
Geldoperationen unternahm, war ihm Na»
than mit großem Scharfsinne theils in der
Anlage. Unterbringung und Verwerthung
der großen Capitalien, theils in Rathschlagen,
welche ihm bri der genauen Kenntniß des
englischen Geldmarktes möglich waren, in
ersprießlichster Weise behilflich, und nachdem
sein jüngster Bruder James in Paris sich
niedergelassen, nahm Nathan in London
seinen bleibenden Aufenthalt und erhob sein
Bankhaus bald zum ersten im dreieinigen
Königreiche. Eine Geschichte seiner großartigen
Geschäfte schreiben, wäre für die Finanzge»
schichte Europa's, in. welcher Nathan und
seine Brüder ein halbes Jahrhundert hindurch
unbestritten die erste Rolle spielen, eine wich'
tige. nützliche, aber auch sehr umfassende
Arbeit, vorausgesetzt, daß sie volle Wahrheit
enthielte; in diesem Lerikon können kaum
Andeutungen gegeben und sich zunächst nur
auf die Quellen bezogen werden, die, wenn
auch kein erschöpfendes, so doch ein reiches
Materiale darbieten und wohl auch Finger«
zeige enthalten, wo noch weitere Nachweise
zu finden wären. Nathan stand, was Unter»
nehmungsgeist und Scharfsinn, insbesondere
aber einen tief dringenden Blick in die poli-
tischen Verhältnisse und Complicationen seiner
Zeit betrifft, über seinen Brüdern, die auch
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon