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Sangus^ko 194 SangusKo
Ruhm des Königreichs Polen, das damals
einer der mäcbtigsten Staaten des Continents
war, denn Iag ie l lo war nicht nur König
von Polen, sondern auch König von Böhmen
und Ungarn. Olgierd's Bruder Lubart
stiftete aber das Geschlecht Sanguszko.
Von 3 ubart führen die Sanguszko noch
zur Stunde den Beinamen Lubartowicz,
aber erst L u b a rt's Sohn Demetrius nahm
den Namen Sanguszto an, welchen die
Familie Sanguszko seither als eigentlichen
Geschlechtsnamen führt. Lubart 's Sohn
Demetrius, ein berühmter Türkenheld seiner
Zeit und bei dem Kaiser von Constantinopel
in so hohem Ansehen, daß dieser ihm ein
Stück des echten KreuzeS Christi schenkte
(gest. 1449). hinterließ drei Söhne, welche
die Stammväter der drei Linien dieses Ge»
schlechtes sind. Der älteste Sohn Fedor er»
hielt alS väterlichen Erbtheil das Land Wol»
hynien. Fedor's Nachkommenschaft erlosch
aber schon mit Roman, der unter König
S ig ismund August Wojwod von Bra»
clav und oberster Kriegsherr in Lithauen war,
als welcher er den Russen eine bedeutende
Niederlage beibrachte. Demetr ius' zweiter
Sohn Michael hatte eine Nachkommen»
schaft. die bis in die Mitte des 47. Jahr.
Hunderts sich forterhielt und in welcher
Adam Wojwode von Podolien und später
in Wolhynien war. Dimiter 's jüngster
Sohn Vafi l ius, der Stammvater der heuti»
gen Sanguezko-Lubartowicz, erhielt
bei der Erbtheilung das Herzogthum Kovel.
Von Basi l 's Nachkommen lebten um das
Jahr 1640 Kasimir und Johann Wla-
dislaw Saguszko, Letzterer Hauptmann
von Sieradz. Ein Enkel Kasimir's aber ist
Johann.Kasimir, der im Jahre 1705 die
Stelle eines lithauischen Hofmarschalls be,
kleidete. Ein Paul Sanguszko lebte im
Jahre 1730 und war seit 17t0 mit Maria,
einer Tochter Joseph Karl's Fürsten Lubomirski
lBd. XV I , S. 112. Nr. N). vermalt, aus
welcher Ehe Paul Fürst Sanguszko,
Großmarschall von Lithauen (geb. 1710), ent.
stammt. Ein Gustachius Sanguszko,
Sohn deS Hieronymus und Wojwode von
Wolhynien, ist der Vater des Fürsten Ladis-
laus, dessen Lebensskizze S. 191 mitgetheilt
ist. — Die Familie Sanguszko besitzt
große Güter und außer mehreren Herrschaften
das Herzogthum Zaslaw in Wolhynien und
die Grafschaft Tarnow in Galizien. — Ihre
Abstammung von Gedymin, sowie ihre Verwandtschaft väterlicherseits mit der Kö,
nigsfamilie der Iagellonen wurde von Kaiser
Joseph I I . mit Diplom ääo. 9. Juni 1788,
und auch ihr Fürstentitel, den die Könige von
Polen und die Reichstage ihr nie streitig
gemacht haben, der Familie Sanguszko
bestätigt. Noch sei bemerkt, daß die Güter
der Familie weder durch Confiscation noch
durch Kauf erworben wurden; auch sind sie
keine Geschenke, sondern kamen alle durch
Erbschaft in die Familie.
II. Einige besonders denkwürdige Sproßen der/ür-
stensamilie Sangnszko-Lnbartowiy. 1. Bar-
ba«a Sanguszko (geb. 1718, gest. 2. Octo»
der 1791), aus dein Hause Dun in , Gema«
lin des Großmarschalls von Lithauen, Paul
Fürsten Sanguszko. Barbara war eine
wegen ihrer Frömmigkeit und Tugenden zu
ihrer Zeit im hohen Ansehen stehende Frau.
Sie war eine große Wohlthäterin der Armen
in Warschau, und mit anderen Damen des
polnischen höhen Adels im Vereine errichtete
sie ein Wohlthätigkeits-Institut. in welchem
Bedürftige und Nothleidende Schutz und
Unterkunft fanden. Dabei war sie eine Freun-
din der Literatur und gab selbst einige Schrif«
ten im Drucke heraus, und zwar: „I»»3a
6U82? xi-262 xoknttz 2avnaoH2«!SH 310 üo
Nosa", d. i. Betrachtung der durch Reue zu
Gott zurückkehrenden Seele (Lubri 1743. 8°.);
<:^ek") d. i. Beschreibung von Krank«
heiien. welche einer schnellen Hilfe bedürfen
(Warschau 1783. 8°.); — „UraoiH äs V»1-
mont <-2?U oolyä ro2liinu", d. i. Der Graf
von Valmont. oder die Verirrung des Ver-
standes. 2 Bände (ebd. 1778. 8».). die ge»
nannten drei Schriften sind sämmtlich Ueber-
setzungen aus dem Französischen. Die durch
ihre Geschicke bemerkenswerthe Darstellung
ihres und des Lebens ihres Gatten hat der
Marschall von Iastaw. Ciechoüski, in
einem Manuscripte hinterlassen, das den
Titel: „kau 8t2i>o8tH Aäki-ss-wLki" führt und,
aber nur im Auszuge, auch zu öfteren Malen
bereits im Drucke erschien. — 2. Eustach
(geb. 2«. Qctober t?68. aest. 2. December
4844), ein Sohn deS H i ero n y mu s M.,
Wojwoden von Wolhynien. Während des
vierjährigen Reichstages versah Eustach den
Posten eines Wojwoden von Lubelsk und
trat im Reichstage bei mehreren Gelegenhei.
ten als Redner auf. Diese Reden sind im
3. Bande der Sammlung von Reden und
Schriften (2dioi- ia6v, i liisw.) abgedruckt.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon