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gender, Stellung leben. Wenn das k. k.
polytechnische Institut in Wien seit seiner
Entstehung von Jahr zu Jahr größeren
und wohlthatigeren Einfiuß auf die tech>
Nischen und industriellen Interessen der
Monarchie gewann und m Kurzem zur
technischen Lehranstalt ersten Ranges in
Europa sich erhob und ,so seiner Zeit
vorauseilte, daß man namentlich in
Deutschland kaum noch jetzt zu begreifen
anfängt, was eS lange vorher bezweckte
und ausführte", so gebührte der Ruhm
wohl vor Allem dem großartigen, selte
nen Geiste seines Leiters und zunächst
dem gesummten Lehrkörper, allein der
Theil, der davon auf S. entfällt, ist
nicht der geringste. Aber nicht blos als
Gelehrten, nicht blos als Lehrer sehen
wir ihn unermüdlich wirken, eine neue
Folge der Zeit bringt ihm einen neuen
Wirkungskreis. dem er nicht mindere
Anstrengung weihet, in dem er nicht
minder zum Wohle seiner Mitmenschen
thätig ist. Das segensreiche Institut der
Lebensversicherung, in England bereits
zur Blüthe gereist, begann nach und
nach auch in Deutschland Wurzel zu
fassen, und Wien war in den Dreißiger«
Jahren ernstlich beschäftigt, die Monarchie
mit der Errichtung eines solcken zu be«
glücken. DaS Jahr 1839 ließ in Wien
die „Allgemeine wechselseitige Capitalien»
und RenteN'Versicherungsanstalt" in's
Leben treten; Professor S. übernahm
neben seinem Lehramte daselbst die Stelle
des General'Secretärs, nachdem er früher
schon die Riesenarbeit der Berechnung
der nöthigen Tabellen dieseS Institutes
vollbracht, nachdem er manchen heißen
Kampf gekämpft und endlich mit aner«
kennungswerthester Aufopferung der vor«
theilhaftesten Verhältnisse, die ihm und
feiner bereits zahlreichen Familie die sor<
genfreieste Zukunft geboten haben, den zum allgemeinen Wohle von ihm so sehn»
lich gewünschten Sieg davontrug, daß
das Institut keiner Actiengesellschaft an>
heimsiel, sondern das auf echte Philan.
tropie basirte und für die Mitglieder
vortheilhafteste Princip der Gegenseitig,
keit zur Grundlage seines Bestehens be»
kam. Dieser Anstalt lebte S. bis zu sei-
nem Tode mit der Hingebung eines Men-
schenfreundes, der in den Dankesthränen
von Witwen und Waisen stets nur neue
Kraft für immer neue Mühen fand. Es
war eine natürliche und nächste Folge,
daß er als eigentlicher Organisator dieses
Institutes und in Folge seines wissenschaft-
lichen Rufes, den er erlangte, bald viel'
seitig in ahnlicher Beziehung zu Rathe
gezogen wurde, und wir finden ihn da«
durch bei der Organisation mehrerer neuen
und Reorganisation von älteren ähnlichen
Humanitätsanstalten thätig mitwirkend;
sein Scharfsinn, seine gründliche, umfas» ^
sende Sachkenntniß, seine Wahrheits-
und Gerechtigkeitsliebe errichteten ihm
dabei manches unvergängliche Denkmal.
Ungeachtet dieser ausgebreiteten Neben»
beschäftigungen, die ihre Anziehungs«
gemalt durch ihre letzte unerläßliche Be»
gründung in der Wissenschaft und ihre
unbeschreiblich wohlthätigen Folgen aus«
übten, überliefert der Welt seine Feder
Jahr um Jahr ein anderes Wissenschaft-
liches Werk; nur wenige Zeit seines
Lebens war ihm zur Erholung gegönnt,
noch weniger benutzte er dazu; eine im
Jahre 184?" unternommene Rundreise
durch Steiermark und Italien, mit einem
längeren Aufenthalte in Rohitsch und
Venedig, sowie eine darauffolgende grö-
ßere Reise nach Deutschland, warm allein
namhafterer Art, um seine vielseitig und
rastlos angestrengten Kräfte zu stärken
und zu erfrischen, und dienten zu seiner
Freude, und manchen nachhaltigen Bund
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon