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Sacher-Masoch 23 Sacher-Wasoch
Stadthauptmann überseht, und dort erst
erlernte der Sohn, der bis dahin n'ur
polnisch und luthenisch sprach, die deutsche
Sprache. I n Prag beendete er auch das
Gymnasium, hörte die philosophischen
Studien und betheiligte sich nebstbei
besonders lebhaft an einem Dilettanten-
Theater, an welchem jedoch nicht eigens
für solche harmlose Zwecke zubereitete
kleine Lustspiele, sondern die Tragödien
Shakesp-eare'S, Schiller's, Göthe'K.
die Lustspiele vonMoliöre und Scribe
und sonst Stücke von Gutzkow. Laube
tz. A. zur Darstellung kamen. Auch ent«
wickelte. wie einer seiner Biographen
schreibt, die Neigung zu einer Theater«
dame die Leidenschaften des Herzens.
Um die Mitte der Fünfziger.Iahre er«
folgte die Versetzung seines Vaters nach
Grotz, und in der Murstadt beendete S.
die rechtswissenschaftlichen Studien und
erlangte im Jahre 1333 die juridische
Doctyrwürde. Im folgenden Jahre ha«
bilitirte er sich als Privatdocent der
Geschichte an der Graher Hochschule und
hielt im Sommersemester Vorträge über
das Zeitalter der Reformation mit be>
sonderer Berücksichtigung der österreichi»
schen Geschichte, zugleich arbeitete er an
einem selbststandigen historischen Werke
über den Aufstand in Gent unter KarlV.,
womit er gegen eine frühere Bearbeitung
desselben Gegenstandes durch den be>
rühmten Geschichtsforscher Schlosser
auf Grundlage von bisher unbeachtet
gebliebenen Quellen. deren Benützung
ihm das kaiserliche HauS», Hof- und
Staats-Archiv in Wien gewährte, kritisch
ankämpfte. Der G ratzer Telegraph
berichtete über dieses literarische Ereigniß
damals (1836. Nr. 333) mit den Wor-
ten. daß es nichts geringeres galt, „als
den bisher abergläubisch vergötterten
Schlosser mit nlckslchwloser Schärfe und Gründlichkeit zu widerlegen". Ge>
wiß ein gewagtes Unternehmen! —
'Obgleich nun ein Kritiker dieses Buches
den Verfasser desselben bereits als „deut»
schen Macaulay" begrüßte, so blieb doch
die Arbeit unbeachtet, ein Vorgang, den
sie unter allen Umstanden nicht ver»
diente, da doch ein wissenschaftliches
Streben, selbst wenn es sich im jugend-
lichen Feuereifer überhebt, Würdigung
verdient. Der wenig ermuthigte Autor
verließ nun vorderhand das Wissenschaft«
liche Gebiet und zog sich auf das belle»
tristische zurück, mit seiner „galizischen
Geschichte" ^die bibliographischen Titel
der Schriften Sacher - Maso ch'S folgen
auf S. 24^> debutirend. Die beifällige
Aufnahme dieser tendenziösen Unterhat.
tungSschrift ermöglichte eine zweite Auf-
läge. Aber der wissenschaftliche Drang
bliebe noch immer vorherrschend; noch
einmal machte sich S. an eine historische
Arbeit und schrieb wieder mit Benützung
der Urkunden deS Staatsarchivs sein
Geschichtswerk „Maria von Ungarn",
welches keinen besseren Erfolg hatte, wie
der Aufstand in Gent. Ein Referent
bemerkte über diese Arbeit, „sie lese sich
wie ein geistvoller FeuilletoN'Artikel. so
sehr habe es der Verfasser vermieden,
den gelehrten Apparat durchschimmern
zu lassen, ein Motiv mehr für geistlose
Urkundenabschreiber, daS Buch zu igno-
riren". Der Hieb muß festgesessen sein,
denn in gelehrten Kreisen kümmerte man
sich wirklich nicht um das interessante
Bück, und Sacher« Masoch nahm von
der Geschichtsforschung und Geseicht»
schreibung Abschied. Er blieb seither dem
belletristischen Gebiete treu, sich Wechsel»
weise auf dem der Novelle, des Romans
und deS Drama's bewegend. Es folgten
eine neue galizische Geschichte: „Der
Emissär"; ein Roman: „Kaunitz"; ein
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon