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seiner Zuhörer getragen, war R. nichts
weniger als auf Rosen gebettet. Von
dem großen geistlichen Troß wurde er
geradezu angefeindet. Schon in Grah
war er mit den Karmelitermönchen in
mancherlei Händel verwickelt worden.
I n Prag aber hatte er daS Domcapitel
gegen sich, dessen zelotifche Mitglieder
Andere vor dem freisinnigen Theologen
mit den Worten: „iste non tanäsin. est
m2.t6ria.IiL ssä piano tormaiis ^aereti-
ons" warnten. Man schickte Spione in
seine Vorlesungen, bestach die Studenten,
um ihn zu untergraben und verfängliche
Aussagen gegen ihn zu erzielen, aber der»
gleichen Mittel wollten in den Tagen
eines Kaisers Joseph doch nicht ver>
fangen. Je mehr eine Partei gegen ihn
agitirte, umsomehr steigerte sich die Ach.
,tung des großen PublicumS vor dem
Gelehrten, der im Jahre 1790 zum Decan.
im folgenden Jahre zum Repräsentanten
der theologischen Facultat und zum Bei«
fiher des StudienconseffeS erwählt wurde.
I n Würdigung seiner Verdienste berief
ihn auch Kaiser LeopoldI I . mit Decret
vom 3. März 1791 zum Rathe und
Referenten in geistlichen Angelegenheiten
bei der Landesstelle Böhmens, und schon
mit dieser Ernennung wurde im Decrete
ausgesprochen, daß bei Erledigung eineS
Eanonicates auf ihn vorzüglich Bedacht
zu nehmen sei. Auf seinem neuen Posten
entwickelte R. nun eine ebenso energische
und verdienstliche Thätigkeit wie vordem
als Professor. 17 Jahre leitete er alle
Zweige der geistlichen Angelegenheiten
Böhmens, wozu alle Eingaben der vier
Consistorien deS Landes und jene des
bischöflichen Regensburger Commissaria«
teS in Eger gehören. Von den vielen
und oft umfangreichen Arbeiten seines
Dienstzweiges sei beispielsweise nur der
einen und sehr wichtigen gedacht. Mit Hofoecret ääo. 20. December 1794
wurde eine eigene Stiftmeffen-Adjusti.
rungscommission organisirt, um daS nach
Aufhebung der Klöster und Sperrung
ihrer Kirchen dem ReligionSfonde zuge»
fallene, aber völlig verwickelte und unge-
ordnete Geschäft der Stiftmeffen und die
damit verbundenen Stipendienvertheilung
gehörig zu ordnen. Royko wurde mit
der Oberleitung dieser Commission betraut
und sein über diesen Gegenstand ver.
faßtes Elaborat bildete nicht weniger
denn vier große Folio« und zwei kleinere
Bände, und war mit solcher Sorgfalt ge.
arbeitet, daß mitHofdecretvorn9. Decem«
ber 1796 dem Gubernialrathe R. darüber
die ah. Zufriedenheit mit dem Beisatze
zu erkennen gegeben wurde, bei sich erge»
bmder Gelegenheit einer Beförderung
den vorzüglichsten Bedacht auf ihn zu
nehmen. Der Führung des geistlichen
Referates durch Royko verdanken meh.
rere Hundert der Seelsorger Böhmens
die Vermehrung ihrer Gehalte, seiner
Verwendung viele Gemeinden des Landes
ihren Seelsorger; ebenso trug er zur
Unterstützung vieler Studirenden, vor«
nehmlich angehender Theologen, durch
Stipendium und FundationSbewirkung
bei. I n dem von dem Oberstburggrafen
Grafen Wal l is Sr. Majestät dem Kai-
ser erstatteten Vorschlage zur Verleihung
eines CanonicateS an Royko schreibt
der Graf: «Ganz Böhmen trägt in Be>
zug auf die geistliche Verwaltung unzäh.
lige Spuren und Denkmäler der unbe»
fangenen, gründlichen, unermüdeten Ge«
schaftsführung dieses im Staatsdienste
ergrauten Mannes und würdigen Mit»
gliedes der hohen Landesstelle dieses
Königreiches". Im Jahre 1797 wurde
R. einstimmig zum Rsotor Mgßiiiüous
der Prager Hochschule gewählt und mit
28. August 1807 von Sr. Majestät zum
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Volume 27
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Volume
- 27
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 386
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon