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Santer 498« Sanier
begab er sich nach Augsburg- und arbei»
tete dort an der Kunstakademie mit sol«
chem Eifer und Erfolge, daß ihm zwei
Preise, einer in der Bossirkunst. der
zweite im Architecturzeichnen. zuerkannt
wurden. Im Jahre 1782. damals
26 Jahre alt, ging S. nach Stuttgart,
wo ihm der dortige Gallerie-Director
-Nikolaus Guibal — nicht, wie er im
„Tiroler Boten" genannt wird: Gni»
bal — eine wohlwollende Aufnahme zu
Theil werden ließ und ihm theils selbst
Bestellungen gab. theils ihm solche von
Anderen verschaffte. Bald erwarb sich
S. durch seine fleißigen und trefflichen
Arbeiten einen so ausgezeichneten Ruf.
daß er aufgefordert wurde, sich in Stutt-
gart niederzulassen. I n seinem Dränge,
fich weiter auszubilden, kam er dieser
Aufforderung nicht nach und begab sich
Anfangs Mai 4783 nach Paris, wo er
bald Gelegenheit fand. seine Studien in
erfolgreichster Weise aufzunehmen. Gleich
von allem Anbeginne schon fehlte es ihm,
nachdem seine Gsschicklichkeit erkannt
worden war, nicht an Arbeit' drei Kunst«
ler, zwei deS Namens Brocke und ein
dritter Namens Moreau, eröffneten ihm
ihre Ateliers, in welchen S< mit großem
Eifer mehrere Aufträge ausführte. Wäh-
rend eines dreijährigen Aufenthaltes in
der Seinestadt hatte S. einen wahren
Schatz an Zeichnungen und Abgüssen
nach den besten Werken der Architectur
und Bildhauerkunst gesammelt. Auch
vollendete S. in dieser Zeit mehrere
Sculpturen, theils im Auftrage der vor
benannten Bildhauer, theils auf eigene
Rechnung, und wurde, wenn die Bestel»
lungen rascher ausgeführt werden sollten,
darin von zwei ihm befreundeten nam>
haften Künstlern, r>on Scheffauer und
Dannecker, welche sich damals eben
in Paris aufhielten, unterstützt. Ueber! seine in Paris und dann später an ande»
ren Orten ausgeführten Arbeiten folgt
weiter unten eine gedrängte Uebersicht.
Gegen Ende 1786 verließ S. Paris und
kehrte, nachdem er in mchreren größeren
Städten des südlichen Deutschland sich
einige Zeit aufgehalten hatte, im Jahre
l788 in seine Vaterstadt Bruneck zurück,
wo er nun seinen bleibenden Aufenthalt
nahm, leider nicht zum Frommen seiner
Kunst, nach deren Erzeugnissen dort eben
keine Nachfrage war, und dann, weil er
als Mitglied einer Gemeinde durch seinen
ehrenhaften Charakter und seine Welt.
und Menschenkenntniß zu Stellen be.
rufen wurde, deren Wirkungskreis mit
jenem der Kunst wenig oder nichts zu
schaffen hatte. So wurde er in verschie»
denen Epochen mit der Wirksamkeit eines
Stadtbaumeisters, Bürgermeisters, k. k.
Wegmeisters und in seinen letzten Lebens-
jahren sogar mit jener eines Spitals»
Verwalters betraut. I m Alter von erst
33 Jahren entriß ihn nach nur kurzem
Leiden der Tod seinen Mitbürgern, denen
er, um sich ihren Angelegenheiten, durch
ihr Vertrauen zur Leitung derselben be»
rufen, zu widmen, das Höchste: dieKunst,
geopfert hatte. S. hat eine mehrseitige
Thätigkeit entfaltet, als Bildhauer, Ar«
chitekt und Mathematiker, der bereits
geschilderten als Gemeindemitglied nicht
weiter zu gedenken. Von seinen Bild-
hauerarbeiten sind anzuführen aus der
Zeit feines Aufenthaltes in Frankreich
mehrere kleinere Statuen: eine Venus,
eine Flora, eine weibliche Gcstalt, welche
wäscht, noch eine Venus mit der Taube,
mehrere kleine Figurengruppen, dann
einige zierliche Vasen, welche ihm mit 4t)
bis 6l) Livres und auch höher für das
Stück bezahlt wurden. Für seine Arbei-
ten erhielt er mit Rücksicht auf die kleinen
Dimensionen, in denen sie ausgeführt
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon