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wird und in die Lüfte qualmt. Man ver>
steht ihn gar nicht. Wer Rott die Fehler
ableugnet, der stiehlt ihm die Hälfte seines
Talentes unter den Händen weg. Seine
Fehler sind die tollen Blüthen seiner Origl
nalität, so starkduftig, so grellbunt, daß sie
die Nerven überreizen. Sie thun nicht wohl,
ciber sie sind die nothwendigen. wenn auch
ungeschliffenen Lakaien, die den Paß und
das Signalement ihres Herrn in den Händen
tragen, denn diese Fehler sind oft vollbläsig.
so rolandetoll, so maßlos und absichtslos,
daß man den Augenblick herausfühlt, nicht
die dürre Reflexion könne sie geboren. son>
dern die übersprudelnde, flammenzuckende,
ftromausbrechende Begeisterung müsse sie er>
zeugt haben. Dieß ist nach meiner Ansicht
der Standpunct, von dem aus Rott zu
betrachten ist." — Einem an mich gerichteten
Schreiben des v i . Hermann Meynert ent<
nehme ich folgende, die kritischen Ansichten
über Rott ergänzenden Mittheilungen: „Am
k. k. Hofburg'Theater gastirte Rott zum
letzten Male im Frühjahre 1840, hatte aber
zu dieser Zeit gerade mit einer hartnäckigen
Heiserkeit zu kämpfen, welche einen durch,
greifenden Erfolg verhinderte, obwohl einige
seiner Leistungen vortrefflich waren. (Ich we
nigstens fand damals sein Spiel weit solider
und machtvoller, als früher in Leipzig, wo
wohl auch die Vorliebe der Studenten für
derbere theatralische Kost ihn verleitet haben
mochte, die Farben dicker aufzutragen.) Ob»
gleich ohne tiefere Bildung, besaß Rott
vielen natürlichen Geist und besonders einen
schlagfertigen Witz; auch war er nicht ohne
Gutmüthigkeit. Sein Hauptfehler war eine
maßlose Eitelkeit, die ihn ebenso unersättlich
im Selbstlobe, wie krankhaft empfindlich
gegen den leisesten Tadel, zugleich auch eifer«
süchtig und grollig gegen Kunstgenossen machte,
sobald er nur im entferntesten etwa Rivalen
in ihnen argwöhnte. Es war ihm unerträglich,
seine künstlerische Infallibilität im mindesten
angezweifelt zu sein. und darum gerieth er
mit der Kritik einige Male in Zerwürfnisse.
Kaum in Leipzig engagirt, ließ er sich in
einen Zeitungstrieg mit 2. von Alvens«
leben ein. der ihn in der Zeitschrift .Hebe"
allerdings ungerecht behandelt hatte, und
kurz nach dem Antritte seines Berliner Enga»
gements eröffnete er aus ähnlichen Gründen
eine journalistische Fehde gegen Glasbren»
ner." M i t Alvens leben söhnte er sich
jedoch später, wie dieß Aloensleben selbst in seiner Lebensskizze Rott's ausführlich
erzählt, vollkommen aus.)
Noch sind erwäbnenswerth: i . August Hein-
rich Rott (geb. zu Böhmisch<Vroo im Jahre
isi5), ein ausgezeichneter Fabrikant von
Blasinstrumenten, als Trompeten, Pistons.
Flügelhörner. Baß.Flügelhörner, Euvhonions.
Bombardons u. s. w. Den ersten Unterricht
in Lehrgegensiänden und Musik erhielt er in
seiner Geburtsftadt von dem Lehrer Fr. A.
Geb au er. dann gab ihn im Jahre 1828 sein
Vater zu Anton Geppert, einem geschickten
Instrumentenmacher in Prag, in die Lehre.
Nach vierjährigem Aufenthalte bei seinem
Meister ging R. auf Wanderung und bildete
sich in verschiedenen Werkstätten zu Wien.
Gratz, Trieft und Mailand aus. Im Jahre
1839 begründete er in Prag mit seinem
Bruder ein selbsiftändiges Geschäft, das sich
allmälig so hob» daß R. schon im Jahre
1844 eine Filiale in Wien errichten konnte.
Im Jahre 4849 verfertigte R das jetzt in der
kaiserlichen Armee eingeführte „Signalhorn",
welches in seiner Ausführung so gelungen
war, daß er innerhalb sieben Monaten über
fünfthalbtausend Signalhörner für die kais.
Armee liefern mußte. Auf den Ausstellungen
in München im Jahre 1853 und auf jener
zu Paris im Jahre 1835 erhielt er für seine
Arbeiten die Medaille. Im Jahre 186l erfand
R. ein neues Blasinstrument, welches nach
dem Vorschlage deSHerrn M el is. Redacteurs
der Prager Musik'Zeitung „DaUbor«, in
welcher es auch im nämlichen Jahre abge»
bildet erscheint, den wenig melodiösen Namen
Glagol erhielt. Rott verstand es, durch
musterhafte Ausführung seiner Arbeiten und
sinnreiche Verbesserungen sein Geschäft immer
mehr und mehr zu heben, so daß er Nieder«
lagen seines Geschäftes in Prag, Venedig
und Neapel besitzt, und eine bedeutende An«
zahl Menschen in seinen Werkstätten und
Comptoirs beschäftigt. ^Bericht über die
allgemeine Agricultur« und Industrie» Aus<
ftellung zu Paris im Jahre 1853 . . . . Her»
ausgegeben unter der Redaction von vr.
Eberhard A. Ionäk (Wien 1857/88, Staats,
druckerei. Ler. 8".) Bd. I I I , 27. Classe (Musik.
Instrumente), S. 58, 59. 131. — L iovu lk
uanön?. Nsäakt. Dr. I'rant. Qaä. Nis-
ssr, d. i. ConversationS'Lerieon. Redigirt
von Dr. Franz Lad. hiieger (Prag 1859,
Kober, 3«. 8°.) Bd. V I I , S. 7U4, Nr. 2.)
— 2. Johann Rott (Bildhauer, geb. in
Niederösterreich. Zeitgenoß). Hatte sich in
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon