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wurden, und auf den damaligen Geld»
werth ziemlich ansehnliche Honorare, so
für eine Venus, an der ihm Scheffauer
geholfen. 12</2 Louisd'or. für einen
Mercur, an welchem der berühmte
Dannecker mitgearbeitet. 43 Louis«
d'or. I n Tirol, wo, wie oben bemerkt,
seiner Kunst wenig Gelegenheit zur Aus-
übung gegeben ward, sind seine Arbeiten
sehr selten und davon nur anzuführen
das Grabmal des Fürstbischofs Joseph
Grafen von Svaur in der Domkirche
zu Brixen und jenes des Freiherrn Io-
seph von Sperges in der Landschafts»
kircke zu Mariahilf in Innsbruck; eine
Madonna mit dem Kinde aus Holz
in der Pfarrkirche seines Geburtsortes
Bruneck, die zwei Engel, welche den
Baldachin, der sich über der Madonna
erhebt, sind ein Werk von Santer's
erstem Lehrer Sy l i ; drei Engel, in Gyps
bossirt, in eben dieser Kirche auf dem
Sebastiansaltar; im Privatbesitze befan«
den sich zu Bruneck noch im Jahre 1822
ein stehender Christus, in Gyps bossirt,
von S. noch in Frankreich, wie eS den
Anschein hat, nach der Natur ausgeführt;
— ein Crucifix, aus Holz geschnitten,
wovon nur der Körper von S. gearbei»
tet, das Schamtuch aber von einer wenig
erfahrenen Hand später hinzugefügt
wurde; — und die Gypsmodelle zu den
beiden oberwähnten Grabdenkmalern;
mehrere von ihm theils gesammelte, theils
gearbeitete Modelle und Abgüsse sind
entweder vernichtet oder zerstreut. Was
seine Thätigkeit als Architekt anbelangt,
so besckränkt sich dieselbe nur auf wenige
Arbeiten.' darunter die neue Pfarrkirche
zu Bruneck. S. hatte dazu die Plane
vorgelegt, welche aber verworfen wurden,
worauf man einen Maurermeister mit
dem Baue der Kirche betraute. AlS aber
dieser ein architektonisches Ungethüm auf- zuführen begann, wendete man sich in
der Noth wieder an S., der den Bau
von Grund aus neu begann und zu Ende
führte; — ferner die Pfarrkirche zu Ant«
holz, nach S.'s Entwurf und unter seiner
Leitung ausgeführt; in dieser Kirche find
die Altare auch eine Arbeit S.'s; wie der
Hochaltar in der Pfarrkirche zu St. Jacob
in Ahrn und die Seitenaltäre des h. Se«
bastian und des h. Joseph in der Pfarrkirche
zu Bruneck, wo überdieß der Orgelkasten
und die Kanzel Werke seines Meißels
sind; hingegen sind die auf dem Orgel»
kästen befindlichen Engel, sowie die an
der Kanzel angebrachten kunstlosen Bas-
reliefs Arbeiten fremder Hände. Was
schließlich S.'s Leistungen auf mathema-
tischem Gebiete betrifft, so haben dieselben
einen vorherrschend praktischen Charak««
ter; er hat in seiner Gegend nicht nur
die sämmtlichen Gemeindegründe, son»
dern auch jene vieler Privaten vermessen'
dann hat er ein Kubikmaß erfunden,
worin mit Beihilfe eines dazu gehörigen
Maßstabes die meisten inländischen Körner«
maaße gemessen werden können und deren
Verhältniß zu einander S. selbst genau
berechnet hat; der Apparat befand sich
seiner Zeit oder befindet sich noch im
Besitze des Freiherrn von Sternbach
in Bruneck; endlich erfand S. eine Me>
thode, um das jährliche Wachsthum eineS
Menschen bis in das 24. Jahr zu berech,
nen und zeicbnete auch die dazu gehörige
mathematische Figur. S. wollte damit
verschiedene, über diesen Gegenstand ab-
weichende Ansichten berichtigen und zei-
gen, daß des Menschen Wachsthum im
ersten Jahre nach der Geburt am größten,
dann aber immer bis zum 24. Jahre sich
stetig vermindere. I n seiner Bedeutung als
Bildhauer wird S.'s Genius von Künst-
lern sehr hochgestellt; sein Mißgeschick,
daß er nicht zu jener Geltung gelangte,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon