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Saphir 2!8 Saphir
straft bleiben, er wurde in die Frohnveste
eingesperrt, mußte vor dem Porträte deS
Königs Abbitte leisten und dann Mim-
chen verlassen. Er ging nun nach Paris,
wo er wie in München deutsche, so hier
französische Vortrage hielt, doch ohne
Beifall, der ihm in München nicht gefehlt
hatte. Wohl hatte er eS verstanden, für
seine Vorlesungen im Salon Bossänge
die Reclame einiger Journale in Bewe«
gung zu setzen, auch war es ihm gelun.
gen, von König Ludwig Phi l ipp
eine Einladung, in den Tuilerien vor«
zulesen. zu erhalten-, im Ganzen doch
war der Pariser Zug ohne nachhaltigen
Erfolg geblieben, nur hatte er es dort
vermieden, einen Scandal anzuzetteln.
Indem er nun von König Ludwig die
Erlaubniß erbat, nach München zurück»
zukehren, machte er sich, nachdem ihm
solche ertheilt worden, 483l an die Heim-
reise. Die beiden Zeitschriften ,Bazar"
und ,Horizont" hatte er schon früher zu
redigiren aufgehört, er übernahm nun
die Redaction des „Bayerischen Beob»
achterS" nebst der deS damit verbünde»
nen „ConversationsblatteS". Ueber seine
Rückkehr nach München und sein dama«
ligeS Auftreten berichtet Adolph Scha-
den — freilich nach Saphir 's eigenen
und somit nicht ganz zuverlässigen Mit-
theilungen — daß er sich zu jener Zeit
viele Feinde dadurch gemacht, indem er.
dem man die krassesten liberalen Ansich»
ten zugetraut hatte, weil er oft mit gro-
ßer Bitterkeit gegen einzelne Blößen der
Hoftheater-Intendanz zu Felde gezogen
war, jetzt entschieden auf die Gegenseite
übertrat. „Und doch war dieß", schreibt
Schaden«Saphir, „gar kein Ueber-
tritt, er hatte nie zuvor eine feste poli<
tische Anficht ausgesprochen; in Paris
aber hatte er nach seiner Meinung und
Einsicht die Bodenlosigkeit eines «gewis« sen Liberalismus« (!) einzusehen die beste
Gelegenheit gehabt und diese Einsicht
sprach sich jetzt offen aus." Wahrhaftig,
es gehört eine kühne Stirne dazu, Moriz
Saph i r einer politischen Consequenz
für fähig zu halten, ihn. der sich. wie eg
notorisch bekannt, von Schauspielern
Sängern und Virtuosen freilich nicht
mit Silber, wohl aber mit schwerem
Golde bestechen ließ. Für seinen Gesin-
nungswechsel aber hat ihn König Lud»
wig zum Intendanzrathe der königlichen
Hofbühne ernannt, nachdem er vorher
noch'dem Iudenthume abtrünnig gewor«
den und zur protestantischen Kirche über«
getreten war, wobei er den bisherigen
NamenM(o seS) mitMoriz vertauschte.
Bis zum Jahre 1834 blieb S. in Mim-
chen. wo er, wie einer seiner Schmeichler
schreibt, „abgöttisch geliebt" war und eS
nur aus zarter Rücksicht gegen achtungs«
würdige Persönlichkeiten verließ, deren
Familiensrieden durch sein längeres Ver«
bleiben dort Störungen hätte erfahren
muffen. Das ist denn doch starker Ta«
bak, als ob S. je auch nur die geringste
Rücksicht gegen Andere hätte walten
lassen! Im genannten Jahre kam nun
S. nach Wien, wo er in anderer Weise
wie bisher auftrat. Seine Bitte, ihm die
Herausgabe eineS eigenen Blattes zu ge«
statten, wurde ihm von den omnipotenten
Behörden jener Zeit rundweg abgeschla«
gen. Er arbeitete also nun längere Zeit
an Bauerle'ö ,Theater-Zeitung", hatte
aber bald solche Proben journalistischer
Uneigennützigkrit gegeben. daß ihn
Bauernfeld in seinem Lustspiele: „Der
literarische Salon" erbarmungslos bloß«
stellte. Der Frank'sche Almanach ^uergl.
die Quellen: Saphir 's Porträtes setzte
diesem Pamphlete noch die Krone auf,
indem, ein Stahlstich, worauf Herr S a«
phir mit Polträtähnlichkeit dargestellt
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Volume 28
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Saal-Sawiczewski
- Volume
- 28
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1874
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 414
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon