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Nott Nott
1847 hatte Fritz Beckmann, der im
Theater an der Wien bisher die Hänser
füllte, in Elmar's „Dichter und Bauer"
Abschied genommen, um in's Burgthea«
ter. dessen Director ihn gewonnen hatte,
zu übersiedeln. Mit ihm hatte daS P o-
korny'sche Theater seine Zugkraft ver-
loren. Es galt. eine neue zu gewinnen
und dazu kam der Zufall zu Hilfe. Es
war nämlich in Pesth im Februar genann-
ten Jahres zur Freude der Magyaren (!)
das deutsche Theater niedergebrannt und
die deutschen Schauspieler waren — brot-
los. Da vermittelte Franz Treu mann
(gest. 4874), der zu jener Zeit bereits als
Secretär im Theater an der Wien enga-
girt war. ein Gastspiel der Pesther Schau«
spieler im Theater an der Wien, und so
wurden für dasselbe Frau Klimetsch.
die von einem Fachkritiker treffend als
der weibliche Scholz bezeichnet wurde.
Karl Treumann, Alois Berla und
Karl Rott gewonnen, und Rott , der
in Friedrich Kaiser's „Viehhändler aus
Oberösterreich" die Titelrolle spielte,
feierte mit seiner Meisterleistung einen
großen Triumph. Seit dieser Zeit bis
auf die Gegenwart wirkte nun Rott an
dieser Bühne und schuf eine Reihe von
Charakteren, welche oft ganz mittelmäßi-
gen Schöpfungen der Wiener Local«
Poeten es ermöglichten, sich längere Zeit
auf den Brettern zu halten. Alle Ver»
suche des Directors Car l , ihn für sein
Theater in der Leopoldstadt zu gewinnen,
blieben erfolglos; nur, als durch Po»
korny's (Sohn) Zahlungseinstellung die
Katastrophe über das Wiedener Theater
hereinbrach und Treumann um diese
Zeit sein Quai-Theater eröffnet hatte,
nahm RottTreumann'S Antrag, an
seiner Bühne zu wirken, an. Jedoch mag
die Erinnerung an seine kurze Thätigkeit
im Quai'Theater kaum zu seinen ange» nebmsten zählen; er löste auch bald
wieder seine Verbindlichkeiten und kehrte
in das mittlerweile von Strampfer
gepachtete Theater an der Wien zurück,
an welchem er zur Stunde noch thätig
ist. Von seinen zahlreichen Gastspielen
ist jenes in Berlin bemerkenswerth, wo er
zum ersten Male im Jahre 4837 auftrat,
zu einer Zeit, als noch sein Namensvetter
Mor izRot t ^S.149^> Lorbeeren pflückte.
Damals hieh Karl MathiaS Rott zur
Unterscheidung von Moriz Rott der
„Pesther Rott". Er spielte damals die
Rai mund'schen Rollen, den Wurzel,
den Valent in und erntete ungeheuren
Beifall. Dreizehn Jahre spater, 1830,
kam Rott wieder nach Berlin und
brachte daS von den Wiener VolkSdich.
tern im Jahre 1848 gepflegte Genre der
politisch.socialen Volksstücke mit, und
feierte im Friedrich Wilhelmstädtischen
Theater, namentlich mit den scharfpoin-
tirten Couplets von Ber la , Elmar.
Kaiser u. A., neue Triumphe. Die für
ihn bedeutsamste Feier beging aber Rott
in den letzten Tagen des Monats No>
vember 1872, in welchen ihm seine fernen
und nahen Collegen und zahlreichen
Verehrer seines Spiels anlaßlich seiner
23jährigen Wirksamkeit im Theater an
der Wien und seiner tiOjährigen als
Schauspieler ein Erinnerungsfest bereite»
ten. über dessen Einzelheiten die Wiener
Blätter jener Tage ausführliche Berichte
brachten. Von Sr. Majestät dem Kaiser
wurde der Jubilar durch daS goldene
Verdienstkreuz mit der Krone auSgezeich»
net. Zu seiner Iubelvorstellung am
30. November spielte er den Knöpfl
m Anton Langer'S „IudaS im Frack"
mit einer Meisterschaft und Frische, daß
kein Mensch dachte, daß dieser Cha»
rakter, welcher die Kraft eines Dreißi-
gers erfordert von einem Manne, der
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon