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de Roy von Königshelm, Michael
Joseph (Bürgermeister von Wiener.
Neustadt, geb. zu Dürr weiß in der
Churpfalz im Jahre 173t. gest. im De«
cember 1792). Sein Vater Wi lhe lm
de Roy war Steuereinnehmer der
VogteiWilhelmstein in derChurpfalz, der
Sohn Michael trat im Jahre 1769 als
Cadet in die kaif. österreichische Armee.
Er rückte in derselben zum Ofsicier vor,
mußte aber geschwächter Gesundheit wegen
im I . 1788 in Pension übertreten. Weil
er rechtswiffenschaftliche Studien befaß,
unterzog er sich den Prüfungen aus dem
Justiz» und politischen Fache, erlangte
das Wahlfähigkeitsdecret und wurde am
20. Februar 1789 bei dem Magistrate
in Wiener-Neustadt als Rath angestellt
und am 30. December 1791 zum
Bürgermeister ernannt. Nahezu zehn
Jahre wirkte e: auf letzterem Posten
während eines langwierigen Kriegcs
unter schweren Zeitumständen mit seltener
Nmsicht. sich ein bleibende-s Andenken
sichernd. Im Jahre 1793 unternahm er
aus eigenem Antrieb und auf eigene
Kosten eine Reise nach den Niederlanden,
um sich dort mit dem Detail des Stein»
kohlenbaues bekannt zu machen, kehrte
dann mit vier steinkohlenbaukundigen
Bergleuten nach Wiener«Neustadt zurück,
und unternahm seine, von den günstigsten
Erfolgen, begleiteten und für die nach-
malige Entwickelung dieseS volkswirth-
schaftlichenZweigeS so wichtig gewordenen
Versuche: die Steinkohlen zum Gebrauche
häuslicher Feuerung, der Hammer« und
Sudwerke, der Ziegel» und Kalköfen an»
wendbar zu machen. Mit Rücksicht auf
die bei diesen Versuchen aufgebrauchten,
nicht unansehnlichen Geldmittel wurde
ihm zum Ersatz dafür das Befugniß er«
theilt, einen von ihm erfundenen Ofen.
Ziegel mit Steinkohlen zu brennen, über- all in Niederösterreich, wo er wollte, zu
errichten. Ueber eine andere, in hohem
Maße einflußreiche Handlung de R o y'S
gibt aber die Wiener Zeitung vom
30. Jänner 1796 interessanten Aufschluß.
Daselbst heißt es wörtlich: „Da die
Stadt Wienerisch.Neustadt die erste in
der Monarchie gewesen ist, welche im
Jahre 1792 einen freiwilligen Kriegs»
beitrag von 3000 st. aus eigener Bewe-
gung Sr. Majestät unterthanigst bärge»
boten hat, seitdem aber diesem rühm«
lichen Beispiele zahlreiche Städte, Ge-
meinden. Stände und Einzelne nicht nur
in Oesterreich, sondern auch in allen
k. k. Erbländern und selbst im Auslande
nachgefolget sind, dadurch aber der
Staat zur Bestreitung der Kriegskosten
mit mehreren Millionen unterstützet . . .
worden ist . . . so haben Se. Majestät
auf die erhaltene Anzeige . . . daß dem
Neustädter Magistratsrath und Stadt-
kämmerer Ignaz Liebgott , der den
ersten Entwurf zu dem erwähnten patrio-
tischen Unternehmen gemacht hat und
derselbe hauptsachlich durch die würksame
o) Unterstützung des Bürgermeisters
und Hauptmanns M. de Roy zur
Würklichkeit gebracht worden ist, ersteren
mit einer goldenen Ehrenmünze belohnt^
dem Bürgermeister aber den Adelstand
unentgeltlich zu ertheilen geruhet." Darin
zeigt sich wieder die dem sogenannten
„himmlischen Reiche" entlehnte Berück»
sichtigung des Rangunterschiedes. Der
eigentliche und geistige Urheber der er-
folgreichen That wird, weil er der im
Range niedriger Stehende ist, mit der
goldenen Denkmünze abgefertigt; der
Höhere, der den praktischen Gedanken
aufgreift und mit dem natürlichen Ein«
stuffe seiner höheren Stellung fördert,
genießt die für ihn und seine ganze
Nachkommenschaft einflußreiche Ehre der
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon